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Rezension zu
Heimat

Vom Suchen der eigenen Vergangenheit

Von: lies-geschichte.de
23.10.2020

Es ist ein schwerer, ein wuchtiger Band. Aber schwer und wuchtig sind auch die Fragen, mit denen Nora Krug loszieht auf eine Spurensuche. Fernab der Heimat, ausgewandert in die USA, beginnt sie sich zu fragen, was das eigentlich ist. Heimat. Und vor allem, wie sie als Deutsche sich zur deutschen Vergangenheit verhalten soll. Sie merkt, dass sie – wie so viele von uns – kaum etwas über ihre Vorfahren weiß. „Heimat“ erzählt daher die Geschichte einer akribischen Recherche. Und der großen Frage nach Schuld und Unschuld. Denn natürlich geht es – wie kann es im deutschen Kontext anders sein – auch um die Frage der Verstrickung der eigenen Familie in den Nationalsozialismus. Wie viel ist dran an familieninternen Legenden von jüdischen Verwandten, die gewissermaßen von der eigenen Schuld entlasten sollen? Hatte der Großvater wirklich so ein gutes Verhältnis zu seinem Chef, einem jüdischen Unternehmer, dass der ihm das Startkapital für eine eigene Fahrschule schenkte? Was sagen die Hakenkreuz-Verzierungen in den Schulheften des gefallenen Onkels über seine Gesinnung aus? Und dürfen wir uns nach diesem Land sehnen? Nach Brot, nach Wärmebeutelwärme? Nora Krug gelingt es, durch Collagen von Fotos und Zeichnungen, durch die durchgängig in Handschrift gesetzte Erzählung, durch die Abbildung von Originalunterlagen, eine Unmittelbarkeit herzustellen, die berührt. Die eigentliche Recherche wird regelmäßig von Notizen „einer heimwehkranken Auswanderin“ unterbrochen, in denen sie Gegenstände und Produkte portraitiert, die ihr in den USA besonders fehlen. Und dann folgt wieder ein Besuch in Deutschland, bei lokalen Geschichtsexperten, im Archiv. Es ist diese akribische Nachzeichnung des Rechercheweges, die das Buch auch und gerade für junge Geschichtsinteressierte besonders lesenswert macht. Hier wird deutlich, wie historische Recherche funktionieren kann. Zugleich bleibt natürlich der Punkt persönlicher Befangenheit, es bleibt eine Familien-, keine Gesellschaftsgeschichte. Trotzdem ist „Heimat“ ein beeindruckendes, absolut empfehlenswertes Buch, gerade weil es die Subjektivität immer wieder klar in den Vordergrund stellt und die Frage nach der Erreichbarkeit historischer Wahrheit damit in jedem Satz mit reflektiert. Gestaltung 5/5 Sprache 5/5 weiterführende Tipps 5/5 Handlung 5/5

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