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Rezension zu
Morgengrauen

Wunderbare Kurzgeschichten!

Von: echo_books
12.05.2020

Selahattin Demirtaş schrieb dieses feine Büchlein, bestehend aus 12 wunderbaren Kurzgeschichten, im Hochsicherheitsgefängnis in der Türkei. Und ich bin immer wieder erstaunt, was manche Menschen noch in schrecklichen Situationen Wunderbares vollbringen können. Es ist zweifellos auch wieder einmal dem kongenialen Übersetzer Gerhard Meier geschuldet, dass sich dieses Werk so wunderbar leicht, manchmal mit einem augenzwinkernden, mal mit einem ernsten Ton lesen lässt. ⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀⠀ Mit diesem Kurzgeschichtenband möchte Demirtaş auf Missstände in der türkischen Gesellschaft aufmerksam machen, er widmet sein Werk „allen misshandelten und ermordeten Frauen“. Man hat also, bevor man sich an die erste Geschichte macht, eine Ahnung, worauf die Geschichten hinauslaufen werden. Während die erste noch ironisch und humorvoll anmutet, ändert sich das ab der zweiten Geschichte schlagartig. Die Protagonistin Seher (zu Deutsch Morgengrauen) der zweiten Geschichte ist auch die Vorlage für den Buchtitel in der Originalausgabe. Dass das Werk nach ihr benannt ist, zeigt, dass vor allem diese Geschichte großen Symbolcharakter hat. Trotz der wenigen Seiten, die eine Geschichte fasst, werden die Figuren unglaublich lebendig und ich war nach jeder Geschichte ein kleinwenig wehmütig, dass ich nicht noch länger in den Geschichten verweilen konnte. Dennoch fand ich die Länge der einzeln Geschichten genau richtig, jeder Satz war eine im Gesamtkontext stimmige Komposition. Obwohl ich mir das Buch gerne aufheben wollte, las ich in einer Nacht fünf Geschichten, weil ich absolut fasziniert war. Demirtaş bildet in seinen fiktiven Geschichten ein reelles Abbild vieler Gesellschaften, die Frauen benachteiligen, sie ermorden, stalken, ihnen ihre Würde nehmen. Er legt seinen Finger auf die Wunde, versucht aufzurütteln. Mich haben die Geschichten sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Absolute Leseempfehlung!

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