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Rezension zu
Der Tod wartet

Spannend und faszinierend...aber mit zu vielen Längen

Von: Geschichtentänzer
13.02.2020

Mit niemandem ermittle ich so gern zusammen, wie mit Hercule Poirot. Allzugern folge ich dem drolligen belgischen Detektiv, wenn er wieder einmal seine kleinen grauen Zellen bemüht, um Diebe, Betrüger oder Mörder zu finden. Und am allerliebsten ermittle ich mit ihm gemeinsam, indem ich zu einem Agatha-Christie-Hörbuch greife. „Der Hörverlag“ hat inzwischen eine ganze Reihe der Poirot-Krimis als Hörbuch produziert und so auch den 23. Kriminalfall über Poirot, den Agatha Christie schrieb, mit dem Namen „Der Tod wartet“. Ein einleuchtender Titel, denn wer kann dem Tod schon entrinnen? Wartet er nicht auf uns alle? Sehr viel mehr als den Titel brauchte ich nicht, um zu entscheiden, dass dieser „mein“ nächster Poirot-Fall sein sollte. Doch auch der Klappentext überzeugte. Nach dem Hören muss ich allerdings zugeben: der Fall selbst eher nicht. Klappentext Hercule Poirot macht Ferien und ausgerechnet am Toten Meer. Da macht er die Bekanntschaft der Familie Boyton. Das Familienoberhaupt, die alte Mrs. Boyton, tyrannisiert ihre Tochter und ihre Stiefkinder. Da wird sie tot aufgefunden und Hercule Poirot weiß sofort, dass es Mord ist. Als er die Vergangenheit der Boytons untersucht, wird der Fall immer düsterer. Doch Poirot kann mit seinen kleinen grauen Zellen auch diesen Fall lösen! Meinung Das Hörbuch ist recht ungewöhnlich aufgebaut. Normalerweise beginnt ein Poirot-Fall in Hercule Poirots Büro, vielleicht ist zudem sein Freund Captain Hastings anwesend und die beiden unterhalten sich über belanglose Dinge. In den extravaganteren Fällen trifft man Poirot auch mal außerhalb Londons an, beispielsweise in einem Zug, einem Flugzeug oder auf einem Schiff auf dem Nil. Auch „Der Tod wartet“ spielt an solch einem extravaganten Ort: am Schwarzen Meer. Ein Großteil der Geschichte spielt in Jerusalem, der andere in der Felsenstadt Petra. Die Schauplätze dieses Falles sind absolut außergewöhnlich und malerisch. Gleichzeitig fungieren sie natürlich als faszinierende Stätte für einen hinterhältigen Mord. Doch, anstatt dass der Hörer direkt mit Poirot in Berührung kommt, wählte die Autorin in diesem Buch einen anderen Weg. Sie teilte die Geschichte in ein „Davor“ und ein „Danach“ ein. Zwischen beiden Strängen steht natürlich der besagte Mord an Mrs. Boyton, den der Klappentext bereits ankündigt. Doch ungefähr ein Drittel des Hörbuches ist die besagte Dame noch quicklebendig. Der Hörer begleitet nämlich nicht etwa Poirot, sondern die Familie Boyton. Und Poirot spielt überhaupt nicht mit. Wobei – das stimmt nicht ganz. In einer Szene wird er kurz erwähnt, doch obwohl diese Szene natürlich entscheidend ist, spielt Hercule Poirot lediglich eine Nebenrolle. (Das sollte ihm keinesfalls jemand sagen, ansonsten wird der arrogante Detektiv sicher nicht erfreut sein.) Und das war für mich sehr komisch. Denn man begleitet eine sehr lange Zeit eine „fremde“ Familie und eine weitere Protagonistin (Sarah King). Und das, ohne dass man weiß, warum. Ich muss zugeben, dass diesem Abschnitt dennoch eine gewisse Spannung innewohnt, da die Familie äußerst ungewöhnlich ist und obwohl scheinbar überhaupt nichts passiert, fühlt man sich gut unterhalten. Nichtsdestotrotz war mir dieser Abschnitt zu lang. Bis der Mord tatsächlich geschieht, hat man schon eine ganze Weile gehört. Und bis Poirot dann auftaucht, muss man sich erneut gedulden. Auch in dem nun folgenden