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Rezension zu
Das Kino am Jungfernstieg

Spannende Reise in die Filmgeschichte der Nachkriegszeit

Von: Nanni Eppner
21.10.2020

Die Bücher von Micaela Jary fühlen sich an wie Heimat. Ich bekomme ein wohliges Gefühl, wenn ich die ersten Sätze, die ersten Seiten in einem ihrer Romane lese. Es sind keine Bücher, die sich in der Komfortzone bewegen, denn Micaela schreibt über ein Kapitel unserer Geschichte, das alles andere als schön ist. Aber ich weiß, egal welchen ihrer Romane ich aufschlage, ich werde eintauchen in das Leben spannender Personen, werde etwas lernen, werde unterhalten und am Ende mit vielen Emotionen im Bauch das Buch zur Seite legen und mich auf ihren nächsten Roman freuen. In das Kino am Jungfernstieg reisen wir in das Jahr 1946. Lili Paal hat ihren Wunsch erfüllen können und einen Beruf beim Film ergattert. Sie ist Cutterin und so gut in ihrem Beruf, dass sie sich in der Filmstadt Berlin längst einen Namen gemacht hat. Nach langer Zeit kehrt sie zurück zu ihrer Mutter, die ehemals ein Kino mit ihrem verstorbenen Mann betrieben hat. Im Jahr 1946 lebt sie bei Lilis Tante und deren Familie, ist bettlägerig und wird von der Verwandtschaft mehr schlecht als recht versorgt. Lili ist entsetzt über den Zustand ihrer Mutter, die Geldgier ihrer Tante und den Machenschaften ihres Onkels, und entschließt sich in Hamburg zu verweilen, um die Mutter zu versorgen. Lili lernt den britischen Offizier John Fontaine kennen. Es entsteht ein fast freundschaftliches Band zwischen den Beiden. Micaela Jary nutzt diese Konstellation ihrer Figuren, um darzustellen, wie die gesellschaftliche Situation in der Nachkriegszeit aussah. Die Kluft zwischen Briten und Deutschen ist groß. Man misstraut sich auf beiden Seiten, aber es schimmert immer ein Gefühl von Menschlichkeit durch, das sicher auch dafür gesorgt hat, dass die Menschen in den Ende 40ern / 50er Jahren wieder so auf die Beine gekommen sind und dass wir alle unsere Schubladen, in denen wir schwarz-weiß denken, verlassen sollten. John Fontaine ist nicht der einzige Mann, den sie in Hamburg kennenlernt. Der Filmregisseur Leon Caspari arbeitet ebenfalls dort und sucht das Kino am Jungfernstieg auf, das Lilis Eltern gehört und kurz vorm Ruin steht. Caspari weiß etwas, das er vor Lili verheimlicht. Es gibt Geheimnisse, die Lilis Leben unerwartet aus der Bahn werfen. Der Roman erhält dadurch eine Spannung, die fast einem Krimi gleicht, und so war es kein Wunder, dass ich regelrecht durch die Seiten geflogen bin. "Das Kino am Jungfernstieg" ist eine authentische Reise in das Hamburg der Nachkriegszeit. Ich bekomme einen tollen Einblick in das Filmgeschäft der 40er Jahre, in die Probleme, die Film und Fernsehen durch die Nazis und deren Zensur erleben mussten. Autorin Micaela Jary hat sich einem Thema angenommen, dass sie vor allem durch ihre Kindheit begleitete. Geboren und aufgewachsen in Hamburg, mit einem Vater, der als Filmkomponist arbeitete, sind ihr nicht nur die Schauplätze ihres Romans sehr vertraut, sondern auch Atmosphäre und Historie des Kinos und der Filmarbeit. Das spürt man beim Lesen und lässt "Das Kino am Jungfernstieg" zu einem unterhaltsamen wie auch lehrreichen Roman werden. Es ist der Auftakt einer Trilogie auf deren Fortführung ich mich sehr freue.

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