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Rezension zu
Dunkelgrün fast schwarz

Schmerzhafter, anstrengender, beeindruckender Roman

Von: unzensiert♡team
11.08.2019

Raffael und Moritz sind Freunde seit Kindertagen: Raffael mit den verrückten Sprüchen und einer Scheissegal-Attitüde, Moritz, der Künstler, der seinem Freund überall hin folgt. Moritz' Mutter sieht die Gefahr, die Raffael verbirgt, und ist doch machtlos gegen ihn. Als Johanna neu in die Klasse kommt, ändert sich die Zweierdynamik zu einem Dreiergespann, dessen Ende unausweichlich scheint ... Jahre später kollidieren die drei erneut, und all die alten Verletzungen und Fragen brechen wieder auf. Eines wollen wir gleich vorweg sagen: "Dunkelgrün fast schwarz" ist kein angenehmes Buch. Nein, nicht mal im Entferntesten. Es ist ein interessantes Buch, das einen schnell in den Sog seiner scheinbar unergründlichen Tiefe ziehen kann – aber wir waren mehrmals kurz davor, nicht mehr weiterzulesen, weil es so ungute Gefühle in einem weckt. Es ist wie ein feiner Kopfschmerz, den man beim Einschlafen spürt oder ein Juckreiz an einer Stelle, die man nicht erreichen kann. Oder besser: Wie ein in Scherben zerschlagener Spiegel. Nicht einfach nur ein Puzzle, dessen Teile man geordnet und entspannt zusammensetzt. Nein, diese Bruchstücke haben Ecken und Kanten, an denen man sich schneiden kann. Das Buch erzählt die Geschichte von vier Menschen aus der Sicht von drei Personen. Wir erhalten Einblick in verschiedene Jahr(zehnt)e, verschiedene Gedankenwelten, die sich doch irgendwie ähnlich sind. Da ist Marie, die aufs Land zieht mit ihren Kindern und so einsam und allein ist. Ihr Sohn Moritz, schüchtern, ängstlich, der Farben sieht, die andere nicht wahrnehmen können und der einen Freund braucht. Da ist Johanna, die wütend ist, eine Waise, voller Selbstzerstörung. Sie alle kreisen um sich selbst und um Raffael, denjenigen, der keine eigene Stimme, keine eigene Erzählperspektive bekommt. Raffael, das ist der Junge mit den Augen wie Himmel und Eis, der sie anzieht, um sich sammelt und mit einem beiläufigen Kick auch wieder zerstört. Sie alle leben zusammen in einem kleinen Ort in Österreich, bis die Kinder groß genug sind, die Welt zu erkunden. Doch schließlich steht Raffael wieder vor Moritz' Tür, und all die ungesprochenen Worte und Fragen kommen wieder an die Oberfläche. Diesen Prozess zu beobachten – die Kindheit, die Jugend und das Erwachsenenalter, in dem sie sich schließlich wieder begegnen – ist schmerzhaft, quälend und sehr lange Zeit unbefriedigend. Mareike Fallwickl schreibt schonungslos ehrlich über die tiefsten Abgründe, die in ihren Protagonisten schlummern. Über Schmerz, über Gewalt, über Unfähigkeit. An einigen Stellen hätten wir uns gewünscht, ein bisschen mehr zu erfahren oder nicht ganz so sehr auf die Folter gespannt zu werden (das haben wir wirklich lange nicht mehr so erlebt). Und hin und wieder irritieren die österreichischen Begriffe, die uns nicht alle geläufig sind. Das letzte Viertel macht das Buch aber trotz zahlreicher Leerstellen so rund, dass wir es zufrieden zur Seite legen können: Wir wissen das Allernötigste; hätten gerne noch ein bisschen mehr gewusst und sind gleichzeitig sehr froh, dass es zu Ende ist. Ein anstrengendes Buch, das großartig geschrieben ist, ist schwer zu bewerten. Wir entscheiden uns für 4 von 5 Sternen und die Warnung: Nichts für zarte Gemüter.

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