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Rezension zu
Die Vergessenen

Die Vergessenen sichtbar machen

Von: schillerbuch
23.01.2020

Dieser Krimi wurde mir von verschiedenen Menschen empfohlen – jetzt habe ich ihn endlich aus meinem SUB gezogen und in den Weihnachtstagen gelesen. Aber ist es überhaupt ein Krimi? Drauf stehen tut Roman, Ellen Sandberg jedoch ist das Pseudonym von Inge Löhnig, einer bekannten Münchener Krimiautorin. Ob es nun ein Roman oder Krimi ist, das entscheidet jede*r am besten selbst nach der Lektüre! Der Inhalt Manolis Lefteris lebt in München. Sein Vater stammte aus Griechenland, seine Mutter war Deutsche. Es ist Besitzer eines Autohauses, aber er erfüllt auch Aufträge für einen Mann, der ihn vor langer Zeit nach einem Totschlag deckte. Er erfüllt sie unauffällig, diskret und hinterlässt dabei keine Spuren. Als er Akten aufspüren soll, die eine alte Dame bei sich verwahrt, erweist ist das schwieriger als erwartet und er merkt nach und nach, daß es sich bei diesen Akten um Beweise für ein ungeheures Verbrechen handelt. Denn Kathrin Mändler, die alte Dame, die diese Akten besitzt, war in den 40er Jahren in einem Heim für Behinderte Kinder beschäftigt und hatte mit dem Leiter dieses Heims, Karl Landmann, ein Verhältnis. Aber hinter der charismatischen Ausstrahlung von Karl verbarg sich ein Mensch, der keine Skrupel kannte…… Meine Meinung Dieses Buch habe ich sehr schnell gelesen, denn es ist nicht nur spannend, sondern auch sehr gut recherchiert und konstruiert. Auf 2 Zeitebenen können wir als Leser*innen die Handlung verfolgen: Kathrin Mändler liegt nach einem Schlaganfall in einem Münchener Krankenhaus und streift in Gedanken noch einmal durch ihre Vergangenheit, ihr Verhältnis mit Karl und die Gewissenskonflikte, in die es sie stürzte und die sie Zeit ihres Lebens begleiten. In der Gegenwart erfährt ihre Nichte Vera, daß ihre Tante den Schlaganfall nach einem Streit mit ihrem Neffen, Veras Vetter Chris, erlitten hat, der kurz danach ermordet aufgefunden wird. Er suchte ganz offensichtlich etwas bei ihrer Tante und nach und nach findet Vera heraus, daß es Akten sein müssen, die etwas mit der Vergangenheit ihrer Tante zu tun haben und an denen irgendjemand höchstes Interesse zu haben scheint. Irgendwann kreuzen sich auch die Wege von Manolis und Vera. Manolis ist zutiefst traumatisiert, denn sein Vater eröffnete ihm als er 6 Jahre alt war, daß er der einzige Überlebende in seiner Familie ist, der ein Massaker, daß deutsche Soldaten 1944 in einem griechischen Bergdorf verübte. Immer wieder erzählte er seinem Sohn, der auf den Namen des ermordeten Bruders getauft ist, von seinen schrecklichen Erlebnissen, die Bilder verfolgen den Jungen und Erwachsenen bis in seine Träume. In Manolis wechseln sich Verachtung für seinen Vater und das deutsche Rechtssystem, das die Täter nie verurteilte ab mit dem Wunsch nach Rache. Als er erkennt, was die Akten beinhalten, gibt er den deutschen Gerichten noch einmal eine Chance. Was sich beim Lesen dieser Zeilen vielleicht als überfrachtet anfühlt, ist es nicht. Ellen Sandberg wechselt geschickt die verschiedenen Erzählebenen und fühlt sich intensiv in ihre Charaktere ein. Dabei verzichtet sie auf platte Schwarzweißmalerei, was ihrem Handlungspersonal eine besondere Glaubwürdigkeit verleiht. Auch die Themen sind gut gesetzt und miteinander verknüpft: Es gab viele Ärzte, die im Naziregime furchtbares taten und dennoch nach dem Ende des Krieges unbehelligt in Deutschland leben konnten, teilweise wurden sie trotz Gerichtsverfahren freigesprochen. Ebenso wie es immer wieder zu lesen war, daß ehemalige deutsche Soldaten, die an Massakern beteiligt waren, nicht belangt wurden. Was das mit den Opfern und ihren Nachkommen macht, wird eindringlich erzählt. Fazit: Mehr Roman als Krimi, auch wenn es einen Mord gibt und Menschen, die jede Menge Dreck am Stecken haben. Auf alle Fälle jedoch eine spannende Lektüre mit Tiefgang, die ich wärmstens empfehlen kann!

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