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Rezension zu
Die Brüder

Auch das ist England

Von: wal.li
11.04.2015

Der Jüngste der drei Lauritzen-Brüder, Sverre, folgt nach dem Studium in Dresden seiner Liebe. Nicht ahnend, dass es sich bei seinem Liebsten Albie um einen englischen Lord und Titelanwärter handelt. Unbeschreiblich der Moment als Sverre zum ersten Mal das Herrenhaus der Manninghams sieht. Nach außen hin treten Albie und Sverre als Kollegen auf, die gemeinsam ein Ingenieurbüro führen, und so können sie auch eine gemeinsame Wohnung beziehen. Was unter dem Mäntelchen der Verschwiegenheit verdeckt wird, wird geduldet, wenn auch nicht unbedingt gut geheißen. Schließlich ist es Albies Pflicht, irgendwann für einen Nachfolger auf den Titel zu sorgen. Doch zunächst genießen er und Sverre eine unbeschwerte Zeit. Bei diesem zweiten Band um die Erlebnisse der Lauritzen-Brüder aus Norwegen wird das Leben des jüngsten Bruders Sverre beschrieben. Parallel zu den Ereignissen um Lauritz und Oscar, von deren Wegen sich Sverre nach dem Studium getrennt hat, werden ungefähr die ersten zwanzig Jahre nach Abschluss der Ausbildung beschrieben. In der Zeit zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die Homosexuellen als Sodomiten bezeichnet. Das Gerichtsverfahren gegen Oscar Wilde war ein Anlass für Albies Vater, den Sohn zum Studium der Ingenieurwissenschaften nach Dresden zu schicken. Bei der Rückkehr nach England haben sich die Verhältnisse nicht wesentlich gebessert. Dennoch beginnt eine Zeit der relativen Freiheit und des Aufbruchs. Albie und Sverre erlangen etliche Fortschritte im landwirtschaftlichen Betrieb des Gutes, sie bewegen sich in Künstlerkreisen und Sverre kann sich als Maler entwickeln. Doch je näher der erste Weltkrieg heranrückt, desto größer werden die Repressionen. In meist sehr beschreibender Form lässt der Autor das Leben seiner Protagonisten durch die unwirtliche Gesellschaft gleiten. Ihr kleines Glück wird in einigen Zeiten so gerade toleriert und in dem Moment, wo die Möglichkeit besteht, sogar angegriffen. Die gemeinsamen Erlebnisse und Reisen verblassen zu Erinnerungen. Ihre Bohemien-Kreise können letztlich keine Hilfe sein, ihr Unwille, sich der Konvention zu beugen, ist zwar bewundernswert, führt aber leider nicht zur Befreiung. Leider beinhaltet dieses Buch nicht die Lebensfülle des ersten Bandes. Dennoch handelt es sich gerade wegen der aufgegriffenen Thematik der Homosexualität und wie ihr zu Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts begegnet wurde um ein lesenswertes Buch. Auch wenn die heutige Situation in weiten Bereichen glücklicher ist, gibt es sicher noch viel zu verbessern. 3,5 Sterne

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