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Rezension zu
Surf Like a Girl [German]

Von Meer, Schönheit, Engagement und Surfragetten

Von: SternchenBlau
14.08.2019

Ich bin noch nie in meinem Leben auf einem Surfbrett gestanden, aber mich hat das Surfen schon immer fasziniert: Es braucht großen Mut, sich der Naturgewalt Wasser auszusetzen, die so sanft scheint und so unerbittlich ist. Und Frauen können sich dieser Naturgewalt genauso stellen. Mit „like a girl“ werden Tätigkeiten von Frauen noch zu häufig abgetan und als minderwertig angesehen. Der Bildband „Surf like a girl“ beweist auf eindrucksvolle Weise, dass dies eine Ehrenbezeichnung ist. Carolina Amell vereint in dem Bildband die Fotografien und Biografien von Surferinnen, die oftmals ihre Arbeit selbst mit der Kamera festhalten. Mit wunderschönen Bildern zeigt der Bildband zeigt nicht nur die Frauen – und er zeigt das Meer in vielen Facetten, in seinen Blautönen, in seiner Struktur (manchmal auch auf Schwarz-Weiß-Bildern), seine Ruhe, die Gischt, die sanften Wellen und die gigantischen. Ich wusste bislang noch nicht, dass es Big-Wave-Fotografie gibt, aber nun liebe ich sie. In dem Bild von Maria Fernanda bricht das Licht durch einen Teil der Welle, so dass ich das Wasser in all seinen Schichten sehen kann. Wunderschön! Neben den doppelseitigen Fotografien ist auch die Zusammenstellung von mehreren Fotos auf einer Doppelseite wundervoll gelungen. Immer wieder werden einzelne Zitate in die Bilder integriert pointiert. Der Prestel-Verlag veröffentlicht einfach tolle Bildbände. Aber in „Surf like a girl“ geht es nicht nur um Optik. Die engagierten Frauen setzen sich für eine nachhaltige Lebensweise ein, kämpfen für Umwelt- und Klimaschutz sowie für die Gleichberechtigung und Solidarität. Die irische Surferin Easkey Britton schildert bspw., dass die Mondphasen den Lauf des Meeres genauso beeinflussen wie ihre Menstruation. Die Frauen werden in in engen Wetsuits oder Bikini gezeigt, aber den Bildern geht Voyeurismus völlig ab. Meine Lieblings-Textpassage (der Kommentar von „Surfragette“ Marta Tomasini ist auch der längste Textbeitrag des Buchs) räumt auch gleich mit den Klischees von den sexy Surferinnen auf. Mit viel Selbstironie und Pragmatismus schreibt Tomasini von Bräunungsstreifen, kaputter Frisur oder davon, dass sie den Bikini gerne gegen einen Wetsuit tauscht, um nach einem Wipeout nicht nackt aufzutauchen, weil sich gerne mal die Bikini-Teile verabschiedet haben. Frau kann mit 61 noch surfen (Anne Taravet) oder schwanger (Stéphanie Goldie) und Frauen wie Meryem El Gardoum aus Marokko haben auf mit dem Short- oder Longboards Klischee durchbrochen. Am allerspannendsten fand ich auch die Bios der BIWoC, wie der beiden Schwestern Ikit und Aping Agudo von den Philippinen. Ihr selbstbewusstes Zitat: „We embrace our Filipino identity and skin color“ feiert Diversity. Einige kleinere Kritikpunkte hatte ich dann doch: In den Texten fielen mir in der Übersetzung an ein paar Stellen kleine Redundanzen auf. Nach welchem Muster die wundervollen Zitate übersetzt wurden – und wann nicht, habe ich nicht ganz verstanden. Bei dem Arugam Bay Girls Surf Club hätte ich es noch schöner gefunden, wenn nicht nur die drei Gründerinnen sondern zusätzlich auch die Frauen aus Sri Lanka selbst zu Wort gekommen wären. Und wenn es im Buch schon so viel um Nachhaltigkeit geht, könnte der Verlag doch bitte, bitte mal die Folieneinschweißung weglassen. Das mindert aber meine Begeisterung nicht. Ich hatte erst überlegt, das Buch einer Freundin zu schenken. Nun bin ich aber in „Surf like a Girl“ so verliebt, dass ich es einfach nicht mehr hergeben kann. Ich kann ihn allen empfehlen, die das Meer lieben oder das Surfen oder Frauen jenseits der üblichen Rollen sehen und die (Gender-)Diversity wichtig finden. Mit 38 Euro ist der Bildband aber kein Schnäppchen, so dass ich schlecht schreiben kann, holt ihn euch alle. Aber es ist vermutlich nicht verwunderlich, dass ich 5 begeisterte Sterne vergebe. Nach dem Motto eines meiner Lieblingszitate im Buch: „Catch waves, not Pokémon.“

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