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Rezension zu
Kumpel und Komplizen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Und Altruismus lohnt sich doch! - "Kumpel & Komplizen"

Von: Eva Krafczyk
27.11.2019

Jeder ist sich selbst der nächste..." Das trichtern schon besorgte Eltern ihren Kindern ein, wenn sie Durchsetzungsvermögen fördern und vermeiden wollen, dass der Nachwuchs in Kindergarten oder Schule untergebuttert wird und den Kürzeren zieht. Ein gesunder Egoismus wird da eher als förderlich angesehen. Und hatte nicht schon Darwin das "Survival of the fittest" als eine der Regeln bei der Entstehung der Arten ausgemacht? Das, so Volker Arzt in seinem Buch "Kumpel und Komplizen. Warum die Natur auf Partnerschaft setzt", bedeutet aber eben nicht, dass der Stärkste überlebt (und seine Gene weitergibt), wie es in der deutschen Lesart von "Survival of the fittest" immer heißt. Vielemehr handele es sich um das Überleben des am besten an die jeweiligen Bedingungen angepassten - und das müsse partnerschaftliches Verhalten, gegenseitige Hilfe oder Altruismus überhaupt nicht ausschließen. Doch wann sind Wesen partnerschaftlich, und inwiefern ist Hilfsbereitschaft ein evolutionärer Vorteil? Ist nicht "Futterneid" selbst unter Geschwistern - und das in einer Überflussgesellschaft - Alltag? Der berühmte Spruch, der Mensch sei dem Menschen ein Wolf, ist jedenfalls unfair - vor allem den Wölfen gegenüber. Dass sie, ähnlich wie Elefanten oder Wale, ausgesprochen soziale Tiere sind, das hat schon Carl Safina in seinem Buch "Die Intelligenz der Tiere" ( https://nimm-ein-buch.blogspot.com/2018/05/von-wolfen-walen-elefanten-die.html) sehr ausführlich beschrieben. Doch es müssen gar nicht charismatische Tiere sein, für die sich viele Menschen begeistern: Der Autor verweist etwa auf die Insektenstaaten von Bienen oder Ameisen, beschreibt, dass die Aufopferung für die eine Königin evolutionär durchaus Sinn macht für die Arbeiterinnen - jedenfalls wenn es um die Weitergabe jener Gene geht, die sie schließlich mit einer erfolgreichen Königin teilt. Eine bewusste Entscheidung ist das nicht, für das genetische Bestehen eines Insektenvolkes dagegen macht das Verhalten Sinn. Innerhalb verwandter Wesen einer Art jedenfalls scheint die Bereitschaft zu Hilfe und partnerschaftlichem Verhalten jedenfalls auch nach den Erkenntnissen menschlicher Verhaltensforscher deutlich ausgeprägter zu sein, wie in dem gut lesbarem und mit vielen Abbildungen versehenen Buch erläutert wird. Um noch mal traditionelle Redensarten zu bemühen: "Blut ist dicker als Wasser". Ist dies vielleicht auch der Grund, warum sich manche Menschen fragen, ob sie zu einem Pflege- oder Adoptivkind, zu Schwiegerfamilie oder Patchworkangehörigen die gleiche emotionale Nähe entwickeln können wie zu biologischen Verwandten? Die sollten sich ein Beispiel an Ratten nehmen: Volker Arzt verweist auf ein Verhaltensexperiment der Universität Chicago, wo Ratten eine in einem kleinen Käfig gefangene Artgenossin unter großer Mühe befreiten - und zwar unabhängig von Verwandtschaft. Wichtige Voraussetzung war, dass die Tiere zwei Wochen lang gemeinsam in einem Käfig verbracht hatten. Nach dem Motto: Man kennt sich - man hilft sich. In der Zeit von zunehmenden nationalen Egoismen und Abschottung, von Parolen wie "America First" und der Einsicht, dass die Ressourcen der Erde nicht nubegrenzt sind, will "Kumpel & Komplizen" auch mahnen: "Unser biologisches Erbe macht uns leicht verführbar. Aber gerade deshalb sollten wir uns die Zweigleisigkeit der Evolution vor Augen halten: Sie kommt nicht nur durch Kampf und Verdrängung voran, sondern ebenso durch faire Zusammenarbeit" Und auch der Mensch sei ebenso Egoist wie kooperatives Gruppenwesen.

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