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Rezension zu
Der unschuldige Mörder

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Geschichten und ihre Erzähler

Von: ulrike rabe
26.02.2020

Es ist keine gute Zeit für den knapp 30-Jährigen Zackarias, genannt Zack, Levin. Zuerst wird er von seiner Freundin verlassen, dann verliert noch seinen Job als Reporter bei einer Stockholmer Zeitung. Arbeitslos und ohne Verpflichtungen zieht er wieder zurück nach Südschweden ins Haus seiner Mutter. So beschließt er ein Buch zu schreiben über die ereignisreiche Vergangenheit seiner Studentenzeit, als sein Freund und Studienkollege Adrian wegen Mordes an dem Schriftsteller Leo Stark verurteilt wurde. Unschuldig, wie Zack behauptet, vor allem weil bis heute keine Leiche aufzufinden war, Mattias Edvardsson hat mich voriges Jahr mit dem Roman „Die Lüge“ beeindrucken können. Mit „Der unschuldige Mörder“ liegt nun sein Erstlingswerk vor. Es ist ein klassischer Spannungsroman, der sich auf zwei Zeitebenen abspielt. Einerseits erleben wir Zack und seine Studentenclique. Vier junge Literaturstudenten, alle auf dem Weg der Selbstfindung und Orientierung, beim Ausloten ihrer Talente und Neigungen, stehen einem übermächtigen Verführer, dem exzentrischen und manipulativen Schriftsteller Leo Stark gegenüber. Andererseits, auf der Gegenwartsebene, steht der Versuch, Zackarias, die Ereignisse von damals zusammenzusetzen. Alle auf die eine oder andere Weise gescheitert, ihre Ziele und Träume haben sich nicht immer verwirklicht. Mattias Edvardsson spielt mit den unterschiedlichen Handlungsbeben. Zacks Buch, der Roman im Roman, die Wirklichkeit, die Erinnerungen der Freunde, zeigen wie unterschiedlich Ereignisse wahrgenommen werden oder als wahr betrachtet werden können. Bis sich Stück für Stück ein ganz anderes Bild zusammensetzt. Das hat der Autor sehr gut drauf, noch nicht so perfekt, wie später in der „Lüge“, aber doch mit einem konstanten Spannungsbogen. Ich mochte Edvardssons gutes Gespür für seine Figuren. Vor allem die Person Leo Stark gelingt ihm richtig gut. Dieser Mann ist schlicht und einfach ein obsessiver, misogyner Zyniker mit toxischem Selbstbild, der ganz geschickt die Unerfahrenheit und den aufkeimenden Geltungswunsch der jungen Literaten zu seinen Zwecken ausnutzt. Hinter diesem seduktiven Charakter steht nichts weiter als der „Mythos vom Charisma“, wie es im Buch treffend formuliert wird. Vordergründig steht natürlich die Geschichte der vier jungen Menschen und die Bestrebungen Zacks, den Mordfall neu aufzurollen. Aber viel beeindruckender waren für mich die Betrachtungen des Autors zum Schreiben, für die er Leo zum Sprachrohr nimmt: "Der Schriftsteller lebt in jedem Text, und zugleich lebt der Text außerhalb seines Autors.....Belletristik soll nicht objektiv und sachlich sein, ganz im Gegenteil. Der Autor erlebt den Text, während er ihn schreibt." Zack schreibt ein Buch im Buch. Was Zack schreibt und was er denn nun tatsächlich erlebt hat? Folgt die Geschichte ihrem Erzähler oder umgekehrt? Lest das Buch, um das herauszufinden….

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