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Rezension zu
Quichotte

Ein literarischer Roadmovie der besonderen Art und eine Verbeugung vor Cervantes Klassiker.

Von: Wolfgang Brunner für Buchwelten
23.12.2019

Da ist ein Reisender, der von einer Fernseh-Moderatorin besessen ist und ihr Herz erobern will. Quichotte begibt sich auf eine Reise durch Amerika, um ihr seine Liebe zu beweisen. Während der Fahrt erscheint Sancho auf dem Beifahrersitz. Es ist der Sohn, den sich Quichotte immer gewünscht, aber niemals bekommen hat. Realität und Fantasiewelt verweben sich immer mehr miteinander. bis Quichotte nicht mehr weiß, in welcher Welt er sich eigentlich befindet … . Man weiß, auf was man sich einlässt, wenn man ein Buch von Salman Rushdie in die Hand nimmt. Umso erstaunlicher ist es, dass es dieser Autor immer wieder aufs Neue schafft, den Leser in seine (literarische) Welt hineinzuziehen und gnadenlos darin festzuhalten. „Quichotte“ ist, wie seine anderen Romane, eine faszinierende Geschichte, die sich mit jeder Seite, die man vorankommt, mehr entwickelt und ein unglaublich komplexes Gesamtwerk darstellt. Am Ende angekommen, muss man das Gelesene erst einmal Revue passieren lassen, um all die Details zu erfassen, die einem da präsentiert wurden. Rushdie übt in diesem Roman Kritik an der Gesellschaft, der Menschheit und vor allem deren Entwicklung in den letzten Jahren. Man liest aus vielen Sätzen heraus, dass der Autor eine Rückentwicklung des intelligenten Menschen sieht und keine gute Zukunft vorhersieht. Mit seinem unglaublich flüssigen, aber dennoch auch sehr hochwertigen Schreibstil lässt uns der Autor an einer beeindruckenden Reise eines Menschen teilnehmen, der nicht nur auf der Suche nach sich selbst, sondern auch nach dem Sinn des (modernen) Lebens ist. Und immer wieder werden dabei faszinierende Parallelen zu Miguel de Cervantes Vorbild „Don Quijotte“ hergestellt, die das Leseerlebnis für Kenner abrunden. Aber auch jemand, der den berühmten Roman nicht kennt, versteht, was Salman Rushdie sagen wioll. Ich persönlich fand vor allem die Begleitung in Form eines Sohnes, der die Rolle des Sanchos aus „Don Quijotte“ übernimmt, sehr interessant. Rushdie lässt dem Leser unendlich viele Möglichkeiten, um selbst Dinge in seine Aussagen hineinzuinterpretieren, was das Buch zu einem wirklich außergewöhnlichen Erlebnis macht. Ich bewundere Salman Rushdie bereits seit seinen „Stanischen Versen“ und bin immer wieder begeistert, dass er seinen Anspruch mit jedem darauf folgenden Buch halten konnte. Er ist für mich einer der besten Schriftsteller unserer Zeit, der die SPrache beherrscht. Rushdies Hommage an Cervantes „Don Quijote“ wirkt im ersten Moment wie ein dichtes Labyrinth unterschiedlicher, miteinander verwobener Geschichten. Das alles mag für den ein oder anderen nach einem furchtbaren Wirrwarr klingen, was es im Grunde genommen auch erst einmal ist. Doch je länger man durchhält (was jetzt weitaus negativer klingt, als es ist) wird man mit einer wunderbaren Geschichte belohnt, die einen Teil vom privaten Salman Rushdie zeigt. Der Roman ist ein großer Schlag ins Gesicht der immer dümmer werdenden Bevölkerung und zeigt auf, was im Laufe der letzten Jahrzehnte aus der Menschheit geworden ist. Aber auch wenn das alles sehr düster und abschreckend wirkt, so verstecken sich auch wieder jede Menge Lebensweisheiten, wie man es aus anderen Büchern von Rushdie kennt. ich fühlte mich hervorragend unterhalten und fand gerade im apokalyptischen Ende großen Gefallen. „Quichotte“ ist jedoch als Einstiegsroman in Salman Rushides literarisches Universum nur bedingt geeignet, da er wirklich sehr komplex und verschachtelt ist und somit keinesfalls als Lesestoff für „Zwischendurch“ geeignet ist. Ich wurde auf jeden Fall nicht enttäuscht und kann diesen Roman intellektuellen Lesern nur empfehlen. . Fazit: Ein literarischer Roadmovie der besonderen Art und eine Verbeugung vor Cervantes Klassiker. © 2019 Wolfgang Brunner für Buchwelten

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