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Rezension zu
Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Mittelteil mit Schwächen

Von: buchstapelweise
13.04.2015

Wenn man Teenager hat, guckt man schon mal Teenie-Filme. So geschehen mit DIE BESTIMMUNG – DIVERGENT von Veronica Roth, beruhend auf dem gleichnamigen Band 1 ihrer dystopischen Jugendbuch-Reihe. Der gefällt mir recht gut, und so greife ich vor dem Anschauen von Band 2, INSURGENT – TÖDLICHE WAHRHEIT, erstmal zum Hörbuch. Die Schwächen eines Mittelteils Direkt raus damit: Es zieht sich, und an die Spannung und starke Story von Band 1 kann INSURGENT nicht heranreichen. Ob es nur an den typischen Schwächen eines Trilogie-Mittelteils liegt, kann ich noch nicht beurteilen. Die sind allerdings deutlich: Nach der packenden Einführung in die dystopische Welt von Tris und Four samt Auflösung ins Chaos in DIVERGENT besteht INSURGENT aus sehr viel statischem Gewese. Nicht nur ist Tris gefangen in Schuldgefühlen, Trauer und Depression. Das Hickhack zwischen den einzelnen Fraktionen führt auch zu endlosen Diskussionen, Hahnenkämpfen und Versteckspielen, die einem irgendwann auf die Nerven gehen. Zu viel Gegeneinander Statt Gut gegen Böse gibt es hier nämlich fünf Fraktionen (von denen ein Teil dann auch noch abtrünnig ist), die Fraktionslosen sowie natürlich die Unbestimmten. Keine dieser Gruppen ist sich grün, jede Fraktion hat ihre Leichen im Keller, und Veronica Roth hat sichtlich Mühe, einen roten Faden durch dieses Jeder-gegen-Jeden zu ziehen. Alle Grauzonen in Ehren, aber schwarz/weiß ist manchmal einfacher. Und spannender. Ein Pluspunkt: Die Liebesgeschichte So gerät der eigentliche Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit von Fraktionen und machtgeilen Herrschern ins Hintertreffen. Ebenso wie die Romanze zwischen Tris und Four. Und die ist eigentlich sehr schön. Es tut gut, dass hier mal KEINE Dreiecksgeschichte stattfindet. Somit geht es nicht um Eifersucht, sondern vielmehr um Vertrauen und darum, den anderen wirklich kennenzulernen. Roth lässt den zweien Zeit, streut zarte Momente ein, hält sich fern von allem Kitsch. Den beiden bleibt noch Luft, sich weiter zu entwickeln, anstatt dass alles Pulver schon in Teil 2 verschossen wird. Das ist gut. Simulation bremst Wirklichkeit Zunächst interessant ist auch Roth’s Spiel mit Wirklichkeit und Simulation. Nicht nur Tris, sondern auch dem Hörer ist nicht immer klar, was real ist, und was nur eine programmierte Halluzination. Das sorgt für Paranoia, für Schreckmomente. Die Transmitter als Fernsteuerung menschlichen Willens sind ein unheimliches, unberechenbares Mittel zur Macht. Leider nutzt sich diese Idee durch Übergebrauch ab. Irgendwann ist man die x-te Simulation leid. Es fühlt sich sehr nach Wiederholung an. Man möchte lieber in die Realität, dass dort etwas passiert, anstatt dass immer wieder nur scheinbar die Handlung vorwärts geht. Das Beste kommt zum Schluss Dieser Wunsch erfüllt sich kurz vor Schluss. Auf der Zielgeraden muss Tris sich bewähren, muss die Stärken ihrer unbestimmten Veranlagung zum Überleben nutzen, und es geht tatsächlich (statt simuliert) um Leben und Tod. Da sieht man, dass Roth das kann, Abenteuer und Action schreiben. Geht doch. Es mündet in dem, was der deutsche Titel TÖDLICHE WAHRHEIT schon ankündigt: In der Auflösung eines gehüteten Geheimnisses. Das öffnet Tris zwar die Augen und ist für sie ein Schock. Ich selbst zucke allerdings die Achseln und bin nicht sehr überrascht. Sooo spektakulär ist das nicht wirklich. Eher eine ziemlich alte Wahrheit über die Natur des Menschen und den Wunsch, sie in friedliche Bahnen zu lenken. Nicht wirklich neu. Außer vielleicht, man ist wie Tris erst 16 Jahre alt und hat noch eine Menge zu lernen im Leben. Aber das wird sie ja. Zumindest vermute ich das. Und hoffe für Teil 3 auf mehr Spannung, mehr Handlung und weniger Gekabbel untereinander, dafür auf mehr Vorwärtsdrall. Zur Sprecherin: Janin Stenzel ist in den Kinofilmen die Synchronsprecherin von Shailene Woodley (Tris). Das ist einerseits ein cleverer Schachzug, denn wer die Filme kennt, muss sich beim Hörbuch nicht auf eine neue Stimme einlassen. Andererseits ist Stenzel erst seit kurzem auch Hörbucherzählerin. Das merkt man. Sie liest mehr vor, als dass sie mit ihrer Stimme schauspielert. Das bedeutet nicht, dass sie keine Emotionen zeigt – tatsächlich hat sie eine sehr angenehme Mädchenstimme, die sowohl taugh als auch fragil klingen kann. Aber eine Differenzierung zwischen den unterschiedlichen Figuren findet kaum statt. Tris und Four hören sich sehr ähnlich an, wie alle anderen auch. Da muss man sich schon konzentrieren, auf das ‘sagte sie’, ‘schrie Tobias’ etc. achten. Als ausgebildete Schauspielerin hätte ich mir da mehr gewünscht, und das gilt auch für Tempowechsel und verschiedene Intensitäten bei Handlung vs. innere Monologe. Den Wiedererkennungswert einer Synchronsprecherin in allen Ehren, aber eine gewandte, erfahrene Hörbuchsprecherin (wie z.B. Laura Maire in Teil 1) hätte da vielleicht mehr rausholen können. Fazit: Eine zu staatische, von Reviergerangel zwischen den Fraktionen geprägte Fortsetzung von DIVERGENT. Das Gewese untereinander führt dazu, dass das Interesse an den Unterschieden zwischen den Altruan, Ken, Candor, Ferox und Amite etwas erlahmt. Das gleiche gilt für die überstrapazierten Simulationen als Waffe der Machtinhaber. Schön, zart und mit Teenie-Angst besetzt: die Liebesgeschichte zwischen Tris und Four. Sie kommen sich Stück für Stück, Zweifel für Zweifel, näher. Die Gesamtgeschichte bewegt sich dagegen erst am Schluss wirklich vorwärts. Die packenden Grundideen aus Band 1 werden zu etwas zähem Kaugummi, aufgelockert durch eingestreute Kämpfe und Fluchtversuche. Bleibt zu hoffen, dass INSURGENT ganz einfach nur unter den üblichen Kinderkrankheiten eines Trilogie-Mittelteils leidet und im Abschlussband wieder an die abwechslungsreiche Spannung von Teil 1 anknüpft.

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