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Rezension zu
Meine zehn Großväter, das Meer und ich

Wo man im Meer nicht mehr stehen kann

Von: Reenchenz
29.07.2020

„Angst ist eine kleine Spinne, die dich ablenkt, während das Leben dich bescheißt.“ Diese und andere kluge und weniger kluge Ratschläge geben Opas gerne. Gut, dass der kleine Fabio gleich zehn davon hat. Denn die Brüder seines leiblichen Großvaters, alle ledig, alle mehr oder weniger verrückt, werden nicht müde, Fabio von Gleichaltrigen fernzuhalten und ihn in ihr eigenes irres Leben einzuführen. Doch als sein Vater nach einem Unfall ins Koma fällt, geht ihm die scheinbar einzig vernünftige männliche Bezugsperson verloren. Und so schlängelt sich Fabio zwischen den verrückten Ideen der zehn „Onkel“ und den gleichaltrigen Mitschülern durchs Leben, um seinen eigenen Weg zu finden. Eine Zuflucht findet er in den gebrauchten Sachbüchern vom Wochenmarkt und dem Glauben daran, dass sein Vater, der so gut darin ist, Dinge zu reparieren, auch sich selbst wieder in Stand setzen wird. Der deutsche Titel des im Penguin Verlag als Taschenbuch erschienenen Romans „Meine zehn Großväter, das Meer und ich“ ist durchaus irreführend, denn in meinen Augen spielen weder das Meer noch die zehn „Großväter“ eine zentrale Rolle in diesem Roman. Vielmehr ist es die Coming-of-age-Geschichte des kleinen Fabio, der in der verrückten Großfamilie aufwächst, mit einem Vater, der da und dann nicht mehr richtig da ist. Der italienische Autor Fabio Genovesi bedient sich in diesem Roman eines wunderbar unaufgeregten Erzählstils und lässt den Leser am Innenleben des Protagonisten Fabio teilhaben. Dies ist oftmals bewegend und gelegentlich auch zum Schmunzeln, da einen die kindliche Naivität, die aus den Worten des Ich-Erzählers spricht, anrührt. So versucht der kleine Fabio, die Geheimnisse der Dinge zu ergründen, deren Erklärungen eigentlich dem Vater zugefallen wären, wird die erste zarte Zuneigung zu einem Mädchen aus der Nachbarschaft zum Abenteuer. Zumal sich Fabio im Bann eines Fluches wähnt, der alle Männer der Familie befällt und sie zur Partnerlosigkeit und schleichender Irrewerdung verdammt. Die intensive Beschäftigung mit der Gefühlswelt des Protagonisten führt gelegentlich dazu, dass der Roman etwas handlungsarm erscheint. Er lädt, meines Erachtens nach, nicht zum schnellen Durchschmökern ein. Vielmehr sollten die Gedanken und Gefühle Fabios nachgedacht und mitempfunden werden, denn schließlich waren auch wir einmal in diesem Alter. Der Roman ist eine Fundgrube voller wunderbarer und schlauer Gedanken, die der bibliophile Lesende gerne zitieren wird. Das Buch erschien in Deutschland erstmals 2019 unter dem Titel „Wo man im Meer nicht mehr stehen kann“. Ein Titel, der wesentlich besser zum Buch passt, da dieses Bild auch mehrmals im Buch auftaucht. Es beschreibt, wie Fabio einst von seinem Vater das Schwimmen lernte, als dieser ihn unvermittelt ins tiefe Wasser warf und Fabios Schwimmversuche aus dem Boot heraus beobachtete. Es nimmt die Entwicklung Fabios im geschilderten Lebensabschnitt vorweg, den sprichwörtlichen Weg, den er geht. Nicht alleine, aber aus eigener Kraft.

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