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Rezension zu
Das Haifischhaus

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Spannend wie ein gutes Tennis-Match

Von: Juli04
27.10.2019

"Das Haifischhaus" ist der Debüt-Roman des ehemaligen Stern-Reporters Rüdiger Barth, der hiermit eindrucksvoll zeigt, dass er nicht nur Sachbuch, sondern auch Unterhaltungsroman kann. Der Leser verfolgt die sportliche Rückkehr des körperlich und finanziell angeschlagenen Toto Berger, ehemalige Nummer 1 der Weltrangliste und heute versunken im posterfolgreichen Sumpf von Erinnerungen, Glücksspiel und Medikamenten. Klingt deprimierend, ist es auch. Es braucht erst die Herausforderung der neuen Nummer 1 der Welt, Frederic Lamenteau, um Toto wieder auf den Damm zu bringen und sich darüber klar zu werden, wo er sich gerade in seinem Leben befindet. Getreu dem Prinzip "All or nothing" scharrt Toto sein damaliges Team samt Masseur, Bespanner, Trainer, Rechengenie und Koordinatorin zusammen, zieht sich ins "Haifischhaus" zurück und trainiert. Diesen Prozess mit all seinen Höhen und Tiefen verfolgt der Leser, bis es schließlich zum entscheidenden Match selbst kommt. Der Roman beginnt deprimierend; der Leser bekommt Einblicke in das zerrüttete Leben Bergers, die einmal mehr unterstreicht, was für ein Psycho-Zirkus Leistungssport sein kann. Hierin liegt eine der großen Stärken des Romans: Hier wird nichts schön geredet, sondern in seiner körperlichen und psychischen Härte gezeigt. So kann ich mir die große Welt des Tennissports vorstellen! So geht es vielleicht nur Toto Berger, sondern auch Rafael Nadal oder Novak Djokovic, und so geht es sicher nicht nur im Tennis, sondern vielleicht auch im Fußball oder im Radsport. Insgesamt hat der Roman wenig mit Happy-End-Sportgeschichte zu tun, sondern zeigt den Wiederauferstehungsprozesses eines ehemaligen Weltklassesportlers in sämtlichen Umfängen. Besonders positiv fallen die kurzen Kapitel (z.T. nur halbseitig) und der flüssige Erzählstil mit einer angenehmen Mischung aus Para- und Hypotaxen auf. Auch die Umgebung, an dieser Stelle maßgeblich das Haifischhaus, wird umfänglich und bildreich beschrieben - da wünscht man sich selbst in das einsame Haus auf der Klippe. Insgesamt lässt sich der Roman wirklich gut lesen und glänzt mit Spannung und dem Wunsch, das Toto es doch schaffen möge. Nun zu den Dingen, die mir negativ aufgefallen sind: Der Roman setzt durch seine Thematik Vorwissen beim Leser voraus, über das man als Tennis-Laie nicht unbedingt verfügt. Ich musste während der Lektüre einige Begriffe nachschauen, was den Lesefluss unterbrochen hat. An dieser Stelle hätte ich mir kurze Erklärungen im Nachgang des Romans als Anhang o.ä. gewünscht, auf die dann im Text verwiesen werden kann. Zudem war mir die Verbindung Totos zu seinem Sohn Nils etwas suspekt (Achtung, Spoiler!): Es vergehen 18 Jahre, in denen Nils ignoriert wird, aber auf einmal darf er am Leben seines Vaters komplett teilnehmen und ihn auf sämtlichen Höhen und Tiefen begleiten? Es bilden sich tiefere Vatergefühle (natürlich!) und eine tolle Vater-Sohn-Beziehung und alles scheint etwas weichgespült und des Friede-Freude-Eierkuchens angehörig. Alles in allem überzeugt der Roman jedoch durch Handlung und Spannung sowie der tollen Figurenentwicklung. Wer für einige Stunden in die Welt des Profitennis eintauchen möchte, ist hier an der richtigen Stelle.

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