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Rezension zu
Heimat

Belonging

Von: elena_liest
10.08.2020

"... und ich bin froh, dass ich all die Fragen gestellt habe, die ich hatte stellen müssen - dass ich zurückgekehrt bin und die Brotkrumen aufgesammelt habe, dass ich nicht aufgehört habe zu suchen, bis ich mir sicher war, dass keine mehr dort liegen, dass ich jetzt weiß, was ich zuvor nicht wusste: dass HEIMAT nur in der Erinnerung wiedergefunden werden kann, dass sie etwas ist, das erst zu existieren beginnt, wenn man es verloren hat." - Nora Krug, "Heimat: Ein deutsches Familienalbum" Nora Krug wurde 1977 in Karlsruhe geboren und wanderte vor etwa 20 Jahren nach Amerika aus. Seit 2007 lehrt sie in New York an der Parsons School of Design, ist mit einem jüdischen Kollegen verheiratet und hat eine dreijährige Tochter. Die Autorin konnte zeitlebens ein Gefühl nie wirklich abschütteln: die Schuld. Schuld vermischt mit Scham, das ist es, was sie häufig fühlt, wenn sie auf ihre deutsche Herkunft in Verbindung mit der NS-Zeit angesprochen wird. Oft versuchte sie, ihren deutschen Akzent zu verstecken, ihre Herkunft nicht preis zu geben. Aus diesen Gefühlen heraus und aus einem fehlenden Heimatgefühl begab sich Nora Krug auf Spurensuche in die Vergangenheit. Sie reiste nach Deutschland, führte etliche Interviews mit Zeitzeugen und deren Nachkommen, durchforstete Archive und alte Familienalben, stöberte durch Flohmärkte und erinnerte sich an lange zurückliegende Erlebnisse mit ihrer Familie. Aus diesem Sammelsurium an Eindrücken erschuf die Autorin über sechs Jahre hinweg diese wirklich außergewöhnliche Graphic Novel, oder, wie sie es nennt, "Graphic memoir". Auf knapp 300 Seiten gibt Nora Krug einen einzigartigen Einblick in ihre Vergangenheit. Dabei spricht sie immer von sich selbst aus der Ich-Perspektive, schildert ihren Weg durch das unwegsame Gelände der Erinnerungen und nimmt die*den Leser*in dadurch mit auf eine Reise, an deren Ende die Antwort auf die Frage steht, was Heimat eigentlich ist. Im Laufe der Graphic Novel wird die NS-Zeit beeindruckend aufgearbeitet, es wird gegen das Vergessen angekämpft und ein Bewusstsein dafür geschaffen, dass sich die Erinnerung im Laufe der Zeit gewandelt hat. Oft wird verdrängt, dass die Mehrheit der Deutschen damals eben keine Oppositionellen, sondern Mitläufer waren - auch Nora Krugs Großvater hat sich nicht aktiv gegen das NS-Regime aufgelehnt, wie sie im Laufe ihrer Recherchen erkennen musste. Das Buch kommt relativ groß und als Hardcover daher, was ich sehr gelungen fand. So wurde der Eindruck eines "Familienalbums" auch durch das Format nochmals verstärkt. In der Graphic Novel vereinen sich dann alte Fotos, Abbildungen von Flohmarktfunden, Protokolle, Briefe, Postkarten und Zeichnungen sowie Text in der Schrift der Autorin zu einem tollen Leseerlebnis. Das einzige Manko war für mich, dass der Zeichenstil der Autorin nicht zu 100 % meinen Geschmack getroffen hat. Durch die vielen Illustrationen wurde das aber fast wieder wett gemacht. Ich kann das Buch also sehr empfehlen und möchte außerdem darauf hinweisen, dass es auch demnächst im Penguin-Verlag als (günstigeres) Paperback erscheint.

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