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Rezension zu
Die Siliziuminsel

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Qiufan Chen: „Die Siliziuminsel“ (Heyne)

Von: Christian Funke
02.10.2019

Unter ärmlichsten Bedingungen recyceln die sogenannten Müllmenschen auf der fiktiven chinesischen Siliziuminsel den Elektroschrott, der dort in unzähligen Schiffsladungen deponiert wird. Drei Clans haben dieses gesundheitsgefährdende Geschäft unter sich aufgeteilt und teilen sich die nicht unerheblichen Gewinne aus der Wiederverwertung der einzelnen Materialien mit der Inselverwaltung. Während der Amerikaner Scott Bradle anreist, um Angebote seiner Firma für den Aufbau einer hochmodernen Recyclinganlage zu machen, gelangt infizierter Elektroschrott auf die Insel. Dies ist der Beginn einer das fragile politische Gleichgewicht ins Wanken bringenden Entwicklung, die durchdrungen ist von dem Kampf für menschenwürdige Arbeit und einem sinnvollen Umweltschutz… Der im Jahr 1981 geborene Qiufan Chen, der bereits auf zahlreiche Kurzgeschichten zurückblicken kann, präsentiert mit Die Siliziuminsel sein vielbeachtetes und mehrfach preisgekröntes Romandebüt. Der frühere Software-Ingenieur und Entwickler wirft hier einen kritischen Blick auf große aktuelle wie brisante Themen. Dabei kreiert Chen in einer manchmal sehr bildhaften, manchmal nüchternen Sprache Metaphern, die die verzweifelte Suche nach Glück und Schönheit selbst in der unwirtlichsten Umgebung als Sinnbild einer durch den Kapitalismus und dem dazu notwendigen Konsum zweigeteilten Gesellschaft darstellt. Der Autor zeigt in seiner Geschichte eine eindeutige Sympathie für die unterdrückten, die versklavten Figuren am Rande der Gesellschaft und beschreibt die Kämpfe für mehr Gerechtigkeit. Seine Science Fiction wird dadurch ein passgenaues Beispiel gegenwärtiger Zustände. Die Siliziuminsel (Originaltitel: 荒潮 / Huang chao, China 2013, in überarbeiteter Form auf Englisch unter dem Titel The Waste Tide, USA 2019) erscheint bei Heyne in einer Übersetzung aus dem Chinesischen von Marc Hermann als interessant gestaltetes Paperback mit Klappenbroschur (480 Seiten, €16,99). Im Anhang befinden sich ein mehrseitiges, sehr persönliches und kritisches Nachwort des Autors, eine Erklärung einiger im Roman vorkommenden Begriffe und eine Danksagung. Qiufan Chen gelingt mit seinem Romandebüt ein wichtiger und visionärer Roman, der mahnend auf das so fragile wie manipulative Spiel von Behörden, Clans und Politik hinweist und dies am Beispiel einer fiktiven, aber doch sehr real wirkenden Insel seziert. Ein moderner Science Fiction-Roman, der der Gesellschaft einen kritischen Spiegel vorhält und zeigt, wohin uns unser bisheriger Weg führen kann… Christian Funke

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