Sie haben sich erfolgreich zum "Mein Buchentdecker"-Bereich angemeldet, aber Ihre Anmeldung noch nicht bestätigt. Bitte beachten Sie, dass der E-Mail-Versand bis zu 10 Minuten in Anspruch nehmen kann. Trotzdem keine E-Mail von uns erhalten? Klicken Sie hier, um sich erneut eine E-Mail zusenden zu lassen.

Rezension zu
Als die Welt stehen blieb

Warum dieses Buch?

Von: Casserolo
12.10.2020

Bestseller-Autorin Maja Lunde hat ein neues Buch geschrieben: Ein dünnes Bändchen mit ungewöhnlich groß erscheinender Schriftart und z.T. leeren Zwischenseiten. Dieses neue Werk ist weniger Roman, als vielmehr die Veröffentlichung ihres Tagebuchs. Als im März 2020 der europäische, Corona-bedingte Lockdown auch Norwegen und damit Maja Lunde erreicht, beginnt sie, ihre Gedanken und Gefühle aufzuschreiben. Herausgekommen ist ein ehrlicher, sehr persönlicher und fast schon intimer Einblick in ihr Gefühls- und Familienleben. Ihr Ehemann, drei schulpflichtige Söhne, die Mutter, die Großmutter, die Geschwister samt Familien: Alle finden Platz in Maja Lundes Corona-Tunnelblick. Dominiert wird der Text jedoch von zwei Gefühlen: Angst (vor dem Tod geliebter Menschen sowie dem eigenen, vor dem Knoten in der Brust) und totaler Überforderung (Homeschooling, Streit in der Familie). Unweigerlich stellt man sich die Frage: Will man das überhaupt wissen? Will man das lesen? Es ist, als schnüffele man in einem fremden Tagebuch… Zuerst fühlt man mit Maja Lunde mit. Man hat das ja so oder so ähnlich selbst erlebt. Schön, wenn man merkt, dass die eigenen Sorgen auch von anderen geteilt werden. Doch dann, ca. ab Seite 70, kippt Maja Lundes subjektiver Corona-Erlebnisbericht in einen jammernden, schließlich kaum noch zu ertragenden wehleidigen Tonfall. „Ich will mein Leben zurückhaben.“ schreibt Maja Lunde wortwörtlich. Angesichts einer gesunden, intakten Familie – die zwar durch HomeOffice und HomeSchooling unter ungewöhnlichem Stress steht und sich der neue Alltag daher als anstrengend und Kräftezehrend, aber durchaus zu bewältigen erweist – erscheint das dem Leser als undankbares Jammern auf hohem Niveau! Maja Lunde wirkt in ihrem Text ohnehin als wenig resilient. Der Knoten in ihrer Brust (der sich aufgrund einer noch ausstehenden Untersuchung noch überhaupt nicht als bösartig herausgestellt hat), die schrecklichen Verhältnisse in Moria, die an ihr (und ihren Nerven) zerrenden Kinder, die sie stressenden Presseanfragen: Das alles lässt sie fast die Wände hoch gehen. Dazu kommt ihre im Text kaum kaschierte Handy- bzw. Informationssucht. So steht man am Ende des dünnen Büchleins etwas ratlos da. Zwar hat Frau Lunde sehr ehrlich ihr Innerstes mit den Lesern geteilt, aber es bleibt wenig hängen außer eine Mischung aus Verärgerung und Mitleid. Natürlich nimmt Stress jeder anders wahr, man kann ihn objektiv kaum bewerten. Trotzdem wünscht man Frau Lunde etwas mehr Hoffnung, etwas mehr Vertrauen, etwas mehr Gelassenheit. Keine Frage: Wir leben gerade in einer anstrengenden, beängstigenden und extrem belastenden Zeit! Aber sie wird nicht dadurch besser, dass man sich der durch sie heraufbeschworenen Angst mit bodenloser Verzweiflung ausliefert. Vor allem nicht, wenn man – wie Frau Lunde – dazu (noch) gar keinen Grund hat!

Wir stellen nicht sicher, dass Rezensent*innen, welche unsere Produkte auf dieser Website bewerten, unsere Produkte auch tatsächlich gekauft/gelesen haben.