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Rezension zu
Beides sein

Ali Smith: Außergewöhnlich!

Von: Buchberührung
05.12.2019

Ich habe eine kleine Ewigkeit gebraucht, um diesen besonderen Roman von Ali Smith auszulesen. (Ich danke @btb_verlag bereits an dieser Stelle!) Am Ende habe ich mich dafür entschieden, „Beides sein“ in einem Zuge mit Smiths neuer Publikation „Herbst“ zu lesen und zu besprechen, die erst vor Kurzem in deutscher Erstübersetzung erschienen ist. Ich wollte den Leseflow beibehalten. Vor allem aber wollte ich intensiv begreifen, wie sie die Dinge der Textwelt konstruiert und worum es ihr dabei geht. „Beides sein“ hat mich tief beeindruckt. Ich las die ersten Zeilen morgens im Zug, den Rest jeden weiteren Abend. Die Sogkraft war zu extrem, was vor allem dem sprachlichen Können und der unglaublich guten Übersetzung geschuldet war, als dass ich nicht endlich wissen wollte, welche Bedeutung die Blüten-Augen auf dem Buchcover hatten. Es dauerte eine Weile, ich glaube, so um die 200 Seiten, bis ich begriff, dass diese offenen Augen Teil einer Welt sind, die bis heute nachwirkt. Die Augen sind im wahrsten Sinne des Wortes noch immer und fortwährend offen. Und während ich das schreibe, merke ich, dass ich so gar nicht auf den tatsächlichen Inhalt komme, stattdessen im Metaphorischen versinke, da philosophisch eh schon immer „abgesoffen“, denn der Fokus liegt, und das versinnbildlicht mir Smiths Roman in seiner Gänze, ganz woanders als im Direkten, Jetzigen und Benennbaren. Ich versuche es trotzdem: Zwei Geschichten, zwei Welten, zwei Hauptfiguren spinnen ein großangelegtes Verweisnetz, das nur eines klar machen will: alles ist miteinander verbunden. So auch die16-jährige George aus einem Vorort in London, die ihre Mutter erst kürzlich verloren hat, und den jungen Italienier Francescho del Cossa, der zu Zeit der Renaissance ein talentierter Maler war. Ihr Aufeinandertreffen beginnt dort, wo George zuvor mit ihrer Mutter auf einer Reise nach Italien den berühmten Palazzo Schifanoia in Ferrara besucht. Dort nämlich hängt ein Bild von del Cossa, das als Bindungsglied zwischen allen Figuren funktioniert. Kurz vor ihrem Tod erzählt Georges Mutter ihr von einer Frau, die sie zufällig kennengelernt und in die sie sich vielleicht auch ein wenig verliebt hat. Dieser Ausgang veranlasst George dazu, noch tiefer in die Bilder von del Cossa einzudringen, um schließlich zu erfahren, dass dieser selbst ein strenggehütetes Geheimnis mit sich trägt, das in George in anderer Weise fortlebt. Denn in dieser Zeit, wo sich alles mit- und ineinander zu fügen scheint, verliebt sich George in ihre Schulkameradin Helena Fisker. Smiths Roman ist nicht nur eine grandiose Abhandlung über einen vielleicht der wichtigsten Maler seiner Zeit wie den Höhepunkt der zentralperspektivischen Malereitechnik, es ist vor allem ein Plädoyer für Toleranz und Mut, Neugierde und Kampfesgeist, Liebe und Vertrauen. Witzig, interessant und klug – „Beides sein“ selbst ist ganz große Kunst. Danke tausendmal an den Verlag, vor allem für die Geduld. [Rezensionsexemplar/Unbezahlte Werbung]

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