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Rezension zu
Mörderinnen

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Game over! Darf ein Mensch über Leben oder Tod eines anderen Menschen entscheiden?

Von: BeautyPeaches
28.08.2019

Mit einer Freundin habe ich früher immer sehr viel philosophiert. Unsere Gedankengänge brachten uns von einem Thema zum anderen und nicht alles, was wir besprachen, klang realistisch. Einmal redete sie sogar davon, dass sie sich vorstellen könnte, dass wir alle unter einer riesigen Kuppel leben und von oben gesteuert werden und so sei unser Leben vom Anfang bis zum Ende durchgeplant. Wenn dem so wäre, dann ist doch alles ganz einfach. So können wir nichts für unsere Handlungen, denn schließlich sind wir nur Marionetten, schlichtweg Spielfiguren. Vielleicht hätte das eine der Mandantinnen von Veikko Bartel zu ihrer Verteidigung vorbringen können. In seinem Buch “Mörderinnen” schreibt Veikko Bartel über vier seiner ungewöhnlichsten Fälle, die er vor Gericht zu vertreten hatte. Bereits in über 30 Tötungsdelikten hat der Strafverteidiger vor Gericht verteidigt, mitunter auch einige Frauen, die zu Mörderinnen wurden. Für die Verteidigung braucht man natürlich auch sämtliche Informationen und ich kann mir vorstellen, dass man dann oft Sachen hinterfragt. Was bewegte die Mörderin zu dieser grausamen Tat? Wie wird ein Mensch zum Mörder? Was war schlussendlich der entsprechende Auslöser, um die letzte Grenze zu überschreiten – die Grenze, einem anderen Menschen das Leben zu nehmen? Schützt man als Strafverteidiger den oder die Täter/in nicht auch auf irgendeine Art und Weise? Allein mit diesem Thema darf sich ein Strafverteidiger wahrscheinlich sehr oft auseinandersetzen. Auch das thematisiert Veikko Bartel in seinem Buch und äußert sich zu seinem Standpunkt dazu. Ist Hass ein Mordmotiv? Oder Gier? Ist Ausweglosigkeit eine Entschuldigung? “Das ist eine Mörderin, die gehört weggesperrt”, sagt sich so leicht daher und dieser Meinung schließe auch ich mich an. Veikko Bartel muss als Strafverteidiger natürlich ohnehin mit Interesse an die Fälle gehen, die er vor Gericht zu vertreten hat, dennoch stellt er sich darüber hinaus auch immer wieder die Frage, wie ein Mensch zum Mörder wird. Hinzu kommt seine Neugier und der Wunsch, es verstehen zu können. Er möchte verstehen, was jemanden dazu treibt, ein Menschenleben auszulöschen. In seinem Buch “Mörderinnen” schildert uns der Autor vier grausame Morde. Er verschont den Leser auch nicht mit der Ausführung der jeweiligen Tat. So lesen wir nicht nur, was die Täterin abschließend zu ihrer Verteidigung zu sagen gedenkt, sondern erfahren auch Einzelheiten, was während der Tat geschah. Gleich zu Anfang muss der Leser tief Luft holen, denn der erste Fall handelt von einem Babymord. Der Tötungsakt selbst ist wahrscheinlich die gebräuchliche Methode, sich einem ungewünschten Kind zu entledigen, aber was die Mutter anschließend mit dem Leichnam anstellt, ist barbarisch. Der Autor schmückt diese Szenen aber nicht weiter aus, sondern schreibt sehr sachlich. Schließlich geht es hierbei um das Motiv und nicht um die Tat. So erfährt der Leser auch, wie es zu dieser ungewollten Schwangerschaft kam und was in der Täterin vorging. Jetzt wo ich aufgeklärt bin, würde ich gerne sagen, dass ich die Mörderin verstehe. Aber so einfach ist das für mich nicht. Ich kann es nicht verstehen. Den zweiten geschilderten Fall fand ich persönlich weniger spektakulär, da es gerade bei starken Alkoholikern immer wieder zu Affekthandlungen kommt. Ein Ehepaar besäuft sich bereits nach dem Aufstehen, noch bevor eigentlich die Morgentoilette verrichtet wurde. Der Mann erliegt unzähligen Messerstichen und nur die Frau steht unter Verdacht. Auch der dritte Fall schockierte mich weniger. Es gibt so viele Menschen, die anderen gerne Schmerzen zufügen, um sich zu stimulieren und ebenso gibt es zig Menschen, die das auf freiwilliger Basis ebenfalls aus anregenden Gründen aushalten möchten. Im vierten Fall haben wir sie wieder – die Marionetten. Hierbei handelt es sich um diverse Männer, die sich von einer Frau vorführen lassen. Selbst nachdem sie ihren Ehemann vergiftet hatte, schaffte sie es weiterhin, die anderen Männer zu manipulieren. Ihr Strafverteidiger überquerte sogar unsere Landesgrenzen, um in ihrer Heimat mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren. Game over! Darf ein Mensch über Leben oder Tod eines anderen Menschen entscheiden? Die Beweggründe einen Mord zu begehen, lassen sich letztendlich nicht erahnen und schon gar nicht, was in diesem Moment der Tat in der Mörderin vor sich geht. Wenn man die Taten aus den verschiedenen Perspektiven betrachtet, versteht man dann? “Mörderinnen” von Veikko Bartel war schwer aus der Hand zu legen. Der Autor schreibt auf eine nüchterne, aber auch interessante Art über diese Fälle. Dabei bleibt er sehr sachlich, aber schließlich ist er auch “nur” der Strafverteidiger und nicht der Richter.

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