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Rezension zu
Über uns die Nacht

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Israelische Geschichte und Liebesgeflüster - das geht nicht zusammen

Von: Detlef M. Plaisier
06.05.2015

<em>Im Herbst seines Lebens erinnert sich ein Mann noch einmal an seine große Liebe. Ein klassischer Einstieg für einen romantischen Debütroman, der auf große Momente und tragische Wendungen setzt. Ein Buch versucht mit Liebe zum Detail die Kategorie „ Literatur für Frauen“ zu rehabilitieren.</em> <strong>Zur Autorin</strong> Anat Talshir hat sich mit „Über uns die Nacht“ an ihren ersten Roman gewagt. Als investigative Journalistin lag ihr Schwerpunkt bisher auf faktengestützter Berichterstattung, zum Beispiel über die Verbindung zwischen Militärtraining und Krebserkrankungen von Soldaten, wofür sie 2002 mit dem renommierten Sokolov-Preis ausgezeichnet wurde. Zusätzlich moderierte sie eine TV-Sendung und unterrichtete Kreatives Schreiben. Die Autorin wurde in Jerusalem geboren und lebt heute in Tel Aviv. <strong>Die zwei Seiten Jerusalems</strong> Jerusalem 1947: Die schöne und stille Lila lernt auf einer Feier der gehobenen Gesellschaft den distinguierten Teehändler Elias Rani kennen. Als sie sich kurze Zeit später durch einen Zufall wieder über den Weg laufen, keimt aus der anfänglichen Neugier eine innige Liebe zueinander, die jedoch verborgen bleiben muss. Denn Elias gehört einer alteingesessenen arabischen Familie an, Lila ist Jüdin. Die beiden versuchen gemeinsam vor dem konfliktaufgeladenen Jerusalem in eine romantische Traumwelt zu fliehen, doch unter dem Donnergroll der Teilung Palästinas wird ihre Liebe immer mehr zur Gefahr. Als der Bau der Mauer im Mamila-Viertel das Paar drei Jahre später endgültig zu trennen scheint – er im Osten der Stadt, sie im Westen –, trotzen beide noch dem Hass und Druck ihrer Umgebung. Sie nutzen jede Gelegenheit, um einander ein liebevolles Wort oder einen Kuss zu schenken. Aber wieviel kann die Liebe zweier Menschen ertragen? Und wie lange wird sie bestehen können? <strong>Der Nahostkonflikt als Kulisse</strong> Ganz unaufdringlich bettet Anat Talshir ihr Liebespaar in die Geschichte Israels und die Entwicklung des Nahostkonfliktes ein, schildert plastisch große wie kleine Geschehnisse, in deren Strudel Elias und Lila sich zu verlieren drohen. In den letzten Tagen vor der Ausrufung des Staates Israel lernt der Leser die beiden Hauptfiguren auf die gleiche Weise kennen, wie sie einander kennenlernen: Beruf, Familie, Interessen, Marotten und kleine Eigenarten. Beide greifen harmonisch ineinander, ergänzen sich. Talshir manövriert ihre Erzählung nahe am Kitsch, greift auf typische Elemente des „Frauenromans“ zurück, die mir ein seufzendes „Ach“ entlocken. Nach der Teilung Jerusalems begleitet der Leser hauptsächlich Lila, die immer mehr ihrer Aura einbüßt. Ohne ihr männliches Ebenstück wirkt sie blass, kühl und entwickelt sich trotz der Zeitspanne nicht weiter. Sie ist einfach zu perfekt, gönnt sich keine Schwäche, erträgt stoisch Trennung und Ungewissheit. Ihre wenigen Vertrauten, die leicht verschlagene Margo und die liebenswerte Nomi, überschatten mit ihren eigenen Geschichten das Warten auf das Happy End. Was als Adaption der großen Shakespeare-Tragödie angedacht zu sein scheint, verliert auf den letzten Seiten stark an Tempo und Fokus. <strong>Mein Fazit</strong> Warum Anat Talshir eine Liebesgeschichte als Debüt wählen musste, bleibt mir unklar. Viel interessanter als die eigentliche Handlung sind die klaren Momentaufnahmen einer geteilten Gesellschaft. „Über uns die Nacht“ zählt dank seines stabilen Fundaments und der fesselnder Kulisse nicht zu den schlechtesten Liebesromanen, durch die blasse weibliche Hauptfigur allerdings auch nicht zu den besten. Die Rezension wurde verfasst von Jasmin Beer. Sie gehört zum Autorenpool von Detlef M. Plaisier [Der Mann für den Text].

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