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Rezension zu
Ich

Interessante Einblicke in ein Musikerleben

Von: Buch SUCHT Blog
06.12.2019

Wenn es jemanden gibt, der den Ehrentitel „Paradiesvogel“ wirklich redlich verdient hat, dann Reginald Kenneth Dwight, der Mann, der als Elton John eine beispiellose Karriere gemacht hat. Nun, nach mehr als 50 Jahren im Showbusiness hat der Rockstar Bilanz gezogen und seine Autobiographie „Ich“ veröffentlicht. Doch wie spannend kann ein Buch über einen Menschen sein, dessen Leben ohnehin schon ständig im Rampenlicht stattgefunden hat, der Mittelpunkt von Dokumentar- und Kinofilmen war? Nachdem ich das Buch gelesen, nein, geradezu verschlungen habe, kann es für mich nur eine Antwort geben: sehr spannend. Und ausgesprochen unterhaltsam. Denn Elton John mag nicht der weltbeste Autor sein, er ist aber ein großartiger Geschichtenerzähler, der sich selbst und sein verrücktes Leben in der Rückschau erfrischend selbstironisch kommentiert. Dabei schafft er es allerdings auch, an den richtigen Stellen eine Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen, die klar macht, dass sein Leben nicht nur eine einzige große Party war. Elton John überzeugt in seiner Biographie dadurch, dass er nichts beschönigt, dabei aber auch nicht überdramatisiert. Er schlägt einen Bogen von seiner Kindheit im Nachkriegsengland der 50er Jahre bis in die Gegenwart, wobei der Schwerpunkt naturgemäß in der Zeit seines Karrierebeginns in den 70er Jahren bis zum Ende seiner Abschiedstour 2018 liegt. Er mischt Anekdoten, Beschreibungen von Konzerten, Begegnungen mit seinen Mitmenschen und spart auch seine Drogenexzesse nicht aus. Dabei stellt er eines unmissverständlich klar: er ist kein Opfer des Musikbusiness, er selbst ist für seine diversen Suchtprobleme verantwortlich. Und dabei ist er teilweise schon schmerzhaft ehrlich, er verharmlost nicht, er beschönigt nicht und er versucht nicht, sich selbst in einem besseren Licht dazustellen. So schreibt er über einen Drogenzusammenbruch Anfang der 90er Jahre: „Ich versteckte mich zwei Wochen allein im Schlafzimmer, nahm Kokain und trank Whisky. Wenn ich zwischendurch überhaupt etwas aß, spuckte ich es gleich wieder aus. Ich blieb tagelang wach, guckte Pornos, nahm Drogen. Ich ging nicht ans Telefon, Ich ging nicht an die Tür. Wenn es klopfte, saß ich stundenlang in völliger Stille da, starr vor Paranoia und Furcht, zu ängstlich, um mich zu bewegen, weil sie ja immer noch da draußen sein und mich ausspionieren konnten.“ Das hat nichts von der Rockmusikerromantik, die den Lesern oft verkauft wird. Bemerkenswert dabei ist allerdings, dass Elton John dabei nie die Schuld bei anderen sucht. Er wäscht auch keine schmutzige Wäsche. Über seine zeitweiligen Weggefährten verliert er nie ein böses Wort, auch wenn sie ihn enttäuscht oder ihm übel mitgespielt haben. Selbst seine Eltern, zu denen er ein durchaus ambivalentes Verhältnis hatte, beschreibt er ohne Wut und Verbitterung. Einen großen Raum im zweiten Teil des Buches nehmen die zahlreichen Wohltätigkeitsprojekte ein, für die er sich vor allem nach seinem Drogenentzug engagiert hat. Hier spürt man das Feuer, das heute immer noch heiß in ihm brennt, die Leidenschaft für sein Engagement. Dabei war es natürlich auch hier kein einfacher Weg, den sich er Sänger ausgewählt hat. Er beschreibt, wie er zahlreiche Freunde in- und außerhalb der Musikszene an Drogen und Aids verloren hat. Besonders der Tod von Ryan White, einem High-School-Schüler, der sich bei einer Bluttransfusion mit HIV infizierte und sich danach im Kampf gegen Aids engagierte, war eine Art „Erweckungserlebnis“ für John, der zu der Zeit der größte offen schwule Musikstar war und dessen Stiftung mittlerweile mehr als 450 Millionen US-$ für den Kampf gegen Aids gesammelt hat. Insgesamt erfährt man in „Ich“ kaum Neues über die beispiellose Karriere des Musikers, dafür umso mehr über den Menschen Elton John. Dabei legt er einen angenehm leichten Ton an den Tag, ohne Gehässigkeiten oder böse Worte. So wird die Biographie zu einer äußerst unterhaltsamen Zeitreise durch 50 Jahre Rock- und auch Zeitgeschichte, die Elton Johns Lebensgeschichte mit allen Höhen und Tiefen, allen Siegen und Niederlagen wiedergibt.

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