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Rezension zu
Hotel Alpha

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Verbundenheit durch die Zeiten

Von: Michael Lehmann-Pape
28.04.2015

Für Graham ist es von Beginn an die Erfüllung. Auf der Suche nach einer neuen Arbeit stellt sich der altmodisch wirkende junge Mann in der Reihe der souverän wirkenden Bewerber innerlich ganz hinten an. Warum sollte auch gerade eher den Posten als Concierge in diesem neuen Hotel erhalten, dessen Eröffnung allein schon ob des charismatischen neuen Besitzers Howard York mit größter Spannung erwartet wird. Einer, der ungewöhnliche Wege geht, einer, der querdenkt, der ein Quereinsteiger an sich bereits ist. Einer, der seine ganz besondere Form des Bewerbungsgespräches wählt und damit Graham vom hinteren Ende des Bewerberreigens direkt an den Tresen des neuen Hotels bringt. Eine Eröffnungsparty die knapp 24 Stunden dauert, ein sehr geschicktes Marketing, aber auch ein wirklich großes Herz, das ist, was Howard York auszeichnet. Und in all seinem teils auch kreativen Wirrwarr, seiner überschäumenden Art ist Graham die bestmögliche Person, ein Gegengewicht zu bieten. Den zurückhaltenden Dienst am Gast zu perfektionieren, mal auf den Knien noch kleine Flecken vom Boden zu wischen und, vor allem, immer an den persönlichen Schicksalen, ja auch an Dramen, der Menschen im Hotel beteiligt zu sein. Einer davon ist der kleine Chess, der früh erblindet (nicht einfach so, sondern unter dramatischen Umständen, die einen Kern des Buches bilden) und der nun als Adoptivsohn Howards mit im Hotel wohnen bleibt. Graham und Chess sind die beiden Perspektiven, aus denen heraus Watson seine sehr flüssige und auch im Stil anregend zu lesende Lektüre entfaltet. Der nach rückwärts gewandte, alltäglichen Ritualen verbundene Graham (der immer Schinken und Pommes Frites zum Abendessen isst, komme, was da wolle) und der heranwachsende Chess, der trotz seiner Behinderung ein Computer Fachmann werden wird und damit für die neue Zeit, die großen Veränderungen steht. Veränderungen, die Watson auch im Kleinen erzählt, in der neuen Telefonanlage, in der neuen Reservierungstechnik, sogar an das Heiligste soll es herangehen, an die wunderbaren Schlüssel zu den Hotelzimmern. Sehr lebendig verknüpft Watson die Schicksale der Personen, zeigt erzählerisch mit sprachlicher Leichtigkeit all die Veränderungen der letzten Jahrzehnte auf, die nicht nur den Hoteltresen modernisieren, sondern auch die Menschen verändern. Und lässt bei all dem die persönliche Ebene seiner Protagonisten nicht aus dem Blick, denn da wartet noch ein dunkles Geheimnis über ein dramatisches Geschehen, welches Graham und Howard teilen. Ein ruhiger Roman zur Veränderung des Lebens schon durch die Technik gegenüber der wundervoll ruhigen und menschenzugewandten Atmosphäre im neuen, bald gar nicht mehr so neuen Hotel Alpha. In dem nicht unbedingt viel an dramatischen Verwicklungen passiert. Sich das Menschliche zu erhalten, einander zur Seite zu stehen ohne das finanzielle Überlegen außer Sicht zu verlieren, dass ist das ein wichtiges Thema dieses Buches. Ein Thema, das Watson flüssig und sprachlich sehr passend vor Augen führt.

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