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Rezension zu
Nie mehr schämen

...damit Scham nicht zum Gefängnis wird

Von: Sonja
21.08.2019

Ich konnte bisher mit dem Begriff Scham wenig anfangen und habe stattdessen von Angst, Wut oder Verlegenheit gesprochen. In diesem Buch konnte ich eine Menge lernen: Es gibt einen tiefen Einblick in das Thema Scham und wofür sich Menschen schämen - zum Beispiel ihren Körper, ihre Gesundheit, ihre Herkunft, ihren Status, ihre Talente und Fähigkeiten, Sexualität oder Gefühle. Scham gehört zur Grundausstattung des Menschen dazu. Er ist hilfreich, um uns mitzuteilen, dass etwas nicht stimmt und reagieren wir adäquat, vergeht er wieder. Er wirkt gegen die Überlastung unseres Nervensystems, wie eine Art Bremse oder Lähmung. Bei kleinen Kindern, die sich nicht beachtet fühlen, führt diese Starre im Idealfall dazu, dass sich die Mutter Sorgen macht und kümmert und das Kind so lernt, sich selber zu regulieren und zu einer Vertrauensbeziehung zwischen Mutter und Kind. Wird Scham jedoch zu einem primären Modus, aus dem wir uns selbst heraus wahrnehmen, wird er chronisch. Das führt dazu, dass wir nicht mehr angemessen reagieren können: Wir beziehen Stimmungen und Reaktionen anderer auf uns selbst, lenken Wut und Aggression gegen uns selbst, statt uns abzugrenzen oder halten unsere natürlichen Impulse für schlecht. Diese chronische Scham kann sehr unterschiedliche Ursachen haben. Der Autor beschreibt diese anhand vieler praktischer Beispiele und zeigt außerdem viele Übungen auf, wie man die eigene Scham erkennen und mit ihr umgehen kann. Vor allem am Ende des Buches gibt es eine Vielzahl an Übungen, von denen ich einige in der nächsten Zeit ausprobieren möchte. Ein Gedanke aus dem Buch, der mich noch immer beschäftigt: Menschen, die sich selbst chronisch schämen, beschämen andere, um sich selbst so größer zu fühlen und von ihrer eigenen Scham abzulenken. In der Geschichte und unserer Gesellschaft gibt es viele Beispiele, wo Menschen und Menschengruppen beschämt und entrechtet wurden und werden: "Indem man Menschen Rechte abspricht, lässt man sie wissen: "<em>Du bist minderwertig." Mit dieser Entwürdigung werden Menschen gefügig gemacht, damit sie sich leichter missbrauchen und ausbeuten lassen</em>." Ein krasses Beispiel hierfür ist die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung im Nationalsozialismus. Ein anderes die Rechte von Frauen: Universitäten gibt es seit dem 12. Jahrhundert, Frauen dürfen erst seit dem 20. studieren, erst seit 1918 wählen, in anderen Bereichen gibt es noch immer Unterschiede (Gender Pay Gap, Zugang zu Vorstandsposten, etc.). Das sehr lesens- und empfehlenswerte Buch endet mit Tipps für Eltern im Umgang mit der Scham ihrer Kinder, damit diese bindungsfördernd und nicht chronisch wird.

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