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Rezension zu
Schwarzes Meer

Ein Koch- und Reisebuch zum Träumen

Von: magentratzerl
01.09.2019

Das schwarze Meer ist ein Binnenmeer zwischen Osteuropa, Südeuropa und Vorderasien; durch den Bosporus ist es mit dem Mittelmeer verbunden. Die Ukraine, Bulgarien, Rumänien, Georgien und die Türkei liegen am Schwarzen Meer; es war früh eine wichtiger Handelsweg und ist heute bekannt für beliebte Urlaubsorte. Das ist aber nicht alles: es ist auch ein sagenumwobener, mythischer Ort. Caroline Eden, die britische Journalistin, der wir schon ein wunderbares Buch über die Küche entlang der Seidenstrasse verdanken*, hat sich nun auf den Weg gemacht, einige Länder der Schwarzmeerküste zu bereisen, ihre Geschichte und ihre Essgewohnheiten einzufangen. Ihr Weg führte sie von Odessa in der Ukraine immer die Küste entlang über Rumänien und Bulgarien bis ins türkische Istanbul und Trabzon. Das ist kein reines Kochbuch – es ist ein Reisebuch mit Rezepten. Von Odessa bis Trabzon ist Caroline Eden gereist – mit Bus und Bahn übrigens, so hat sie viel vom täglichen Leben in der Region mitbekommen. Sie erzählt die Geschichte der Region, besucht Kulturdenkmäler, Museen, Menschen und natürlich auch Märkte und Restaurants. Sie hat gründlich recherchiert und auch historische Reiseliteratur gelesen; das ganze ist aber keineswegs trocken und theoretisch formuliert, denn es ist alles sehr persönlich geschrieben und die Geschichte wird immer in Zusammenhang mit den Menschen und ihren Schicksalen gebracht. Und mit ihrem Essen, natürlich. Abwechslungsreich ist das Ganze auch, denn sie berichtet mal über bewegende Schicksale, mal über historische Hinergründe und mal über die kulinaarische Entwicklung der besuchten Orte. Und wer sich weiter in die Geschichte der Gegend einlesen möchte, der findet am Ende des Buches ein sehr ausführliches Litaraturverzeichnis. Ein schönes Beispiel ist die Geschichte des polnischen, nach Odessa verbannten Dichters und Freiheitskämpfers Adam Mickiewicz: Er ging von Odessa aus ins bulgarische Burgas, wo er versuchte, mit der Türkei eine Armee gegen Russland aufzustellen, das sein Heimatland besetzt hatte. Erfolg hatte er keinen und starb schließlich in Istanbul an der Cholera. Caroline Eden war an all diesen Orten und ist seiner Geschichte nachgereist. Natürlich gibt es auch zu essen. Caroline Eden hat viele Menchen getroffen und sich Tipps für typische Gerichte und beliebte Restaurants geholt. Sie berichtet über jüdisches Leben in Odessa und serviert entsprechend zwei Varianten Vorschmack, in Rumänien hat sie an einem Feiertag an einem Stand Covrigi gekauft, süße, mit Marmalade gefüllte Hefekringel; und natürlich bekommen wir das Rezept. Es gibt blumigen Rosencocktail und geröstete Paprika mit Feta in Bulgarien und Istanbul und Trabzon warten nicht nur mit Schwarzmeer-Börek und Pilaw mit Maronen und Salbei auf, sondern auch mit gelbem Wodka, der den russischen Zuwanderern Instanbuls geschuldet ist. Die Rezepte sind spannend, denn obwohl die Reiseroute ja durch einige verschiedene Länder führt, kann man doch immer wieder Gemeinsamkeiten entdecken; die oft auch der Migration innerhalb der Schwarzmeerregion geschuldet sind. Es ist alles problemlos nachkochbar; die Zutaten in aller Regel gut erhältlich. Ciorbâ Constanta ist eine klassische saure Suppe aus Rumänien, normalerweise mit Fleischeinlage. Diese Variante beschränkt sich auf Gemüse: Fenchel, Zucchini und Kartoffeln, gewürzt mit Chili und Koriandersaat. Die feine Säure kommt von einer Portion Sauerkraut. Für Gogols eingelegte Pilze, ein Rezept aus Odessa, werden Champignons gekocht und marinieren dann in einem Sud aus Essig und Gewürzen. Fein als Vorspeise mit etwas Brot, man kann sie aber auch zu Eintöpfen und Salaten geben. Bei den türkischen Manti wird ein wenig geschummelt und auf Teighüllen aus dem Asiashop zurückgegriffen. Nicht ganz original, aber mit der Füllung aus Lammhack, Petersilie und Zwiebeln und mit den beiden Saucen – einer Walnussbutter und einer Joghurt-Knoblauch-Sauce – sehr fein. Knabberzeug – geht hier immer. Und diese rustikalen Stangen aus Bulgarien – Soleni Pruchki heißen sie – machen da keine Ausnahme: ein Hefeteig mit einem Anteil an Roggen für das Deftige, bestreut mit Kümmel, Mohn und Salzflocken – ich bin längst in die Massenproduktion gegangen. Noch einige Worte zur Optik: ein schönes Buch ist das geworden. Es punktet nicht nur mit vielen wunderbaren Fotos – atmosphärische Reisefotos ebenso wie authentische Food-Bilder – , sondern auch mit einer hochwertigen Aufmachung. Und nicht nur das Cover passt wunderbar zum Thema, auch der Schnitt ist stilsicher in blauschwarz gehalten. Fazit: Geschichte, Geschichten und Rezepte – Caroline Eden wollte ein Buch schreiben, mit dem man sich die Schwarzmeerregion erlesen, betrachten und auch erschmecken kann. Das ist ihr gelungen. Es ist ein Buch geworden, das man gerne von vorne bis hinten durchliest. Man erfreut sich an den Texten und den Bildern und nimmt dann auch gerne die Gelegenheit wahr, den Berichten mittels der Rezepte noch eine weitere Dimension hinzuzufügen.

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