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Rezension zu
Mit dem Wind

Mit dem Wind - Reiseliteratur und Sachbuch

Von: Eva Krafczyk
05.02.2020

Es gibt Menschen, für die sind Namen wie Buchara und Samarkand, Timbuktu oder Sansibar magisch, wecken Fernweh und Neugier. Für Nick Hunt, britischer Journalist und Reiseschriftsteller, wecken Namen wie Scirocco oder Mistral, Passat oder Hamsin ähnliche Sehnsüchte. Sein Buch "Mit dem Wind" ist literarische Reisebeschreibung, Sachbuch zu naturwissenschaftlichen Phänomenen und Betrachtung über Geschichte und Gegenwart, Geografie und Menschen entlang seines Wegs gleichermaßen. Ein Buch, das neugierig macht und fasziniert durch die Neugier und Offenheit des Autors. Eine Karte habe einst seine Neugier geweckt, berichtet Hunt. Dort waren nicht nur die Länder Europas eingezeichnet, sondern auch seine Winde, ihre Richtungen und typischen Stärken und schon die Tatsache, dass sie Namen trugen, verlieh ihnen aus seiner Sicht etwas Erhabenes: "Sie klangen für mich wie jemand, dem man unterwegs begegnen könnte. Diese ungestüm vom Himmel gerabschießenden Pfeile zeichneten Routen auf, denen ich folgen könnte, Pfade, die noch nicht beschritten waren." Genau das tut Hunt, und wählt exemplarisch vier Winde, denen er sich zu Fuß annähert, immer in der Hoffnung, tatsächlich den gesuchten Wind und nicht irgendeine andere Brise zu erleben: Den Helm in den britischen Pennines, die Bora zwischen Triest und Balkan, den Föhn in den Alpen und den Mistral in Südwestfrankreich. Schon allein dieses Projekt klingt spannend und ungewöhnlich. Wer es weniger windumtost mag, kann sich vom heimischen Sofa oder Lieblingssessel ganz ohne Blasen an den Füßen den Wanderungen Hunts anschließen, Zeuge seiner Begegnungen und Eindrücke werde. "Mit dem Wind" ist lehrreich, ohne besserwisserisch oder langweilig zu wirken,. Hunt lässt seine Erkenntnisse wie Anekdoten einfließen,in Unterhaltungen mit Experten oder enthusiastischen Hobbyforschern, Manche seiner Winderlebnisse klingen ebenso dramatisch wie poetische. Zum Beispiel hier, auf der Suche nach der Bora im ehemaligen Jugoslawien: "Der ganze Berg rauschte wie das Meer,; auch die Wipfel gerieten rauschend in Bewegung, wurden geschüttelt und gedroschen, dass ihre obersten Zweige kreischten, als die Bäume sich gegenseitig die Borke vom Stamm rissen. Die Luft war warm, durchtränkt von Feuchtigkeit, und ich hatte das Gefühl, der Wind käme nicht von Norden, sondern vielmehr von über mir, von hinten, von unten, aus allen Richtungen gleichzeitig, entfesselt von einer außer Kontrolle geratenen Thermik und der Topgrafie dieser Berge." Auch wenn Hunt nicht immer den gewünschten Wind auf seinen Wanderungen antrifft, wird in diesem Buch auch der Weg zum Ziel, mit vielen neuen Erkenntnissen und Begegnungen, voll mit Landschaftsbeschreibungen und Rückblicken auf das, was die Menschen an den Orten, die Hunt nun durchwandert, geprägt hat. Das macht "mit dem Wind" auch zu einer entschleunigten Entdeckungsreise durch den europäischen Kontinent, bildhaft und anschaulich geschrieben und voller Einladungen, selbst mal wieder mit offenem Blick loszuziehen, ob unter dem grauen Himmel im englisch-schottischen Grenzland oder im goldenen Licht Südfrankreichs.

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