Aufklärungsprozess gibt es leider einige Längen. Eigentlich befindet Poirot sich in seinem privaten Urlaub, doch ein Bekannter bittet ihn, sich den Fall der Familie Boyton einmal anzusehen. Denn eines ist recht schnell klar: Jedes Familienmitglied hatte ein Interesse am Tode der alten Dame. Und da es an anderen Verdächtigen mangelt, muss doch jemand von ihnen etwas mit dem Mord zu tun haben. Oder? Diese Frage stellt sich Hercule Poirot. Und um sich des Rätsels Lösung anzunähern, verhört er alle Figuren. Und diese Verhöre dauern an. Noch länger allerdings dauert die tatsächliche berühmte Aufklärung am Ende der Geschichte. Also die berühmte Szene, in der alle Beteiligten des Falles im gleichen Raum sitzen und Poirot darüber sinniert, wer denn nun der Mörder ist. Diese Szenen sind mir wirklich die liebsten! Doch diese dauerte ewig. Mein zentraler Kritikpunkt sind also die Längen des Hörbuchs und auch die lange Abwesenheit des eigentlichen Ermittlers. Mit zweiterem kann ich allerdings leben, da es dem ersten Teil, wie bereits erwähnt, an keiner Spannung fehlt. Es gibt aber natürlich auch positive Dinge, die dieses Hörbuch auszeichnet. Der ungewöhnliche Erzählweg, den Agatha Christie hier gewählt hat, ist durchaus abwechslungsreich. So lernt man die junge Ärztin Sarah King sehr gut kennen und sie ist in jedem Fall eine Betrachtung wert. Außerdem gibt es viele kleine Zwischenhandlungen, da die Familie Boyton aus einer ganzen Menge Personen besteht. Jede einzelne Figur hat seine Geschichte und seine Träume und einige von ihnen sind durchaus interessant. Des Weiteren ist es dem Hörer wirklich unmöglich, den Täter zu ermitteln. Ich hatte während des Hörens so viele Theorien, die ich letztendlich alle verwerfen musste. Denn auf die richtige bin ich ja doch nicht gekommen. Mich hat die Wendung überrascht, doch auch gefallen. Ebenso gefallen hat mir der kurze Epilog, der einen Einblick in das Leben der Boytons fünf Jahre nach dem Mord gibt. Ich hatte das Gefühl, dass Christie in diesem Fall etwas mehr an den Gefühlen der anderen Figuren der Handlung gelegen war. Sie legt viel Wert auf die Entwicklung der Charaktere und nimmt sich viel Zeit, um ihre Geschichten festzuhalten. Dieser etwas andere Weg hat mir durchaus gefallen. Ebenfalls loben muss ich den Schreibstil und die Art von Martin Maria Schwarz, das Hörbuch zu lesen. Ich finde seine Stimme sehr angenehm und unterhaltsam. Auch mag ich seine Interpretation von Hercule Poirots Akzent, weshalb ich verstehen kann, dass er so viele Poirot-Hörbücher vertont hat. In diesem Hörbuch ist außerdem seine Interpretation von Mrs. Boyton absolut phänomenal. Man kann diese Frau einfach gar nicht mögen. Fazit Insgesamt ist „Der Tod wartet“ eine interessante Geschichte, die wirklich gut durchdacht ist. Die Aufklärung des Falles gelingt sehr gut, weshalb man von einem hohen Spannungsfaktor sprechen muss. Dieser allerdings wird immer wieder von eingebauten Handlungslängen gestört, sodass das Hörbuch an sich ganz schön gezogen wird. Die Figuren sind interessant, Poirot so charmant und arrogant wie eh und je und der Schreib- und Vorlesestil sind ebenfalls gelungen. Trotzdem muss ich aufgrund meiner anfangs aufgeführten Kritik Punkte abziehen, sodass ich „Der Tod wartet“ mit 3 von 5 Sternen bewerte. Doch versteht mich nicht falsch. Mrs. Boytons Fall ist durchaus empfehlenswert. Und eine kleine Schlussbemerkung: Selten hatte jemand es so sehr verdient, zu sterben, wie sie. Wenn ihr wissen wollt, wieso: Dann greift zum Hörbuch.

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