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Rezension zu
Die Erben des Zeus

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Intelligentes Verwirrspiel

Von: Michael Lehmann-Pape
05.05.2015

Auch wenn in etwa ab der Mitte des neuen Werkes von Scott Turow die Verhältnisse mehr und mehr sich klären und die Ereignisse ein stückweit vorhersehbar wirken und auch wenn die letztendliche Auflösung der Frage, „wer Dita getötet hat“ sich nicht sonderlich mitreißend vollzieht (bedauerlicherweise verbleibt der eigentliche Grund für den Tod der jungen Frau nur als eine Art Nebensatz im Buch), intelligent angelegt und sehr flüssig zu lesen ist dieser Thriller allemal. Dies liegt vor allem daran, dass Scott Turow mit vermeintlich leichter Hand zu schreiben versteht (und damit mit Tempo), sich dabei aber sehr intensiv seinen Figuren zuwendet. Seien es die Zwillinge Paul und Cass (von denen einer die Strafe für den Tod der jungen Frau vor 5 Jahren auf sich genommen hat), seien es die privaten Ermittler Evon und der 81jährige Tim, sei es der Bruder der Toten, Hal, der nun endlich Licht in den Mord an seiner Schwester bringen möchte, sei es zudem die intensive Schilderung der inneren Verbundenheit von „Zwillingen“, die Einblicke in das Rechtswesen (durch einen sehr klugen und souveränen Richter) und die Abläufe der Politik (durch die „Innenschau“ eines Wahlkampfes), Scott Turow schildert bis in die Nebenfiguren hinein sein „Personal“ glänzend und lebensecht. Personen, die allesamt fassbar im Raum stehen und, was selten geschieht, allesamt Sympathieträger darstellen (selbst zunächst der ehemalige „Patriarch“ im Viertel und Vater der toten Frau, der griechischstämmige Zeus mit seiner dunklen Vergangenheit und seinem brachialen Erfolg im Leben). Ein wirklicher Spannungsroman allerdings ist dieses Werk im eigentlichen Sinne nicht. Eher legt Turow sein Augenmerk auf die vielfältigen Beziehungen der Protagonisten untereinander und auf innere Abläufe in den Familien und in der Gesellschaft. Rechtsprechung, Politik, homoerotische Veranlagungen (und deren Folgen damals und heute), die untrennbare Liebe von Zwillingen zueinander, das Schicksal, als Person nicht „gewichtig“ genug zu sein, um jemanden wirklich halten zu können (und die Bitternis, die damit einhergeht), die Trauer um den Verlust geliebter Menschen und das (manchmal) Gebunden-sein aneinander als Lebensqual, vielfach sind die menschlichen Themen, die Turow in seinen roten Faden der Aufklärung eines alten Falles hineinwebt und, verbunden mit seiner sehr flüssigen Erzählweise, den Leser fesselt. So sind es vielfach die Nebenlinien im Buch, die sich abwechselnd in den Vordergrund schieben und die Geschichte vorantreiben. Die Intrigen im Wahlkampf, der ständige Druck Spenden zu sammeln samt der Frage, was eigentlich noch mit den eigenen Idealen zu tun hat. Der Sohn, der am Erbe des übermächtigen Vaters auch persönlich fast zerbricht. Die homosexuelle Frau, die sich ihre letzte Lebenspartnerin nicht wohl überlegt ausgesucht hat du nun einen harten Preis dafür zahlt. Der alte Witwer, der seine Kräfte dahinschwinden sieht und bei Verfolgungen per Autor kaum mehr mithalten kann, weil das Augenlicht zu sehr nachlässt. „Ich hab´s versucht. Ich hab bloß nie über meine Gefühle sprechen können. Deshalb war sie nie hundertprozentig sicher, das ich mit ganzem Herzen dabei war“. Aber sind denn Paul und Cass mit ganzem Herzen beieinander? Hat einer der Zwillinge ein sehr dunkles Geheimnis? Was wird so massiv verschwiegen und was hat es mit dem Höcker auf der Nase auf sich? Viele Personen mit ihren je „kleinen“ und größeren Lebensgeschichten tragen diesen Thriller, die den eigentlichen Fall des Öfteren zur Nebensache werden lassen, zur Klammer, der all diese einzelnen Geschichten zusammenhält. Geschichten aber, die Turow sehr nah am Leben erzählt und die die Lektüre lohnen. Bis hin zu den sehr überraschenden Erkenntnissen über Familienzugehörigkeiten, die sich ergeben werden und die Folgen, die daraus am Ende erwachsen sind.

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