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Rezension zu
Der letzte Morgen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Der Trick besteht darin, die Seele wintertaub zu halten.

Von: Jasmin Krieger
09.05.2015

"Der letzte Morgen" ist nach "Ein Akt der Gewalt" und "Der Cop" mein dritter Thriller von Ryan David Jahn und ich muss zugeben: der Mann wird von Buch zu Buch besser. Während ein "Ein Akt der Gewalt" auf eine wahren Begebenheit basiert und man bei "Der Cop" zumindest weiß worauf man sich einlässt, tappt man bei "Der letzte Morgen" zunächst mal im Dunkeln. Natürlich weiß man grob um was es geht. Aber was Ryan David Jahn aus den vielen Fetzen, die er einem hinwirft, zusammenpuzzelt, grenzt schon fast an Wahnsinn. Das Buch ist in sechs große Kapitel und 53 Unterkapitel unterteilt, die wiederum in zwei bis 28 Kapitel unterteilt sind. Klingt zugegebenermaßen etwas verwirrend, macht aber durchaus Sinn. Zunächst lernen wir scheinbar endlos viele gesichtslose Figuren kennen. Da die Kapitel immer aus der Sicht der jeweiligen Person geschrieben und z. T. enorm kurz sind, geraten diese mitunter mal kurz in Vergessenheit. Die Erinnerungen an diese Figuren werden aber schnell wieder aufpoliert, es kommen nach und nach Details dazu und schon bald fühlt man sich zwischen den Seiten pudelwohl. Auch hier wird - was die Sprache angeht - geklotzt, und nicht gekleckert. Es liest sich wie eine Hommage an die 50er Jahre (Los Angeles). Keine Rede von Handys, Computern, usw. - ich liebe diese Geschichten, die einem zeigen, dass man "früher" durchaus auch ohne diese Dinge überleben konnte. Jahn legt ein wahnwitziges Erzähltempo vor: zu Beginn der Story wird Vollgas gegeben, dann geht er etwas vom Gas, fährt einen langen Umweg und zum Schluss fährt er die Kiste mit Karacho an die Wand (nicht das Buch!). Gefühle spielen in diesem Thriller eine sehr, sehr wichtige und tragende Rolle. Ein einziger Satz kehrt immer wieder: "Der Trick besteht darin, die Seele wintertaub zu halten." Bis zu 2/3 des Buches ist auch der Leser in einer Art wintertaubem Zustand. Man kann sich nämlich absolut keinen Reim darauf machen wohin Ryan David Jahn einen führen wird. Fakt ist: er nimmt einen mit seiner Geschichte bei der Hand und suggeriert einem eine Art "Alles-wird-gut"-Gefühl. Es war eine Wohltat dieses Buch zu lesen. Natürlich kommt in diesem Buch auch die ein oder andere Gewalttat vor, die stellenweise auch bis an die Grenze des Erträglichen beschrieben wird. Aber das gehört nunmal auch dazu. Enthält ja nicht umsonst das Prädikat "HeyneHardcore". Auch philosophische Momente kommen in dem Buch nicht zu kurz. Wie z. B. "Die Lektionen, an die wir uns erinnern, sind diejenigen, die uns schaden." oder etwa eine andere Stelle, an der Ryan David Jahn an Achilles und die Schildkröte hinweist, wenn auch stark vereinfacht. Für mich persönlich enthielt das Buch jede Menge an Highlights. Über 50 Markierungen und Notizen sprechen für sich. Fazit: Ein Muss für Fans von undurchsichtigen, durchtriebenen, hinterlistigen Thrillern, die aber im krassen Gegensatz dazu mit Gefühl und Lebenserfahrung nicht knausern. Definitiv eines meiner Thriller-Highlights 2015.

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