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Rezension zu
1965 - Der erste Fall für Thomas Engel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Zwiespältig

Von: Goch9
29.03.2020

Es ist das Jahr 1965. Thomas Engel, Sohn eines Dorfpolizisten, will nach seinem Abitur unbedingt zur Kriminalpolizei nach Düsseldorf. Als naives Landei ohne politisches Interesse und Wissen lernt er gewissenhaft seinen Prüfungsstoff um als Bester abzuschließen. Im Kommissariat eckt er aber schnell bei seinen Kollegen an. Er ist überkorrekt, hat keine Ahnung von der Vergangenheit der Kommissare und ihren Seilschaften. Als er die geschändete Leiche der kleinen Esperanza entdeckt, eskaliert die Stimmung im Kommissariat. Ein guter Plot. Kriminalromane aus dieser Zeit existieren nicht viele. Ich finde auch, dass von der Polizeiarbeit dieser Zeit viel mehr erzählt werden sollte, aber die Umsetzung hat mir nicht ganz so gut gefallen. Waren die jungen Leute, die nach ihrem Abitur Karriere bei der Polizei machen wollten, wirklich so naiv und wirklichkeitsfremd? Wenn nur drei Jahre später die 68er Unruhen stattfanden und selbst in diesem Roman „trau keinem über Dreißig“ zitiert wird, kann selbst ein solches Landei nicht so unbedarft sein. 1965 war ich zehn Jahre alt und ging zum Mädchengymnasium am ländlichen Niederrhein. Sicher, wir wurden angehalten Röcke, statt Hosen zu tragen und unsere langen wehenden Haare zu flechten. Aber wäre ich in dieser Zeit Abiturientin an unserer Kleinstädtischen Schule gewesen, wäre mein politisches und geschichtliches Wissen wesentlich umfangreicher gewesen als das von Thomas Engel. Seine Naivität passt auch gar nicht zu seiner Berufswahl. Einerseits ist er überkorrekt, scheut aber andererseits nach kurzer Zeit keine kleineren Vergehen, Autofahren unter Alkohol, Unzucht mit einer Minderjährigen, Diebstahl, Hausfriedensbruch. Allzu häufig hilft ihm Kommissar Zufall bei Ermittlungen, die er mit seiner wenigen Berufserfahrung eigentlich gar nicht durchführen kann. Die Verflechtungen und Seilschaften, die er letztendlich aufdeckt, erscheinen mir dagegen realistisch, aber wie er sie aufdeckt ist für mich nicht nachvollziehbar und deshalb unbefriedigend. Bleibt zu hoffen, dass Thomas Engel in den folgenden Bänden eine realistische Entwicklung widerfahren wird und er somit glaubwürdiger wird.

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