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Rezension zu
Projekt Green Zero

Projekt GreenZero

Von: Dagmar
18.10.2020

Dirk Gratzel: Projekt GreenZero Nächsten Sommer habe ich hinter dem Haus eine Wildblumenwiese und in drei Jahren einen Streuobstgarten. An meinem ökologischen Fußabdruck arbeite ich eh schon lange. Aber das was Dirk Gratzel hier vorlegt mit Projekt GreenZero überstieg meine bisherigen Vorstellungen eines verantwortungsvollen Fußabdrucks. Der bis in seine späten vierziger Jahre erfolgreiche Manager aus der IT-Branche will nicht nur seinen von heute bis zu seinem Lebensende verursachten Klimaschaden neutralisieren, nein, er hat es sich mit Projekt GreenZero zur Aufgabe gemacht, auch den gesamten Schaden, den er bis dahin angerichtet hat, zu kompensieren. Aber dafür braucht er erst einmal irgendetwas, um eine Idee davon zu bekommen, wie groß der Schaden überhaupt ist. Er findet in Berlin eine Universität, die ihn darin unterstützt und ein Forschungsprojekt daraus macht. Zum einen um überhaupt erst mal zu überschlagen, was bisher an CO2-Ausstoss etc. entstanden ist, und zum anderen welche Maßnahmen erforderlich wären, um soviel für die CO2-Bilanz zu erreichen, dass dies kompensiert wäre. Da er eine Menge auf dem Schadenskonto hat - zum Glück aber auch auf seinem Geldwertkonto - müssen es schon große Flächen sein, die er einer Denaturierung zuführen will. „Ich werde, wenn mir meine statistisch vorbestimmte Restlebenszeit von rund dreißig Jahren bleibt, die ökologische Bilanz meines Lebens bis zu meinem Tod ausgleichen. Oder, mit anderen Worten: Ich will sterben in der Gewissheit, mit meinem Dasein Schaden und Nutzen für das Lebenssystem Erde zumindest in der Balance gehalten zu haben.“ S.15 Durch das gesamte Buch ziehen sich Info-Kästen mit allen möglichen Ausführungen zu Verhältnismäßigkeiten verschiedener Fortbewegungsmittel, zu Eutrophierung, Versauerung, Biosiegel, Wildbienen, Wiederaufforstung … und Streuobstwiesen. Und trotzdem liest sich der ganze Weg, den er zurücklegt wie eine große Entdeckungsreise. Und es fehlt auch nicht an humorvoller Selbstironie. So lassen sich auch die Vorstellungen von Grafiken, Exceltabellen und Inventarlisten gut lesen. Und was wirklich sehr interessant ist: es gab bislang nichts, keine Tools, um rückwirkend eine Ökobilanz zu erstellen. Dirk Gratzel verschont uns auch mit einer Erweckungsmetaphorik, die solchen Lebenshaltungen und -wegen oft eigen ist. „Sie schienen mir mehr die Folge des Kollapses meiner Verdrängungskräfte, denn bewusster Entschluss, die Welt, das Leben oder die Umwelt und Natur plötzlich mit ganz anderen Augen zu betrachten. Ich sehe oder denke heute nicht viel anders als vor zehn Jahren. Ich schaffe es nur nicht mehr so gut, so fühlt es sich zumindest an, mich in ein paar grundlegenden Lebensfragen selbst zu beschummeln.“ S.21 Das Buch ist ein echtes Highlight dieses Herbstes. Die akribische Recherche ist in allen Punkten notwendig und erscheint nirgendwo trocken, denn sie ist überall wie eine Reise ins Ungewisse beschrieben. Im Grunde ist es nicht zu fassen, dass wir seit drei Jahren - endlich - öffentlich so viel über das Klima reden und so wenige Tools an der Hand haben, um das Ausmaß des Schadens, verursacht durch unseren privaten Lebensstils ermessen zu können.

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