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Rezension zu
Die Frauen von Salaga

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Aminah und Wurche

Von: Frau Lehmann
23.02.2020

Gleich im Vorwege: der Roman hat mich nicht überzeugt. Er bleibt zu sehr an der Oberfläche, transportiert den eigentlich furchtbaren Inhalt zu wenig, passt zu sehr in das Genre "Schicksalsromane für Frauen". Ein Genre, das mich generell fuchsig macht, aber das führe ich heute nicht aus. Lesen sollte man "Die Frauen von Salaga" trotzdem und zwar aus verschiedenen Gründen. Die Autorin Ayesha Harruna Attah ist gebürtige Ganaerin, lebt im Senegal. Schriftstellerinnen aus Afrika sollte man fördern, indem man sie liest. Nur so wird mehr Literatur übersetzt und zugänglich gemacht. Dann spielt der Roman in vorkolonialer Zeit. Aus weiblicher Sicht. Beides zusammen dürfte höchst selten anzutreffen sein, zumindest in deutscher Übersetzung. Ich gebe zu, ich kenne mich mit afrikanischer Literatur nicht aus, aber ich habe nicht den Eindruck, dass unsere Buchhandlungen damit überschwemmt werden. Für mich ist die vorkoloniale Zeit deshalb so spannend, weil es da eine europäische Sicht der Dinge noch nicht gab. Und diese Zeit daher gerne unter den Tisch einer europäisch geprägten Geschichtsschreibung gekehrt wird. Man liest allenfalls von prägenden Königen oder Feldherren, von einfachen Sklavinnen ganz sicher nicht. Von der Geschichte ihrer Ururgroßmutter angeregt, erzählt Attah von der Herrscherstochter Wurche, die aus politischen Gründen an einen unpassenden Mann verschachert wird und von dem Dorfmädchen Aminah, das nach einem Überfall ihre Familie verliert und versklavt wird. Beide Lebenswege treffen aufeinander, Aminah wird nach Umwegen zu Wurches Bediensteter. Spannender als der Haupterzählstrang ist allerdings das Beiwerk, d.h. Gebräuche, Lebensart, gesellschaftliche Verpflichtungen. Welche Freiheiten hatten Frauen zu dieser Zeit, hatten sie überhaupt welche? Wie war die Gesellschaft aufgebaut? Wie funktionierten Handel, Wirtschaft, Warenproduktion? Nun kann man sagen, ich solle lieber ein Geschichtsbuch zu dem Thema lesen. Durchaus gerne, aber für mich ist es eine entscheidende Qualitätsfrage für Romane dieser Art, ob sie diese Themen einbauen können (und zwar nicht in Form belehrender Absätze), ob sie einen Einblick geben können in eine für mich fremde Welt, der nicht nur an der Oberfläche kratzt. Das Unfassbare in Worte fassen, das kann Ayesha Harruna Attah leider nicht. Vergewaltigung, Nötigung, der Verlust der eigenen Familie, ihre Frauengestalten nehmen das hin, sie leiden, aber nicht über die Buchdeckel hinaus. Als Leser kann man dazu behaglich einen Tee trinken und aus dem bequemen Sessel mitleiden. Vor Entsetzen auf die Füsse treibt einen hier nichts. Sollte es aber bei den beschriebenen Gräueln. Und damit kommen wir zurück an den Anfang. Überzeugt hat mich der Roman nicht.

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