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Rezension zu
Haarmann

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein düsteres Kapitel hannoversche Geschichte

Von: Highlander
21.05.2020

Die düstere Aufmachung und der vage Klappentext verbunden mit der Tatsache, dass es sich hier um eine wahre Geschichte handelt, haben mich veranlasst, das Buch zu lesen. Kurz zum Hintergrund: Fritz Haarmann alias "Der Totmacher", "Der Werwolf" und "Der Kannibale" ist einer der brutalsten Serienmörder der deutschen Geschichte. Zwischen 1918 und 1924 war er verantwortlich für den Tod von mindestens 24 jungen Männern. Film und Literatur haben seine Geschichte dazu bereits häufiger aufgegriffen. Mit Haarmann erschafft Dirk Kurbjuweit nun einen Kriminalroman, der trotz der großen Brutalität der eigentlichen Taten ohne übertriebene Gewalt auskommt. Stattdessen werden hier die (Miss-)Geschicke der hannoverschen Polizei im politischen Kontext der jungen Weimarer Republik mit den gesellschaftlichen Missständen zusammengeführt und ergeben einen vielschichtigen und spannenden Roman. Der Bochumer Polizist Robert Lahnstein wird nach Hannover gerufen, um das Rätsel um die immer zahlreicher verschwindenden Jungs zu lösen. Nicht nur der Fall ist sehr undankbar, auch das Kollegium sieht Lahnstein als unwillkommene Konkurrenz. Da nur junge Männer verschwinden, liegt schnell der Verdacht nahe, dass es sich um einen Triebtäter handelt. Und auch Fritz Haarmann ist früh im Gespräch. Aber die Ermittlungen erweisen sich als äußerst schwierig und die Steine in Lahnsteins Weg sind gigantisch. Die damalige Politik und seine eigene Vergangenheit tun ihr Übriges, um den Roman mit mehr als nur einer grausamen Kriminalgeschichte zu füllen. Kurbjuweit beweist, dass er den Fall Haarmann sehr gut recherchiert hat. Gelegentlich gibt er Haarmanns Perspektive wieder, sodass der Leser einen Eindruck in die (vermutete) Psyche des Psychopathen erhält. Die Sicht des Täters darzustellen, finde ich bei derartigen Tätern allerdings sehr mutig. Können zivilisierte Menschen so ein krankhaftes Denken überhaupt nachvollziehen? Chefermittler Lahnstein finde ich eine sehr tolle Figur. Er wird sehr reflektiert und erwachsen dargestellt. Sein Wille das Verschwinden (und Morden - das ist jedem klar) zu beenden, ist immer präsent und steht auch hinter persönlichen Problemen zurück. Obwohl sich die Ermittlungen ziehen, zieht sich das Buch in keinem Moment. Zu omnipräsent ist das Grauen, das auf die jungen Männer in Hannover wartet. Ein wirklich gelungener Kriminalroman, der viele Facetten hat und die abscheulichen Taten des Fritz Haarmann auf moderne Art und Weise zeigt. Wenn wir uns vor Augen halten, dass das alles vor etwa 100 Jahren tatsächlich so und unter einigen wissenden Augen geschehen ist, bekomme ich zumindest schnell eine Gänsehaut!

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