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Rezension zu
Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle

...atmosphärisch, facettenreich und mit überraschenden Wendungen!

Von: Andreas Kück - LESELUST
17.06.2020

„Heute Abend wird jemand ermordet werden. Es wird nicht wie ein Mord aussehen, und man wird den Mörder daher nicht fassen. Bereinigen Sie dieses Unrecht, und ich zeige Ihnen den Weg hinaus.“ steht in der Nachricht, die ein geheimnisvoller Unbekannter Aiden Bishop zukommen lässt. Auf dem Anwesen Blackheath der Familie Hardcastle wird ein Maskenball zu Ehren der Verlobung von Evelyn Hardcastle, der Tochter des Hauses, mit dem äußerst wohlhabenden und deutlich älteren Lord Cecil Ravencourt vorbereitet, und eben an diesem Abend geschieht ein Selbstmord, der keiner zu sein scheint. Nur wenn Aiden Bishop die Lösung zu diesem Verbrechen findet, kann er aus Blackheath entfliehen. Dabei gehört er weder zur Familie noch zum Hauspersonal und steht auch auf keiner Gästeliste: Wer ist er, und wie kam er nach Blackheath? Dafür wacht er Tag für Tag in einem anderen Wirt sprich im Körper eines anderen Gastes auf und erlebt diesen Tag zum wiederholten Mal incl. des getarnten Mordes. Er kann sich bei den Ermittlungen nur auf seine Kombinationsgabe verlassen und ist gezwungen, die Talente seines jeweiligen Wirtes zu nutzen. Dabei scheint jede und jeder auf Blackheath seine wahren Beweggründe hinter einer Fassade zu verbergen, so dass es schier unmöglich scheint, Freund vom Feind zu unterscheiden. Zudem lauert ihm im Verborgenen eine dubiose Gestalt in der Maske eines Pestdoktors auf. Allein dieser Tatbestand würde schon für reichlich Schrecken sorgen, wäre da nicht dieser brutale Lakai, der nach dem Leben seines jeweiligen Wirtes trachtet. Und dann ist da auch noch Anna…! Wow! Stuart Turton hat – nach 3 Jahren Arbeit an diesem komplexen Werk – ein sensationelles Romandebüt abgeliefert, das gekonnt die Regeln von Raum und Zeit aufhebt, den Lesern nach allerbester „Whodunit“-Manier durch die Handlung treibt und mit den Elementen des Gothic-Thrillers spielt. Die umfangreichen Fakten eines Tages werden in viele kleine Hinweise aufsplittert und nur bruchstückchenhaft – manchmal auch nur rudimentär – dem jeweiligen Protagonisten präsentiert. Da werden Indizien schon auf den ersten Seiten verstreut, die erst zum Ende des Romans an Bedeutung gewinnen und den Leser veranlassen, nochmals zurückzublättern, um die Fakten aus den Blickwinkeln der unterschiedlichsten Protagonisten zu sichten. Das Symbol der Maske ist in diesem Kriminalroman allgegenwärtig: Niemand scheint in dieser Geschichte, die wahre Identität zu offenbaren. Aiden Bishop ist gezwungen, sich hinter den Gesichtern seiner Wirte zu verbergen. Die Familie Hardcastle, ihre Gäste wie auch die Dienstboten verstecken sich hinter Standesdünkel und Allüren, und auch der Pestdoktor verbirgt sein Antlitz hinter der charakteristischen Schnabelmaske. Sie alle treffen sich auf dem Maskenball in Blackheath! Wer nach der obigen Inhaltsangabe fälschlicherweise glaubt, eine äußerst krude Geschichte vor sich zu haben, den kann ich beruhigen: Die Verwirrung ist einzig und allein meiner mangelhaften Fähigkeit, eine kurze, prägnante Inhaltsangabe darzulegen, geschuldet und lässt somit keine negativen Rückschlüsse auf das Talent des Autors zu. Ganz im Gegenteil: Turton versteht es bravurös die einzelnen Puzzleteile zu einem logischen Ganzen zusammenzusetzen. Stellt sich die Handlung anfangs als ein scheinbar undurchsichtiges Wirrwarr dar, entwirrt er an jedem neuen Tag und mit jedem weiteren Protagonisten die Handlung Stück für Stück zu einem logischen Ganzen. In diesem geistreichen Ratespiel haben mich die facettenreichen Charaktere ebenso überzeugt, wie mich die unvorhersehbaren Wendungen, die die Handlung immer wieder in eine neue Richtung lenken, (positiv!) verwirrten. Die Antwort bleibt bis zum Ende im Dunkeln verborgen – oder sollte ich lieber sagen: hinter einer Maske? – und verblüfft mit einer überraschenden Auflösung! Dieses Debüt wirkt – trotz seines klassischen Stils – frisch und unverbraucht: ein Novum in der Krimilandschaft, in der alle schon alles gelesen zu haben scheinen. Bravo!

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