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Rezension zu
Der Klang der Hoffnung

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Berührend und doch schonungslos

Von: kinderohren
08.05.2015

Die fünfzehnjährige Hanna ist eine begabte Klavierschülerin. Ihr Traum ist es, so gut zu werden wie ihr großes Vorbild Clara Schumann und sie ist auf dem besten Wege dazu. Das Stipendium für das Budapester Musikkonservatorium hat sie schon in der Tasche. Doch es ist 1944, sie ist Jüdin und wird von den Deutschen abgeholt. Nach längerer Zeit in einem Sammellager unter freiem Himmel wird sie mit ihrer Familie nach Auschwitz deportiert. An der Rampe wird sie vom Vater getrennt. Um bei ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Erika bleiben zu können, behauptet sie, sie wäre 16. Sie arbeiten im Steinbruch, hungern, frieren, doch in Gedanken übt Hanna Klavier, wann immer es geht. Eines Tages wird sie zusammen mit anderen Mädchen in die Privatvilla des Kommandanten zu einem Vorspiel gebracht, wo sie dessen Sohn kennenlernt. Zuerst hasst sie ihn, doch mit der Zeit ändern sich ihre Gefühle ... Hanna ist ein fröhliches junges Mädchen mit ehrgeizigen Zielen. Als die Familie abgeholt wird, hat sie noch nicht verstanden, was für ein Schicksal ihr droht. So packt Hanna ihr langes Lieblingskleid vom Vorspiel ein und lässt vor lauter Aufregung ihr Frühstück stehen, was sie schon bald bereut. Sie erzählt ihre Geschichte und die ihrer Familie aus ihrer Sicht: den glücklichen Zufall, der sie mit ihrer Schwester und Mutter zusammenbleiben lässt, den Lernprozess, im Lager nicht zu verhungern, das elende Leben, die harte Arbeit, die Ängste. Vor allem ihre teilweise krassen Fehleinschätzungen tun dem wissenden Leser von heute weh. Man kann sich gut in Hanna hineinversetzen und versteht, warum sie alles für ihre Mutter und Schwester tun würde. Dass sie sich verliebt, scheint fast logisch, denn es gibt ansonsten keinen Menschen, der auch nur ein nettes Wort für sie übrig hat. Dass das für beide riskant ist, ist klar. Hannas Geschichte wird sehr glaubwürdig und überzeugend erzählt. Viele kleine Details sorgen dafür, dass der Horror des Lagerlebens ganz nah an den Leser herankommt. Und doch gibt es manchmal winzig kleine Lichtblicke für Hanna, die auch den Leser hoffen lassen. Wie es ausgeht, möchte ich natürlich nicht verraten. Ich finde es allerdings folgerichtig, dass es kein Happy End im eigentlichen Sinn gibt. Die Handlung ist zwar fiktiv, wie auch im Vorwort erläutert wird, aber es gab durchaus Juden, die ähnliches erlebten wie Hanna. Und der Rahmen ist keineswegs fiktiv, sondern basiert auf Fakten: das Lager in Debrecen, der Transport in Güterwagen, die Selektion an der Rampe in Auschwitz und viele Details des Lagerlebens in Birkenau haben sich tatsächlich so abgespielt, sodass Hannas Geschichte so passiert sein könnte. Das Buch ist für Leser ab 12 Jahren, ich könnte mir vorstellen, dass sie nicht jede Anspielung verstehen. So kommen Zwillinge vor, die von Josef Mengele ausgesucht werden. Das kann natürlich nicht erklärt werden, weil es keinen allwissenden Erzähler gibt und Hanna nichts darüber wissen kann. Es schadet dem allgemeinen Verständnis aber nicht, wenn solch ein Detail nicht ankommt. Auch der Charakter Karl, der Sohn des Kommandanten, gefällt mir gut. Er wirkt lange sehr ablehnend und mürrisch, bis der Leser schließlich den Grund für seine Haltung erfährt. Trotz seiner vermeintlich priviligierten Stellung leidet auch er unter den Nazis und fällt sehr reife Entscheidungen. Mich hat dieses Buch sehr berührt. Obwohl es sich um eine Liebesgeschichte handelt, gleitet es nie ins Kitschige ab. Angesichts der schrecklichen Ereignisse drumherum wäre das wohl auch mehr als unpassend. Es macht das Ungreifbare ein bisschen Greifbarer. Es ist, gerade heute, so wichtig, dass die jungen Leute verstehen, was es bedeutet, verfolgt zu werden. Gequält und misshandelt wegen seines Glaubens oder seiner politischen Überzeugung, selbst als unschuldiges Kind. Suzy Zail ist es gelungen, mich zu fesselnund in eine schreckliche Situation zu versetzen, wie ich sie hoffentlich niemals in vergleichbarer Form erleben muss. Ein hervorragendes Buch, das dazu beitragen kann, dass Jugendlichen den Holocaust verstehen. Auch wenn es weh tut.

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