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Rezension zu
Als die Welt stehen blieb

Gedanken

Von: Nadine van Wynendale
20.10.2020

Ausgangsbeschränkungen, Maskenpflicht, Distanzgebot. Diese dystopischen Eingriffe in die Freiheitsrechte wurden festgelegt um die Ansteckung mit einem Virus zu vermeiden. Die 1975 geborene, norwegische Autorin Maja Lunde beschäftigt sich schon lange mit erdachten Dystopien. Doch plötzlich werden die dystopischen Gedanken real, aktuell und global. In ihrem Buch "Als die Welt stehen blieb", erschienen im Jahr 2020 beim btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, versucht sie ihre Gedanken und Gefühle zur Pandemiesituation zu beschreiben. Das Buch ist als eine Art "Zeitzeugenbericht" tagebuchartig aufgebaut, sprachlich gut geschrieben, lässt sich schnell und flüssig lesen und beinhaltet sehr viele stilistische Vergleiche und metaphorische Elemente. Es werden z.B. Alltagssituationen beschrieben, die in Bezug auf die aktuelle Pandemiesituation angewandt werden können. Insoweit lässt das Buch viel Raum für eigene Gedanken. Wie steht man selbst als Leser zur aktuellen Lage? Teilt man die Gefühle und Gedanken der Autorin? Primär setzt sich das Buch mit den psychologischen Auswirkungen auf die Gesellschaft auseinander. Die Handlung beschränkt sich auf die Wochen der ersten Einschränkungen in Europa bzw. speziell in Norwegen und stellt die persönliche Entwicklung aus einer rein familiären Sichtweise dar. Im Endeffekt bin ich bezüglich der Sinnhaftigkeit des Buches einer eher gespaltenen Meinung. Es werden viele Themen aufgegriffen, die mittlerweile bereits schon tausendfach beschrieben und kommentiert wurden. Natürlich hat das Buch sozusagen ein offenes Ende, da die Pandemie derzeit immernoch anhält. Ein Ausblick kann nicht gegeben werden, da dieser noch für niemanden eindeutig gewiss ist. Allerdings bringt die Autorin auch interessante, neue Denkansätze ein. Verändert sich unsere Gesellschaft? Wie sieht unser Alltag in der Zukunft womöglich aus? Was können wir uns aus den Pandemieauswirkungen auf die Gesellschaft für die Zukunft mitnehmen? Ich habe das Gefühl, dass die Autorin versucht mit dem Buch aktiv etwas zu tun, um sich selbst zu beruhigen, ja sogar an mancher Stelle sich selbst zu rechtfertigen oder Mitleid zu erbitten. Das Buch erscheint wie ein Hilferuf der Autorin aus den dystopischen Gedanken befreit zu werden und die Kontrolle wiederzuerlangen, was sie allein selbst nicht zu schaffen vermag. Ich schwanke daher zwischen der Ansicht, dass sie selbst aus Egoismus heraus ein Buch geschrieben hat, um ihre Emotionen loszuwerden und um selbst das Gefühl zu haben etwas aktiv getan zu haben und/oder ob sie damit den Menschen Trost spenden wollte, denen es möglicherweise ähnlich geht und einfach einen Gedankenaustausch anregen wollte. Das Buch eignet sich für Leser, die sich gern selbst mit den gesellschaftlichen Folgen der Pandemie auseinandersetzen wollen.

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