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Rezension zu
Die Zeit der Erbin

Große Geschichte über die Selbstverwirklichung einer Frau in den 1930er Jahren

Von: Fanti2412
23.01.2020

Das Buch erzählt die Geschichte von Cassia Tallow in den 1930er Jahren. Cassias Wunsch war es schon immer, Ärztin zu werden und sie schaffte es, Medizin studieren zu können und schloss ihr Studium mit sehr guten Ergebnissen ab. Doch bevor sie ihre Zeit als Assistenzärztin beginnen konnte, wurde sie schwanger und heiratete Edward. Dieser ist auch Arzt, jedoch mit längst nicht so guten Abschlüssen wie Cassia. Edward übernimmt eine Landarztpraxis und das Paar bekommt insgesamt drei Kinder. Cassia ist also „nur noch“ Hausfrau und Mutter. Dass sie nicht ganz zufrieden ist mit ihrem Leben ist, wird ihr selbst erst klar, als sie völlig unerwartet eine große Summe von ihrer verstorbenen Patentante erbt. Cassia ist von einem Tag auf den anderen reich und kann sich alles leisten. Da Edward seine Frau an seinem Arztberuf überhaupt nicht teilhaben lässt und sie auch aus der Praxis ausschließt, nutzt Cassia den unverhofften Geldsegen und beginnt ganz langsam ihr Leben zu verändern. Sie mietet ein Haus in London und nimmt wieder Kontakt zu den Krankenhäusern auf, in denen sie als Studentin ausgebildet wurde. Sie nimmt einen Teilzeitjob in einer Klinik für Familienplanung an und wohnt während ihrer Arbeitstage im Haus in London. Durch ihre Anwesenheit in London kann sie auch die Kontakte zur Familie ihrer Patentante und anderen Freunden wieder besser pflegen. Durch Informationen über die letzten Monate im Leben ihrer Patentante kommen Cassia Zweifel über die Herkunft des vererbten Geldes. Sie beginnt zu recherchieren und reist sogar nach Paris und nach Marokko, wo der letzte Partner ihrer Patentante lebt. Wird sie das Geld und damit ihr neues Leben verlieren? Anfangs konnte ich Cassia nicht ganz verstehen, da sie sich von ihrem Mann doch sehr unterdrücken lässt. Aber in dieser Zeit war die Rolle einer Frau sicherlich noch ganz anders geprägt als heute. Die Stellung einer Frau in der damaligen Zeit wird deutlich gemacht. Frauen durften zwar, wenn es möglich war, eine Ausbildung machen und einen Beruf erlernen, aber eigentlich wurde erwartet, dass sie heiraten, Kinder bekommen und einen ordentlichen Haushalt führen. Cassia macht all das aber fühlt sich damit unterfordert. Eigentlich war es ihr Traum Ärztin sogar Chirurgin zu werden. Durch ihre Erbschaft kommt sie ihrem Traum wieder ein bisschen näher und kann zumindest wieder im medizinischen Bereich arbeiten. Sie wird mehr und mehr selbstbewusster und befreit sich aus der Unterdrückung ihres Mannes. Sie trifft eigene Entscheidungen und widersetzt sich auch mal ihrem Mann. Das hat mir gut gefallen, denn sie zeigt damit auch, dass eine Frau auch neben ihrem Beruf eine gute Ehefrau und Mutter sein kann. Durch ihre Tätigkeit in der Klinik für Familienplanung sieht sie zumindest eine kleine Möglichkeit der Selbstverwirklichung und die Autorin thematisiert damit das Problem der Empfängnisverhütung in der damaligen Zeit. Sie widmet sich aber auch noch anderen Themen wie Homosexualität, Macht, unterschiedliche Gesellschaftsschichten und Erziehung. Daneben lässt sie noch zeitgeschichtliche Ereignisse in England einfließen, wie etwa die Abdankung König Eduard VIII. wegen seiner Liebe zu Wallis Simpson und die Krönung Georg VI. Penny Vincenzi ist (war) eine wunderbare Erzählerin und hat es geschafft, dass ich völlig in Cassias Geschichte eintauchen konnte. Sie beschreibt Cassias Leben und ihren Weg sehr ausführlich und detailliert. Dabei gibt es zwischendurch immer mal ein paar ruhigere Zeiten, in denen nicht allzu viel passiert oder auch die Geschichten der anderen Paare erzählt werden. Dabei geht es dann auch um außereheliche Affären und es gibt ein paar erotische Szenen, bei denen deutlich wird, wie Sexualität damals gesehen wurde. „Die Zeit der Erbin“ ist eine große Geschichte über eine Frau, die die Chance nutzt, die sich ihr unerwartet bietet und ihr Leben in eine andere Richtung lenkt und sich dabei selbst verwirklicht. Gute und interessante Unterhaltung auf über 800 Seiten - lesenswert! Fazit: 4 von 5 Sternen

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