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Rezension zu
1965 - Der erste Fall für Thomas Engel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannender Plot mit sprachlichen Mängeln

Von: schillerbuch
06.04.2020

Ich weiß nicht, ob es Zufall ist, dass mir in den letzten Wochen und Monaten gehäuft Kriminalromane in die Hände fallen, die vor dem Hintergrund der Nachkriegszeit oder der jüngeren bundesrepublikanischen Geschichte angesiedelt sind, oder ob ich bisher einfach nicht aufmerksam genug war. Auf jeden Fall finde ich das spannend. Auch dieser Kriminalroman aus dem Blanvalet Verlag ist so ein Fall und ich bedanke mich beim Verlag, dass er mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat! Der Inhalt Thomas Engel hat gerade sein Abitur abgeschlossen und möchte unbedingt zur Kriminalpolizei. Ein Freund seines Vaters, der Dezernatsleiter bei der Kripo in Düsseldorf ist, unterstützt ihn in seinen Plänen und so kommt er nach seiner Ausbildung an der Akademie in dessen Abteilung. Gleich zu Beginn werden die Ermittler mit einem grausamen Fall konfrontiert: Ein Mädchen wird ermordet aufgefunden, missbraucht und das Gesicht bedeckt mit einem Taschentuch. Es gibt Parallelen zu einem ähnlichen Fall 1939, aber der Mörder damals wurde gefasst und hingerichtet. Thomas wird misstrauisch, als sein Chef ihn abhält weiter zu ermitteln und als er nicht locker lässt, wird er kaltgestellt und muss sich entscheiden,ob er seine Karriere opfern will oder sich fügen. Meine Meinung Dieser Krimi ist sehr spannend zu lesen, man merkt, dass der Autor schon zahlreiche Drehbücher verfasst hat. Thomas ist ein naiver junger Mann, ein Landei, der sich in der Stadt und unter seinen Kollegen erst einmal zurechtfinden muss. Während die ersten Demonstrationen gegen Vietnam beginnen und die Stones gefürchtete Gäste in deutschen Großstädten sind, trägt Thomas noch die Anzüge seines Vaters und wird von seinen Kollegen verspottet, weil er weder raucht noch Erfahrung mit Mädchen hat. Er merkt rasch, dass das Team um seinen „Onkel“, Hauptkommissar Strobel, eng zusammenhält und seinen eigenen Moralkodex hat. Als Thomas bei einem Stoneskonzert die Sicherheitskräfte unterstützen muss, ist er wie elektrisiert vom Auftreten der Band und als er dann noch ein Mädchen kennenlernt, ist das wie ein Befreiungsschlag für ihn. Er stellt weiter Fragen, denn der Tod des Mädchen lässt ihm keine Ruhe und je mehr er fragt, desto tiefer dringt er in die unrühmliche Vergangenheit vieler Kollegen ein, auch in die gemeinsame Vergangenheit seines Vaters und dessen Freund. Mir hat es gut gefallen, wie Thomas Christos diese Atmosphäre der 60er Jahre einfängt: Einerseits die Unwissenheit und Naivität vieler Menschen, die wenig über die Gräueltaten der Nazis wussten und auch nicht unbedingt etwas darüber wissen wollten. Andererseits die Behörden, in denen immer noch viele Beamte arbeiteten, die zuvor unter den Nationalsozialisten tätig waren. Die Auschwitzprozesse hatten 2 Jahre zuvor begonnen und wurden 1965 beendet – aus heutiger Sicht ist es kaum mehr vorstellbar, dass über die Gräueltaten des 3. Reiches nicht oder kaum gesprochen wurde. Thomas steht für die junge Generation, die Fragen stellt und sich mit der Frage auseinandersetzen muss, was ihre Väter wussten und getan hatten. Er ist mit Leib und Seele Polizist und will Gerechtigkeit um jeden Preis, auch wenn er sich dabei teilweise recht unbeholfen und ungeschickt anstellt. Ihm gegenüber stehen sein Onkel, sein Vater und dessen Kollegen, die versuchen, sich ihre Vergangenheit schön zu reden und sich für das, was sie tun mussten, zu rechtfertigen. Leider konnte mich das Buch jedoch stilistisch und sprachlich überhaupt nicht überzeugen: Der Stil ist hölzern, viele Formulierungen sind unbeholfen und manchmal fragte ich mich, ob das Buch eigentlich überhaupt jemand Korrektur gelesen hat. Das finde ich ausgesprochen schade, denn in Plot und Thematik liegen durchaus Potential für weitere interessante Fälle für den jungen Ermittler. Mein Fazit: Spannende Lektüre mit interessantem Hintergrund, jedoch leider mit größeren sprachlichen Mängeln, deshalb gibt es auch nur 3 Sterne. Ich bereue es dennoch nicht, es gelesen zu haben, wünsche aber potentiellen Folgebänden ein sorgfältigeres Lektorat!

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