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Rezension zu
Das Erbe

Spannender Roman über ein dunkles Kapitel deutscher Vergangenheit

Von: Martinas Buchwelten
29.04.2020

Nachdem mich "Die Vergessenen", das erste Buch der Autorin unter ihrem Pseudonym Ellen Sandberg absolut überzeugen konnte, hat mich ihr zweiten Roman "Der Verrat" danach etwas enttäuscht. Deshalb war ich umso gespannter, wie mir nun "Das Erbe" gefallen wird. Auch in ihrem dritten Buch lesen wir wieder auf zwei Zeitebenen und diesmal sogar aus drei Sichweisen. Es klingt alleridngs komplizierter, als es ist ;) Zuerst befinden wir uns in der Gegenwart und lernen Mona und Sabine kennen. Die Berliner Bauzeichnerin Mona, erbt völlig unerwartet von ihrer Großtante Klara ein Mietshaus in München. Nach der erst kürzlichen Trennung von ihrem langjährigen Freund verlässt sie den Norden Deutschlands, um sich ihr Erbe näher anzusehen. Mona zieht in die momentan freie oberste Wohnung des alten Stadthauses, das "Das Schwanenhaus" genannt wird und sich mitten im Zentrum von München befindet. Der kryptische Satz "Sie wird sicher das Richtige tun", den ihre Großtante im Testament hinterlassen hat, lässt Mona keine Ruhe. Sie beginnt Nachforschungen anzustellen. Bald entdeckt Mona, dass das gesamte Wohnhaus einst der jüdischen Familie Roth gehörte. Doch wie kam das Haus in den Besitz ihrer Tante? Im zweiten Handlungsstrang in der Gegenwart entdeckt Sabine ein Tagebuch ihrer dementen Großmutter, indem sie ein Familiengeheimnis niedergeschrieben hat. Es scheint, als wäre Sabine's Vater nicht der leibliche Sohn ihrer Großmutter gewesen. Neugierig geworden, beginnt auch Sabine nachzuforschen. Als Harz IV Empfängerin würde ihr eine reiche Verwandtschaft gerade recht kommen, denn die arbeitsscheue Sabine träumt von Luxus und Geld. Der dritte Handlungsstrang erzählt die Geschichte der jüdischen Familie Roth im Jahr 1938. Mirjam, die Tochter der Roths, ist mit Klara befreundet, deren Eltern eine Wohnung im Schwanenhaus gemietet haben. Als die Repressalien gegen die Juden immer schlimmer werden, entscheiden sich die Roths Deutschland zu verlassen. Jakob Roth und Klaras Vater unterzeichnen einen Vertrag, der verhindern soll, dass das Schwanenhaus den Nazis in die Hände fällt... Die Charaktere sind sehr lebendig beschrieben. Manche von ihnen sind jedoch etwas zu schwarz-weiß gezeichnet. Mona ist ein Gutmensch. Ihre Großzügigkeit gegenüber ihren Mitmenschen, die es nicht so gut getroffen haben, war auch einer der Trennungsgründe zwischen ihr und ihrem Freund. Als sie jedoch selbst an Geld kommt, melden sich alte Freunde und auch die eigene Familie, zu der sie kaum mehr Kontakt hatte. Für ihre Eltern und Geschwister war Mona immer das schwarze Schaf der Familie, doch der reiche Geldsegen in Form des Schwanenhauses, lassen sie das sehr schnell vergessen. Während Mona mit allerlei Forderungen konfrontiert wird, zerbricht sie sich vielmehr den Kopf, ob ihr Erbe überhaupt gerechtfertig und moralisch vertretbar ist..... Sabine ist das komplette Gegenteil von Mona. Geldgierig und kompromisslos. Ich fand sie etwas sehr überzeichnet und klischeehaft. Mirjam und Klara sind seit iher Kindheit befreundet, doch ihre Freundschaft wird durch die aufkommende antisemistische Stimmung immer schwieriger. Die Roths sind eine gebildete Familie, die das Unheil kommen sehen und Vorkehrungen treffen. Mirjam ist ein liebenswertes Mädchen. Ihr Schicksal hat mich sehr berührt. Nach "Die Vergessenen" widmet sich Ellen Sandberg einem weiteren dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Es geht um die Enteignung der Juden während des Nationalsozialismus und um die Entschädigungen der Überlebenden und ihrer Nachkommen, die oft noch bis in die Gegenwart ein Streitthema sind. Der Vergangenheitsstrang hat mir sehr gut gefallen. Der Gegenwartsstrang war mir manchmal etwas zu überzogen und manche Verhaltensweisen kratzten arg an der Glaubwürdigkeit. Hier kam wohl die Krimiautorin Inge Löhnig durch ;) Schon im letzen Roman waren die vorherrschenden Themen Neid, Moral, Rachsucht, Eifersucht und Verrat, die wir auch in "Das Erbe" wiederfinden. Die menschlichen Abgründe hinter der Fassade zeigt Ellen Sandberg auch diesmal wieder grandios auf. Der Spannungsbogen steigt bis zum Ende hin immer mehr an und bringt noch die eine oder andere unerwartete Überraschung. Fazit: Für mich war "Das Erbe" nicht so gut, wie "Die Vergessenen", aber besser als "Der Verrat". Ein spannender Roman über ein weiteres dunkles Kapitel deutscher Vergangenheit, dessen Vergangenheitsstrang mich mehr packen konnte, als die beiden in der Gegenwart. Und es bleibt auch hier die Frage: Wie hätte ich wohl gehandelt?

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