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Rezension zu
Eine wahre Freundin ist wie ein BH

Vom Sandkasten bis zur Seniorinnen-WG

Von: Edith N.
06.09.2020

Hat man gute Freundinnen, macht man sich oft gar nicht bewusst, was man da für einen wertvollen Schatz „besitzt“. Sie sind einfach da, womöglich schon seit dem Kindergarten. Wir teilen Freud und Leid miteinander, kennen wechselseitig unsere Stärken und Schwächen und haben sowohl stürmische Zeiten als auch Durststrecken überstanden. Aber wir denken meist nicht darüber nach. Es ist eben so. Die befreundeten Autorinnen Ursi Breidenbach und Heike Abidi haben intensiv über das Thema Frauenfreundschaften nachgedacht und recherchiert. Sie haben auf eigene Erfahrungen zurückgegriffen, sich belesen, Frauen verschiedenen Alters befragt und sich mit Freundinnen in Literatur, Film und Fernsehen sowie mit weltberühmten Frauenfreundschaften befasst. Im vorliegenden Buch nehmen sie uns mit auf eine unterhaltsame und erhellende Zeitreise in die Vergangenheit und Zukunft. Denn auch als „Platin Girls“ werden wir nicht auf freundschaftliche Kontakte verzichten wollen. Die Autorinnen nähern sich dem Thema chronologisch – von der Sandkastenfreundschaft bis ins Seniorinnenalter. Wie fängt das an mit den Mädchenfreundschaften? So richtig nach Interessen und Neigungen kann man sich im Kindergartenalter seine Freundinnen noch nicht aussuchen. Da ist man mit den Mädchen befreundet, die in der Nähe wohnen und mit denen man häufig Kontakt hat. Wenn man größer wird und sich in jeder Hinsicht der Horizont erweitert, schließt man auch Freundschaften außerhalb der unmittelbaren Nachbarschaft. Da kommt’s dann zu Eifersüchteleien, wenn die eine Freundin neue Kontakte knüpft und die andere Exklusivitätsansprüche hat. In der Pubertät werden aus Freundinnen schon mal Rivalinnen. Wenn dann noch die erste Liebe in Spiel kommt, wird so manche Mädchenfreundschaft auf eine harte Probe gestellt. Beim Start ins Studium bzw. Berufsleben werden die Karten nochmals neu gemischt und es ergeben sich Chancen für ganz neue Freundschaften. Welche freundschaftliche Beziehung den Studienabschluss oder einen Arbeitsplatzwechsel übersteht und welche nur eine temporäre Schicksalsgemeinschaft war, das zeigt sich dann. Nicht jede Freundschaft ist dazu bestimmt, fürs ganze Leben zu halten. Heike Abidi schreibt dazu: „Der Berliner Psychologe und Freundschaftsforscher Wolfgang Krüger sagt sogar, wahre Herzensbindungen, die über 20 Jahre halten und auch bei räumlicher Distanz weiter bestehen, hat man im Durchschnitt nur drei (...). Man kann eben nur mit einer begrenzten Anzahl von Menschen gleichzeitig so vertraut sein, Zeit verbringen, sich miteinander austauschen und wirklich eng befreundet sein.“ (Seite 141) Schwierig wird’s, wenn eine Freundin einen Partner hat, mit dem man nicht klar kommt und bei dem man vielleicht sogar das Gefühl hat, dass er ihr nicht gut tut. Was macht man da? Die Zähne zusammenbeißen und um ihretwillen den Kerl erdulden? Spricht man sie auf das Problem an? Trifft man sich nur noch ohne Partner oder zieht man sich ganz von ihr zurück? – Alles kann hier richtig und alles kann falsch sein. Wir erfahren Interessantes über Gruppendynamik und darüber, wie sich wahre Freundschaften in Lebenskrisen bewähren. Man muss, bei aller Liebe, aber auch Grenzen ziehen können. Es gibt Geheimnisse, die man einer guten Freundin nicht aufbürden sollte. Und man muss sich auch nicht endlos als Amateur-Therapeutin vereinnahmen lassen. Und wie ist das eigentlich mit Frauenfreundschaften im Alter, wenn sich die Eigenheiten verstärken oder sich die Freundin stark verändert, weil sich ihre Lebensumstände verändert haben? Es ist ja nicht so, dass die Persönlichkeitsentwicklung mit, sagen wir mal, dreißig abgeschlossen ist und sich danach nichts mehr tut. Es ist nicht ganz aus der Welt, dass man über eine Seniorinnen-WG mit den Frauen nachdenkt, mit denen man so lange schon so stark verbunden ist. Bevor man das angeht, gibt es aber einiges zu bedenken, wie wir im Buch nachlesen können. Auch wenn vieles für so eine Lösung spricht: Blauäugig sollte man sich nicht ins Abenteuer stürzen. Es sind so viele interessante Themen und kluge Gedanken in diesem Buch, dass ich hier gar nicht alles anreißen kann. Recht hat sicher die alte Dame, die sich wöchentlich mit den ihr verbliebenen Freundinnen im Café trifft und meint: „Wer weiß, wie viele Jahre wir noch leben, also nehmen wir mit was geht.“ (Seite 284) Und auch dem Schlusswort kann ich mich vorbehaltlos anschließen: „Ohne Freundinnen geht es einfach nicht.“ (Seite 287)

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