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Rezension zu
Das Leben neu backen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ins Leben zurück durch Backen

Von: Agathe_liest
06.08.2020

Ich kultiviere ich eine gewisse Schwäche für die Bücher des WUNDERbaren Wunderraum-Verlages -- es sind meist kleine, feine, besondere Kostbarkeiten im Allerlei in immer hochwertiger, liebevoller Ausstattung und Gestaltung und werden - meines Erachtens - viel zu wenig beachtet.  Darum ich voller Vorfreude, als ich zu Olivia Potts "Das Leben neu backen" griff. Um es vorwegzunehmen:  so recht wurde ich dieses Mal leider nicht gepackt.  "Es war, als würde ich ausgehöhlt und auf einmal von oben hin mit Verlust angefüllt. Das Gefühl des Verlusts durchströmte mich  bis zu den Fingerspitzen, bis zu den Haarwurzeln." Seite 27 Olivia Potts, erfolgreiche Junganwältin, hängt ihren Beruf nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter an den sprichwörtlichen Nagel und beschließt, sich an renommierten Kochschule Cordon bleu anzumelden und dort das Patisseriehandwerk zu erlernen.  Klingt das zunächst zwar seltsam, aber doch hochinteressant (warum dieser doch sehr extreme berufliche Wechsel - worauf fußt das?)  hätte dies ein großartiger  Entwicklungsroman werden können. Besondere, einschneidende Erlebnisse im Leben führen ja häufig zu Wendepunkten ungeahnter Art und somit auch häufig zu dem, was man eigentlich erträumt - weil die Wichtigkeit der Dinge bewusst wird und die eigenen Träume wieder sichtbar werden.  Leider ist die Autorin sprachlich nicht gerüstet für eine derartige Darstellung. Der Roman zerfällt in mehrere Teile - zunächst den Teil der persönlichen Trauer, den ich hier nicht bewerten will und werde, da dies eine hochpersönliche Angelegenheit ist, so dass sich jede Beurteilung von außen per se verbietet. In der zweiten Passage des Romanes beschreibt die Autorin ihren Alltag als Junganwältin. Dies ist der Sache gemäß oftmals etwas fad, auch weil sie sich hier in Details verliert, die mitunter doch eher zäh daher kommen.  Hier schimmert durchaus die Passion der Autorin für dieses Genre durch, aber auch ihre Neigung zu kurzer, recht emotionsloser Darstellung, die sich auch durch das ganze Buch hindurchzieht. Wirkt dies in diesem Teil passend, ist dieser Stil in den anderen Teilen eher unschön, weil er teils sogar unbeholfen wirkt. Teil drei ist der Ausbildung an der renommierten Kochschule gewidmet -  hier ist es mitunter recht amüsant, welch militärisch anmutende Strenge dort herrscht. Die in Teilen ausufernden Schilderungen der Ausbildung, der Arbeiten an kniffligen Rezepturen, war mir persönlich einfach zu ermüdend. Das hat mich --  schlicht gesagt - einfach überhaupt nicht interessiert.  Aufgelockert und verbunden sind alle Passagen des Buches mit eingestreuten Backrezepten, die mich als Küchenmuffel eher wenig interessierten - was aber nun keine Schuld der Autorin ist, eher meiner besonderen Ambivalenz gegenüber Küchenaktivitäten geschuldet ist. Dies ist kein schlechtes Buch, nein!  Ich vermute sogar, dass jemand mit großem Interesse an Backen und der emotionalen Befriedigung, die damit scheinbar einhergehen mag, dieses Buch absolut schätzen wird und der Entwicklung der Autorin wird folgen können.  Ich bin mit einer falschen Erwartungshaltung an das Buch herangetreten.  Als jemand, die selbst kürzlich einen schmerzhaften Verlust erlitten hat und daher ermessen kann, welch emotionale Zerstörung das anrichtet, erhoffte ich mir Einblicke in Trauerarbeit, vielleicht ein paar Gedankenstöße, die aufrüttelnd, wegweisend sind. Dergleichen habe ich nicht gefunden. Und konnte es wohl auch nicht finden -  dies war ein persönlicher Trugschluss meinerseits. Für mich war die Entwicklung der Autorin wenig nachvollziehbar, da sie mir nicht nahe kam - sie blieb mir auf indifferente Art fremd. Nun ist es aber keinesfalls an mir, das wirkliche Leben von Olivia Potts zu kritisieren oder ihre Motive anzuzweifeln, darum schließe ich einfach und sage:  es war eben schlicht nicht mein Buch. Leider.  Mitgenommen habe ich aber - und das ist vielleicht ein bisschen exemplarisch - ein Zitat der großen Hilary Mantel:"Der tote Mensch tritt in den Hintergrund, verliert sein Selbst, verliert seine Vollständigkeit, wird zu einem Artefakt der Erinnerung"   --- dies wird mich begleiten. Natürlich trotzdem ein großes Dankeschön für das Überlassen eines Rezensionsexemplares @wunderraumverlag / @bloggerportal 

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