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Rezension zu
Die Gefangenen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Rasanter Thriller mit überraschenden Wendungen

Von: Zeilentaenzer
11.06.2020

Miranda, aus gutem Hause stammend, wurde zu zweiundfünfzig Jahren Gefängnis verurteilt. Immer öfter hat sie den Gedanken, aufgrund ihrer ausweglosen Situation, ihrem Leben ein Ende zu setzen und so ihrem tristen Dasein in der Haftanstalt Milford zu entgehen. Der Psychologe Frank Lundqvist erkennt Miranda bei ihrer ersten Begegnung sofort. Sie waren zusammen auf der High School und sie war sein heimlicher Schwarm. Während er sich der Identität seiner Patientin gleich bewusst ist, weiß sie zunächst nicht, dass beide sich kennen. Frank hat einen angesehen Beruf, doch ist sein Leben im Allgemeinen auch mehr und mehr aus der Bahn geraten. In Miranda sieht er eine Möglichkeit, seine Zukunft positiv zu beeinflussen. So verliert er immer mehr die professionelle Distanz zu ihr und ist bald besessen von der Idee, sie und dadurch sich selbst zu retten. Die Schilderungen des Lebens in der Frauenhaftanstalt Milford Basin hinterlassen Spuren. Im Gefängnis gelten eigene Gesetze: der Stärkere gewinnt, die sadistischen Aufseherinnen ergötzen sich am Leid der Insassen und Suchtmittel sind eines der begehrtesten Produkte. Immergut achtet auf das Detail, sodass man sich das Erzählte sehr gut vor Augen halten kann. Durch diese genauen Beschreibungen schafft sie einen Spannungsbogen, der bis zum Ende anhält. Nicht nur Miranda, die ihre Schwester Amy bei einem Autounfall verlor und aufgrund einer Straftat zu unglaublichen zweiundfünfzig Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurde, verzweifelt an ihrer Situation. Auch ihr Therapeut Frank ist unglücklich. Er steckt mitten in der Scheidung von seiner Frau Winnie, ist durch einen zeitnahen Behandlungsfehler an einem Kind traumatisiert und sein kleiner Bruder Clyde ist schwer drogenabhängig. Frank, als auch Miranda sind Gefangene ihrer selbst. Obwohl Frank weiß, wem er in den gemeinsamen Sitzungen gegenübersitzt, gibt er den Fall nicht an einen Kollegen ab. Im Gegenteil: er klammert sich an den Wunsch, Miranda und damit sich selbst zu helfen. Dabei begibt er sich in immer gefährlichere Situationen und verliert sich in Besessenheit. Nach einem missglückten Selbstmordversuch Miranda´s, möchte er ihr zur Flucht verhelfen und schmiedet einen folgenschweren Plan. Dieser ist getrieben von seinem starken Drang, nicht mehr allein zu leben, seine Jugendliebe bei sich zu wissen und diese aus ihrer misslichen Lage zu befreien. Immergut zeichnet zwei spannende Charaktere, denen Fürchterliches widerfahren ist. In beiden wurden folglich kriminelle Energien freigesetzt. Durch das Wiedersehen mit Miranda sieht Frank keinen anderen Ausweg, als ihre beider Leben für immer miteinander zu verbinden, auch wenn das heißt, dass er damit beide Leben riskiert. Die Sichtweisen von Miranda und Frank werden immer nacheinander in ihnen eigens gewidmeten Kapiteln erzählt, sodass man als Leser einen guten Eindruck vom Gedankenleben der beiden bekommt und mitfiebern kann. Insgesamt weist die Geschichte viele Muster eines brisanten Psycho-Thrillers auf und kann auch diesem Genre zugeschrieben werden. Trotz der begangenen Fehler sind die Figuren nicht unsympathisch. Ich fühlte mich Miranda zwar viel näher, konnte durch die authentische Erzählweise aber auch immer wieder für Mitgefühl für Frank aufbringen, auch wenn sich das vergleichsweise stark in Grenzen hielt. Dennoch schafft es die Schriftstellerin, ihren Lesern Verständnis oder zumindest eine Nachvollziehbarkeit für die Handlungen ihrer Charaktere abzuringen. Mir gefielen neben dem Schreibstil die spannungsgeladene Atmosphäre und die ungeahnten Ereignisse. Mit Detailreichtum und psychologischem Geschickt gelingt Debra Jo Immergut ein rasanter und spannender Thriller mit überraschenden Wendungen und einem nachdenklichen Ende.

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