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Rezension zu
Der Dünensommer

Für mich der perfekte Sommerroman

Von: Susanne Edelmann
21.05.2020

Diesen Sommer werden viele Deutsche wohl „notgedrungen“ im eigenen Land verbringen. Ich verstehe gar nicht, was daran so schlimm sein soll, denn Deutschland hat so interessante Städte, vielfältige Landschaften, Berge, Seen und Meer zu bieten, da sollte doch für jeden Geschmack etwas dabei sein. Wer mit dem Gedanken spielt, an die Nordsee zu reisen, dem wird mit diesem Roman garantiert der Mund wässrig gemacht. Die Drehbuchautorin Kim reist zum Internationalen Filmfest nach Norderney und trifft dort bei einer Ausstellung mit Werken des berühmten Fotografen und Kameramanns Hans J. Ehrlich auf dessen Sohn Julian. Bei der Ausstellung entdeckt Kim, dass auch ihre mittlerweile verstorbene Großmutter Ulla ein Bild von Hans J. Ehrlich besaß – eine Aufnahme, die sie als junge Frau in den Dünen Norderneys zeigt. Neugierig geworden, versuchen Kim und Julian, mehr über die Geschichte dieses Fotos zu erfahren. Hamburg 1959: Die junge Journalistin Ulla ist verheiratet mit dem älteren und wohlhabenden Verleger Will Michels. Beide lieben einander aufrichtig, doch Ulla leidet unter den gesellschaftlichen Zwängen, unter ihrer Schwiegermutter und vor allem darunter, dass ihre Ehe noch immer kinderlos ist. Eine Kur auf Norderney soll ihre Gesundheit stärken. Also reist Ulla in Begleitung ihrer Freundin Inge in das mondäne Nordseeheilbad. Neben Schlickbädern und Trinkkuren bietet sich Ulla die Möglichkeit, für die Kurverwaltung eine neue Imagebroschüre zu gestalten. Dazu soll sie mit dem jungen, noch unbekannten Fotografen Hans J. Ehrlich zusammenarbeiten. Ulla stürzt sich mit Feuereifer in die Arbeit und forscht nach Geschichten und Anekdoten der Insel. Dabei werden sie und Hans einander immer vertrauter, die gegenseitige Anziehung wird immer stärker. Gleichzeitig hat Ulla Gewissensbisse, denn eigentlich liebt sie doch ihren Mann Will. So beginnt ein verrückter Sommer, wegen der großen Hitze auch Jahrhundertsommer genannt, der Ulla ein Wechselbad der Gefühle beschert und sie am Ende vor eine schwere Entscheidung stellt. Seit langem bin ich ein großer Fan der Romane von Sylvia Lott. Hinter den lieblichen Titeln verbergen sich sehr tiefschürfende aufwühlende Geschichten, die meist auch ein sehr ernstes historisches Thema behandeln, etwa die Wirtschaftskrise und Prohibition in den USA in „Die Glücksbäckerin von Long Island“, die Judenverfolgung zur Zeit des Nationalsozialismus in „Die Fliederinsel“ oder das Schicksal ausländischer Fremdarbeiter in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs in „Die Rosengärtnerin.“ Der neue Roman „Der Dünensommer“ hingegen spielt in der Zeit des Wirtschaftswunders: Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg ist schon weit vorangeschritten und überhaupt will man die schrecklichen Erlebnisse der Kriegszeit am liebsten vergessen. So geht es auch Hans und Ulla, die dennoch ihre Traumata aus dem Krieg mit sich herumtragen. Doch alles wird irgendwie leichter angesichts dieses grandiosen Jahrhundertsommers, der das reale Leben diffus und unwirklich erscheinen lässt. Der Autorin ist es ganz wunderbar gelungen, diese Atmosphäre einzufangen und für den Leser erlebbar zu machen. Ich habe selbst die Nordseeluft gerochen, das Rauschen der Wellen gehört, den Wind und die Sonne auf meiner Haut gespürt und fühlte mich ein bisschen zurückversetzt in meine Kindheit, in dieses Gefühl, dass die Sommerferien sich endlos und unbeschwert vor einem ausdehnen: Jeden Tag scheint die Sonne und man kann raus, um neue spannende Abenteuer zu erleben. So ähnlich muss es sich auch für Ulla angefühlt haben, weitab von ihrem gesellschaftlichen Leben in Hamburg, in einem herrlich verrückten Sommer. Die Geschichte mag im Vergleich zu den vorgenannten Romanen zwar ein weitaus weniger ernstes Thema haben, dennoch hat dieser Roman mich von der ersten Seite an gepackt und fasziniert. Ich war selbst bisher nur einmal vor 19 Jahren für einen Tagesausflug auf Norderney, aber die (leider wenigen) Fotos von damals habe ich, angeregt durch die Lektüre, gleich wieder hervorgekramt und in Erinnerungen geschwelgt. Fazit: Der absolut perfekte Sommerroman, der einen – egal ob auf Balkonien oder in einem Liegestuhl am Strand – alles um sich herum vergessen lässt.

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