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Rezension zu
Gott hat auch mal 'nen schlechten Tag

Unterhaltsamer Roman mit einer großartigen kleinen Heldin

Von: Lesendes Federvieh
23.05.2020

Bei einem Helikopterabsturz verliert der bekannte TV-Moderator Jacob Chrissen seine Frau und seinen Sohn. Er selbst hat das Unglück wie durch ein Wunder überlebt. Doch er sieht keinen Sinn mehr im Leben, das er zuvor so ausschweifend geführt hatte. Die achtjährige Lupi hingegen könnte dringend ein Wunder gebrauchen und sieht in Jacob die Lösung. Denn er muss schließlich Gott persönlich sein, da er den Sturz vom Himmel überlebt hat. Sie ist wild entschlossen, Jacob in zehn Tagen zu zeigen, dass das Leben schön ist und ihn die Welt noch braucht. Die Kombination aus amüsantem Titel und farbenfrohen Cover hat mich direkt neugierig gemacht, welche Geschichte sich hinter "Gott hat auch mal ’nen schlechten Tag" verbirgt. Diesen humorvollen wie nachdenklichen Roman habe ich gerne gelesen, wenngleich der Funke nicht gänzlich übergesprungen ist. Jacob Chrissen war mir zunächst furchtbar unsympathisch, weil er dem Klischee des karrierefixierten Mannes entsprach, der seine Familie immer erst an zweiter Stelle nach der Arbeit stellte. Selbst Treue war für ihn ein dehnbarer Begriff. Diese vermutlich gewollte Abneigung hat seinen Schmerz allerdings nicht weniger einschneidend spürbar gemacht, als er bei dem Helikopterabsturz seine Frau und seinen Sohn verliert. Anstelle die Trauer zuzulassen, schottet er sich ab, verstößt die Schwiegereltern und seine Schwester, um sich in seinem Selbstmitleid zu verlieren und seinem sinnlos gewordenen Leben ein Ende zu setzen. Denn erst mit dem Tod seiner Familie beginnt er zu realisieren, wie sehr sich der Schleier der Selbstverständlichkeit in der vergangenen Zeit über das gemeinsame Glück gelegt hat und die Wertschätzung zunehmend im Hintergrund verblasste. Mir ist absolut bewusst, wie sehr er trauert, dennoch fand ich sein Verhalten denjenigen gegenüber, die ihm helfen wollten, obwohl sie selbst in Trauer vergehen, unentschuldbar egoistisch und feige. Von seiner abweisenden, verzweifelten Art und der fortwährenden Todessehnsucht lässt sich die achtjährige Lupi glücklicherweise nicht abbringen. Dieses kleine Mädchen ist mir in ihrer außergewöhnlichen Liebenswürdigkeit sofort ans Herz gewachsen, denn sie versprüht trotz ihrer schwierigen familiären Umstände eine unglaubliche Lebensfreude und Weisheit. Mit ihrer altklugen Art erschien sie mir mehrmals wie eine alte, weise Seele im Körper eines jungen, aufgeweckten Mädchens. Für sie ist Jacob das Wunder, das sie dringend benötigt, um nicht vom Jugendamt in eine andere Familie gesteckt zu werden. Lupi überredet Jacob zu einem Deal, um ihn in 10 Tagen von der Schönheit des Lebens zu überzeugen. In dieser Zeit darf er sich nicht umbringen, so die Vereinbarung. Darauf folgen herrlich amüsante Szenen der gewitzten Lupi, die unangekündigt mitten im Wohnzimmer steht und Jacob beispielweise zu einer waghalsigen Rettungsaktion animiert. Aber auch die traurigen, nachdenklichen Abschnitte dürfen nicht fehlen, die von Mobbing, der Suche nach einem festen Zuhause und Zugehörigkeit handeln. Benötigte die Geschichte anfangs ein bisschen lange, um in die Puschen zu kommen, so kamen mir später einige Wendungen zu urplötzlich und glatt, um glaubhaft zu erscheinen. Auf vollkommene Abschottung und ausgeprägter Todessehnsucht folgt Friede-Freude-Eierkuchen, begleitet von einem achterbahnähnlichen weiteren Verlauf. Das Erzähltempo hatte in seinen Handlungssprüngen mehr Ähnlichkeit mit einer Kino-Komödie als mit einer vollkommen überzeugenden Lektüre. "Gott hat auch mal ’nen schlechten Tag" vereint laute und leise Töne der Trauer im Stile einer Komödie für die Kinoleinwand, begleitet von einer speziellen Freundschaft des egoistischen, verzweifelten TV-Moderators und der großartigen, weisen achtjährigen Lupi.

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