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Rezension zu
Munkey Diaries

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Jane Birkin: Munkey Diaries

Von: Ben Vart
05.03.2020

"Das Wichtigste am Set sind die Techniker, ihr Schutz, ihre Freundschaft." Das lernt Jane Birkin bei den Dreharbeiten zu ihrem dritten Film "La Piscine", den sie 1968/69 mit Alain Delon und Romy Schneider machte. Da war sie bereits mit der Liebe ihres Lebens zusammen. Sie hatte Serge Gainsbourg bei den Dreharbeiten zu "Slogan" kennengelernt, in dem sie die weibliche Hauptrolle spielte. 1969 erschien auch das Lied, das Birkin und Gainsbourg weltweit berühmt machen sollte: "Je t'aime moi non plus", der gestöhnte Orgasmus aus Vinyl. Für die Eltern der damaligen Zeit ein Skandal, für die Jugend jener Dekade ein Befreiungslied. Überall in der westlichen Welt protestierten die Studenten; in Amerika verbrannten junge Menschen während ihrer Proteste gegen den Vietnamkrieg die US-Flagge und wurden dafür von der Nationalgarde erschossen; in London war das, was man die "Roaring Sixties" nannte, auf einem Höhepunkt. Und mitten drin eine Jane Birkin, grade mal Anfang 20, aber bereits geschieden und Mutter einer zweijährigen Tochter. Vater dieses Kindes war John Barry. Der 1967 bei der Geburt des Kindes 33 Jahre alte Komponist war bereits eine Legende. Er arrangierte das James-Bond-Thema, das dadurch unsterblich wurde, er komponierte unter anderem die Musik zu "Goldfinger", "Diamantenfieber", "Jenseits von Afrika" und "Der mit dem Wolf tanzt", erhielt zwei Oscars und zahlreiche weitere Auszeichnungen. Aber er liebte Jane Birkin nicht, und er war ein notorischer Fremdgänger. Unmittelbar nach der Geburt ihrer Tochter Kate trennten sich Birkin und Barry. Mit seltener Offenheit legt Jane Birkin im ersten Band der "Munkey Diaries" ihre Gefühlswelt offen. Sie hatte zwei große Ängste: Nicht geliebt zu werden und sexbesessen zu sein. In einer Zeit, in der man erst begann, auch öffentlich über Sex zu reden, schrieb sie auf, wonach sie sich sehnte und von John Barry nicht bekam. Dafür im Übermaß von Serge Gainsbourg. Jane Birkin, am 14. Dezember 1946 in London auf die Welt gekommen, wurde hinein geboren in eine britische Upperclass-Familie. Ihr Vater war im Zweiten Weltkrieg Agent. Er entstammte der Spitzenhändler-Bourgeoisie der Birkin Lace in Nottingham. Ihre Mutter Judy Campbell war Schauspielerin. Daher gingen bei den Birkins bekannte Namen aus Politik und Kunst aus und ein. Sogar die Queen kam vorbei. Die einstige Premierministerin Margret Thatcher war eine Freundin von Janes Mutter aus Kindertagen. Mit 15 Jahren stand Jane Birkin zum ersten Mal auf der Bühne, 1965 hatte sie mit 18 eine kleine Rolle in ihrem ersten Film "Der gewisse Kniff" von Richard Lester an der Seite von Jaqueline Bisset und Charlotte Rampling. 1965 kam der Film in die Kinos, gedreht wurde er 1964, da war Jane 17. Und lernte John Barry kennen, der die Musik zum Film komponierte. Aber das nur nebenbei. Denn die Tagebücher, die sie mit elf Jahren zu schreiben begann, haben wenig mit der Künstlerin Jane Birkin zu tun. Vielmehr erlauben diese in englisch verfassten Aufzeichnungen einen intimen Blick hinter die Kulissen ins ganz private Leben einer Frau, die eigentlich selten Vorbild war, dafür aber umso mehr Ikone einer Ära. Die Zeit mit Serge Gainsbourg war eine der intensivsten ihres Lebens. Und die hinterließ ihre Spuren. Vor allem bei Serge Gainsbourg, der noch dazu rauchte wie ein Schlot. Trotz eines Herzinfarktes und der Bitten von Jane Birkin paffte er weiter. Dazu aß er mit Vorliebe all das, was nicht grade als gesunde Ernährung bezeichnet werden kann: Blutwurst, Speck, Schweinekottlets standen auf der Karte. Dazu trank er Unmengen. Was Wunder, dass er im März 1991, einen Monat vor seinem 63. Geburtstag, an einem weiteren Herzinfarkt starb. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Jane Birkin längst von ihm getrennt. Aber ihre Liebe hatte Bestand. Sie legte ihm "Munkey" in den Sarg: "Mein Affe, um Serge im Jenseits zu beschützen." Ursprünglich schrieb Jane Birkin ihr Tagebuch in Form von Briefen an "Munkey". Ihr Onkel hatte den Plüschaffen in seiner Jockeykleidung bei einer Tombola gewonnen und seiner Nichte geschenkt. Das Tier begleitete sie ein halbes Leben lang fast überall hin. Bis sie ihn dem Verstorbenen Serge Gainsbourg an die Seite legte. Ich erwähne ausdrücklich, dass die Bücher in englisch verfasst und natürlich für die deutsche im Penguin-Verlag erschienene Fassung übersetzt wurden. Und die Übersetzung ist auch das einzige Manko, denn da hapert's stellenweise erheblich. Sie habe zunächst damit gehadert, diese Tagebuchaufzeichnungen zu veröffentlichen, da sie das Gefühl gehabt habe, sich zu entblößen, sagte Birkin in einem ARD-Interview zu "Titel-Thesen-Temperamente" (HIER der Link). Die Tagebuchaufzeichnungen sind durchsetzt mit Kommentaren der Jane Birkin von heute. Diese Kommentare sind verbindende Elemente zwischen den oft zeitlich weit auseinander liegenden und nicht datierten Notizen, häufig aber auch Ersatz für Tagebücher, die in den Jahrzehnten verloren gingen. Der erste Band der "Munkey Diaries" endet 1982 mit der Trennung von Serge Gainsbourg. Für Jane Birkin begann danach ein weiterer Lebensabschnitt. Sie bekam ihre dritte Tochter Lou aus der danach folgenden Beziehung mit dem Regisseur Jacques Doillon. Bis 2013 schrieb Jane Birkin Tagebuch. Dann hörte sie auf. Grund war der Selbstmord ihrer ältesten Tochter Kate aus der Ehe mit John Barry. Kate war Fotografin, arbeitete für "Vogue" und "Elle", "Paris Match" und "Le Figaro". Aber sie hatte auch eine Vergangenheit mit Drogen- und vor allem Alkoholsucht hinter sich. Am 11. Dezember 2013 erlag Kate Barry den Verletzungen, die sie bei einen Sturz aus dem Fenster ihrer Pariser Wohnung im 4. Stockwerk erlitten hatte. Die Wohnung war von innen verschlossen, und sie hatte sich darin allein aufgehalten.

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