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Rezension zu
The Story of John Nightly

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

The Story of John Nightly – Geschichte, Geschichten und vergangene Zeiten

Von: Thursdaynext
20.10.2019

Der junge John Nightly ist ein fiktiver Popstar der im Swinging London Erfolge feiert. Die Story um ihn, seine Lebensgeschichte, füllt die 960 Seiten dieses unhandlichen Epos. Und wenn ich füllt schreibe, assoziiere ich Fülle, im positivsten Sinne. John, er ist ist einer von vielen Johns in diesem Opus. Er ist ein Glückskind, von Beginn an gelingt ihm alles, der Erfolg fliegt ihm zu, und das obwohl er genau „sein Ding macht“. Nie ist er gezwungen dem Kommerz zuliebe musikalische Kompromisse einzugehen. Er ist ein Genie voller Ideen, Tatendrang und in jeglicher Hinsicht im Flow. Dabei kommt er aus der Provinz. Auch diese wird, wie alles in DER STORY, detailiert geschildert, in kleinen Momenten die das Gesamtbild farbenprächtig und nachvollziehbar direkt greifbar machen. John hingegen bleibt intransparent, sein Verhalten, sein Genius, seine spätere Erkrankung, alles ist ein wenig mysteriös, nicht spooky, eher abstrakt, eben un(be)greifbar. „Es waren so enge Verhältnisse, wissen Sie – der Klavierlehrer war zugleich der Gewinner des örtlichen Piano-Smashing-Wettbewerbs.“ (Piano Smashing, war Anfang der 60er wohl fester Dorffestbestandteil, mit einfachen Regeln: Ein Klavier musste mit mit Vorschlaghammer so lange „gesmashed“ werden bis es durch ein vorgebenes Loch passte.) Das Debüt von Autor Tot Taylor reißt einen in diese Geschichte hinein und lässt die Leserinnen (Männer wie immer mitgemeint) nicht los. Es gibt, trotz vielfältiger Ausflüge in Vergangenheit und Zukunft und Beschreibung gartentechnischer sogenannter „Marginalien“, die den Kapiteln vorangestellt sind, keine Längen. Nur die Länge der Geschichte an sich und diese auch nur, weil Tot Taylor den Leserinnen Abschweifungen, Interessantes und Wissenswertes aus seinem immensen Fundus gönnt. Dazu benutzt er Interviews, Pressemitteilungen, Erzählungen der Begleiter John Nightlys und faszinierende Abhandlungen über Musiktheorie und Historie. Nie spricht John selbst, er ist Gegenstand der Erzählung, nicht ERzähler. Der feine Humor der ab und an durchblitzt würzt diese Gemengelage noch zusätzlich und die Fußnoten runden alles ab. Das braucht Zeit. Zeit, die sich potentielle Leserinnen mit Genuß gönnen sollten. Es ist weniger Lesen als vielmehr ein SCHWELGEN das Tot Taylor hier anbietet. Wer sich für diese Zeit, für Musik, für London und für die wunderschönen Bilder von Cornwall interessiert und bei George R.R. Martins Epos: „Das Lied von Feuer und Eis“ nicht schlappgemacht hat liest hier richtig. „The Story of John Nightly“ ist eine Erlebnis, das Mensch sich nicht entgehen lassen sollte. Berührend, tragisch, komisch, zum Haare raufen, eine fulminante Erzählung quer durch alles was dem Autor anm Herzen zu liegen scheint. Von Wissenschaft, bis zu Kunst, Astronomie: „… das vertonte Tagebuch eines auf Acid delirierenden Dorfpfarrers“ Die Bands der 60er, die das Nachkriegsgrau verblassen und vergessen ließen mit ihren Texten und Songs, die damals noch vor Optimismus strotzten und frei jeglichen Zynismus waren, leben in der Story wieder auf. Taylor transportiert das Gefühl, des Aufbruchs in die neue, bessere Zeit. Ein Aufbruch in eine wunderbare Zukunft … Schon der „Soundtrack“ zu diesem Buch ist es wert gehört zu werden, die Zeit, die erwähnten Musikstücke zu suchen und sich reinfallen zu lassen, sollte vorhanden sein. Wer kennt schon die Rooftop Singers? Bekannter ist da der Club der 27er, jene die die Drogen, den Ruhm und die unfassbaren Möglichkeiten zu Persönlichkeitsentwicklung nicht überlebten. Auch ihnen setzt Tot Taylor ein Denkmal, der Fokus aber liegt auf John Nightly, diesem jungen Mann der alles hat. Seine Geschichte ist stellvertretend für viele andere, eine Geschichte einer vergangen Zeit und verlorener Hoffnung. Vielleicht ist Johns Geschichte teilweise ein Bericht über das Leben des Autors. Ein geniales Aufflammen und Verbrennen, wenn Künstler, metaphorisch gesprochen, der Sonne zu nah kommen. So beinhalten diese, am Anspruch gemessen, wenigen Seiten eine Tour de Force durch Zeitgeschichte, menschliche Erungenschaften, Genies und Kultur. Grandioses Futter für Bibliophile.

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