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Rezension zu
Der Dünensommer

Gehört ins "Summer of 2020"-Gepäck

Von: Bücher in meiner Hand
26.05.2020

Wer kennt nicht Brian Adams "Summer of '69"? So ähnlich wie im Song, nur im "Summer of '59", verbringt Ulla ihren vielleicht schönsten, sicher aber erlebnisreichsten Sommer - auf Norderney. Ulla und Inge erleben ihren ganz persönlichen Jahrhundertsommer, der 1959 extrem heiss war und nur schon deshalb diesen Namen bekam. Als junge Verlegergattin steht Ulla unter dem Druck einen Erben zu gebären. Ihre Schwiegermutter Agathe, die mit ihnen in der Familien-Villa wohnt, erinnert Ulla jeden Tag daran. Ihr Mann Will lässt sie nicht mehr im Verlag arbeiten und so kommt Ulla sich nutzlos und unzulänglich vor. Bis ihr eine Kur in empfohlen wird. So reist sie mit ihrer Freundin Inge auf Norderney. Ulla logiert im Hotel, kurt morgens und arbeitet nachmittags an einer Broschüre über das Seebad mit, bei dem sie mit dem Fotograf Hans zusammen arbeitet. Bei ihrer gemeinsamen Arbeiten lernen die Leser viel über Norderneys Geschichte kennen. Inge hingegen lebt bei ihren beiden Tanten und arbeitet den Sommer über in deren Handarbeitsladen. Inge erweitert das Angebot und verkauft immer erfolgreicher Badekleider und Bikinis. Tammo und Felix, zwei ganz unterschiedliche Männer verlieben sich in Ullas Freundin. Nur weiss Inge nicht, wem von beidem sie ihr Herz schenken soll. Viele Jahre später verbringt Ullas Enkelin Kim einige Tage auf Norderney. Bei einer Veranstaltung entdeckt sie Fotos, die sie an ein Foto, das ihrer Oma gehörte, erinnert. Sie spricht Julian, den Enkel des Fotografen darauf an. Julian wird sofort neugierig, als Kim ihm die Aufnahme schildert. Die nächsten Nachmittage sind ab sofort reserviert, denn Inge lebt noch immer auf Norderney und erzählt den beiden von den Geschehnissen damals. Durch Inges Erinnerungen erfahren auch die Leser von diesen legendären Sommermonaten. Lust auf Urlaub macht das Setting auf der ostfriesischen Insel. Sylvia Lotts Beschreibungen vom Meer, dem Watt, dem grünen Leuchten und den Dünen lassen die Leser zum Träumen verleiten - und zum Planen eines Norderney-Urlaubs. Was die von Hans und Ulla gestaltete Broschüre im September 1959 für die Insulaner und ihre Besucher war, ist dieser Roman für die deutschsprachigen Leser. "Der Dünensommer" liest sich wie eine Ode an die Insel Norderney und müsste zur Pflichtlektüre für alle Norderney-Besucher werden. Gut gewählt fand ich die Platzierung der Charaktere. Durch Inge ist man den Insulanern und Hotelangestellten nahe, durch Ulla den illustren, sich oft mehrbesser-fühlenden Hotelgästen. Die Rolle der Frau zu jener Zeit ist durch die beiden Freundinnen ebenfalls gut charakterisiert. Einerseits die selbstständig Erwerbende, andererseits "die Frau von", die zu präsentieren und nicht zu arbeiten hat. Auch spürt man die baldige, kurz bevorstehende, in den 60ern aufkommende sexuelle Revolution, die hier ganz fein bei Einzelnen in Erscheinung tritt. Dieser neue Roman von Sylvia Lott lässt alte Zeiten aufleben, weckt Erinnerungen, gibt den Insulaner wie auch den Besuchern ein Gesicht, deckt Heuchlereien mit einem Augenzwinkern auf und erzählt dabei eine schöne Liebesgeschichte. Die mich, zugegeben nicht nur ein bisschen, an "Die Brücken am Fluss" erinnert. Wer jenes Buch oder den Film mag, ist mit diesem Roman, quasi der deutschen Version davon, sehr gut beraten. "Der Dünensommer" gehört einfach in jedes "Summer of 2020"-Gepäck. Fazit: Eine in einen Roman verpackte Liebeserklärung an Norderney - sehr schön zu lesen! 5 Punkte.

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