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Rezension zu
Tagebuch meines Verschwindens

Wer Wind sät, wird Sturm ernten

Von: Büchermaulwurf
05.11.2019

Der kleine, trostlose Ort Ormberg, umgeben von dunklen Kiefernwäldern, ist Schauplatz dieses atmosphärischen und düsteren Psychothrillers. Hier sind viele ohne Arbeit, seit die örtlichen Fabriken stillgelegt wurden. Die Dorfbewohner schauen misstrauisch auf das örtliche Flüchtlingsheim und seine Bewohner. Vor Jahren wurde hier das Skelett eines kleinen Mädchens gefunden - ein Cold Case, der nie gelöst wurde. Nun soll der Fall neu aufgerollt werden mit Hilfe des Kommissars Peter aus Stockholm und seiner Partnerin, der Profilerin Hanne. Mit zum Team gehört die Polizistin Malin, die aus Ormberg stammt und als Teenager damals das Kinderskelett fand. Doch während der Ermittlungen verschwindet Peter spurlos und Hanne wird verletzt und ohne Erinnerung aufgefunden. Bei der Suche wird eine Frauenleiche genau an der Stelle gefunden, an der das Kinderskelett lag. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den Fällen? Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus der Ich-Perspektive der Polizistin Malin und dem 15-jährigen Jake und gegen Ende auch aus der Sicht von Hanne. Diese Wechsel sorgen für Tempo und Spannung und ermöglichen einen guten Einblick in die Gedanken und Gefühlswelt der jeweiligen Person. Über Malin erhält man Einblicke in die polizeiliche Ermittlung und die Suche nach Peter. Beides bleibt lange ohne Erfolg, obwohl es Verdächtige gibt. Sie hat hier ihre Familie und kennt alle Dorfbewohner, ist aber nach ihrer Ausbildung fortgezogen. Am meisten beeindruckte mich Jake, der eine große Wandlung machte, vom ängstlichen Mobbingopfer zum mutigen Helden. Er spielt eine Schlüsselrolle, da er Hannes Tagebuch findet und behält, da er sonst sein eigenes Geheimnis preisgeben müsste. Über dessen Inhalt erfährt der Leser zusammen mit Jake häppchenweise was zum Verschwinden der beiden führte und erhält Hinweise auf den Mörder. So ist man der Polizei immer einen Schritt voraus. Besonders berührt hat mich Hanne, die an Alzheimer erkrankt ist. Es war sehr berührend über ihr Tagebuch zu erfahren, wie schrecklich es ist, wenn einem das Leben langsam entgleitet und man Personen nicht mehr erkennt. Mit jedem Kapitel wechselt die Sichtweise und sorgt so für durchgängige Spannung trotz der 600 Seiten. Ich war von den ersten Seiten an gefesselt und wollte das Buch kaum zur Seite legen. Camilla Grebe hat ihre Protagonisten sehr glaubwürdig gezeichnet und mit Tiefe ausgestattet und damit eine große Nähe zu ihnen ermöglicht. Ich bin ihnen gerne gefolgt und mit ihnen in das Dorfleben eingetaucht, in dem das Flüchtlingswohnheim eine tragende Rolle spielt. Sie hat das Psychogramm der Dorfbewohner sehr spannend und lebendig gezeichnet. Die Abgründe, die sich hier auftaten waren wirklich erschreckend. Die Auflösung war überraschend und gleichzeitig schockierend und hat mich noch einen Weile beschäftigt. Ein wirklich gelungener Psychothriller mit starken Charakteren, der Gesellschaftskritik enthält und aufzeigt, dass Ormberg in der heutigen Zeit überall existiert und seine Nahrung aus Resignation, Unzufriedenheit oder auch purer Tristesse holt. Am Ende formuliert die Autorin klar ihre Botschaft: Jeder könnte selbst derjenige sein, der vor Hunger und Krieg geflohen ist. Ein großartiger Thriller mit Tiefgang, der zum Nachdenken anregt!

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