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Rezension zu
Die Zeit der Erbin

Die Träume der Frauen

Von: Virginie Storm
23.12.2019

England, 1935. Als Cassia Tallow eine sehr große Summe Geld erbt, beginnt es in ihrer Ehe zu brodeln. Es bricht alles hervor, was lange Zeit unterdrückt wurde. Cassia schloss ihr Medizinstudium mit einer hervorragenden Note ab. Doch als sie schwanger wurde, heiratete sie den langweiligen Edward. Durch den unverhofften Geldsegen kann Cassia sich Freiheiten gönnen und sich wieder ihren Träumen zuwenden, die sie für die Ehe zurückgestellt hat. Edward dagegen fühlt sich in seiner Rolle als Haushaltsvorstand bedroht und beginnt Cassia unterschwellig zu sabotieren, bis sogar ihre Kinder unter der Situation leiden müssen. Neben Cassia folgen wir weiteren Paaren, deren Ehe wenig Erfüllung bietet. Die Autorin Penny Vincenzi spricht Themen wie Homosexualität, Eifersucht, Macht und Geschlechterrollen an. In ihrer Tätigkeit als Ärztin in einer Klinik für Familienplanung wird Cassia mit den Schwierigkeiten von Frauen konfrontiert, die keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben. Vincenzi schreibt sehr ausführlich. Die Handlung fließt dahin und man kann sich gemütlich hineinsinken lassen wie in ein warmes Bad. Die Protagonisten leben in großen Häusern, speisen vorzüglich und nippen an Champagner. Es gibt Affären und erotische Szenen. Gelegentlich hat die Autorin Zeitgeschichtliches in die Handlung eingefügt wie die Affäre von Prinz Edward mit Wallis Simpson oder eine Ansprache der Königin. Der über 800 Seiten dicke Schmöker erinnert mich wegen des Arztumfeldes leicht an “Call the Midwife”. Es spielt jedoch früher und in einer eleganteren Umgebung und konzentriert sich auf drei Ehepaare. Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich auf dem Roman einzulassen. Cassia erschien mir nicht sonderlich interessant, da sie sehr angepasst war. Und ihr Mann Edward war mir extrem unsympathisch. Er übt emotionale Druck auf Cassia aus, indem er sich als hilflos darstellt und behauptet, dass er seinen Beruf als Landarzt ohne ihre emotionale Unterstützung nicht ausüben könne. Cassia achtet daher immer darauf, sein schwaches männliches Selbstbewusstsein zu schützen und verzichtet darauf als Ärztin tätig zu sein. »Ohne dich würde ich das nicht schaffen«, sagte er, beugte sich vor und küsste sie. »Wirklich nicht, ich liebe dich so sehr.« Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm das Weihnachsfest zu verderben. Allmählich macht sich Cassia jedoch frei, trifft ihre eigenen Entscheidungen und konfrontiert ihren Mann offen mit ihren Gedanken und Erwartungen. Da sie sich über die Herkunft des großen Erbes wundert, stellt sie Nachforschungen an, die sie bis nach Paris und Marokko führen. Und dann sind da noch zwei Verehrer, die Cassia schon seit ihrer Jugend kennt... Die Autorin schildert die Charaktere mit großer psychologischer Kenntnis. Leserinnen werden sich sicherlich in einigen Situationen wiedererkennen, die die Protagonistinnen erleben. Durch das große Erbe verschiebt sich die Macht in der Ehe von Cassia und Edward und ermöglicht der Autorin zu zeigen, nach welchen Mechanismen manche Partnerschaften funktionieren. Ich würde sehr gern weitere Bücher der Autorin lesen. Ein unterhaltsamer, gesellschaftskritischer Roman in einem glamourösen Setting mit großem Identifikationspotential.

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