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Rezension zu
Die Nähmaschine

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Ein wundervoller Roman der von ein paar mutigen Frauen erzählt...

Von: printbalance
12.07.2019

Inhaltsangabe: Auf dem gewaltigen Industriekomplex der Singer-Nähmaschinen Manufaktur in Clydebank, Schottland kam es am 21. März 1911 zu einem Massenstreik, an dem sich über 12.000 Mitarbeiter beteiligten. Strenge Akkordarbeit, mangelnde Bezahlung und schlechte Arbeitsbedingungen sorgten bei vielen Angestellten für Unmut- allen voran bei dem 25-jährigen Donald Cameron, der seit seiner Ausbildung als Gießer in der Firma arbeitete. Als Aktivist und Rädelsführer bei den Mitarbeiterversammlungen war er den Betriebsleitern ein Dorn im Auge. Um dem Arbeitsboykott entgegenzuwirken, hatte die Firma ihre Tore geschlossen und alle Angestellten ausgesperrt. Nachdem zwei Wochen lang keine beidseitige Einigung erfolgte und jede Partei auf ihrem Recht bestand, schrieb die Singer Manufaktur an alle Arbeitnehmer einen Brief. Darin erklärte diese, dass ab einer Anzahl von 6.000 arbeitswilligen Mitarbeitern der Betrieb wieder fortgeführt wird und sämtliche Angestellte zurück an ihren Arbeitsplatz dürfen. Aufgrund der ausgebliebenen Löhne durch den Streik, hatten weder Frauen noch Männer genügend Geld um ihre Miete und den Lebensunterhalt weiterhin bezahlen zu können, sodass die Mehrheit sich den Singer-Werken unterwarf und ihre Arbeiten fortsetzen. Für den vermeintlichen Unruhestifter Donald und seine junge Lebensgefährtin Jean, gab es keinen Weg mehr zurück in die Firma, da sie von der Geschäftsleitung ihre sofortige Kündigung erhielten. Aufgrund ihrer Arbeitslosigkeit zog das junge Paar zu Verwandten nach Leith, wo das Leben für die beiden eine völlig neue Wendung nahm. Viele Jahre später, im Juni 2016 erbt Fred Morrison die Wohnung seines verstorbenen Großvaters Alfred. Die kleine, leicht heruntergekommene Unterkunft beinhaltet viele Schätze aus einer längst vergangenen Zeit. Unter diesem Inventar befindet sich auch eine alte Singer Nähmaschine 99K, deren Zustand trotz ihres Alters passabel ist. Da sich der Mittdreißiger finanziell auf sehr dünnem Eis bewegt, versucht er nicht nur das Apartment, sondern auch einige Teile des Mobiliars zu verkaufen. Bei näherer Inspizierung der alten Nähmaschine entdeckt er ein fein säuberlich verpacktes Bündel, in dem sich handgeschriebene Nähjournale befinden. Die Notizbücher geben Aufschluss, welche Arbeiten die ehemaligen Besitzer dieser Maschine früher angefertigt haben. Durch diesen besonderen Fund befasst sich Fred mit der Vergangenheit, in der er über das harte Leben von früher erfährt, wobei er einem gut gehüteten Familiengeheimnis auf die Spur kommt. Was der pedantische Arbeitssuchende nicht ahnt: Mit dieser Entdeckung wird er gleichzeitig einen neuen Sinn in seinem Leben finden.... Eigene Meinung: "In den Ecken und Gängen des alten Krankenhauses verbergen sich Geheimnisse. Sie tauchen praktisch täglich auf, aber diejenigen, die sie entdecken, erkennen oft nicht, wie wichtig sie sind." (Buchzitat S. 7) Mit diesen beiden Sätzen beginnt eine vielschichtige, tiefgründige und lebensnahe Handlung, die voller Hingabe von Natalie Fergie verfasst wurde. Mehrere Protagonisten aus unterschiedlichen Zeitfenstern gewähren einen Einblick in ihr Leben, welches scheinbar kaum eine Hoffnung zulässt aus der aktuellen Situation zu entkommen. Zum einen schreibt die Autorin über ein junges Pärchen, welches sich gegen alle Widrigkeiten durchsetzt, für ihre Ansichten einsteht und dadurch eine Entscheidung treffen muss, die mit Ängsten, Unsicherheit und Zweifeln verbunden ist. Ein ähnliches Schicksal widerfährt wenig später einer anderen Protagonistin: auch sie hat einen festen Bezug zum Nähen. Nur durch ihre Leidenschaft zur Handarbeit, mit Mut, Durchhaltevermögen und Disziplin konnte sie sich ein Leben aufbauen, da es das Schicksal einst nicht so gut mit ihr meinte. Auch Fred, der arbeitssuchende Mittdreißiger durchlebt gerade eine Phase, die von Unzufriedenheit, Hoffnungslosigkeit und Resignation geprägt ist. Doch auch bei ihm überschlagen sich die Ereignisse nach dem Fund in der Nähmaschine. Sämtliche Personen sind durch ihre Lebensgeschichte miteinander verbunden und bilden so ein großes Ganzes. Die Autorin hat einen kaum zu bändigenden Erzählfluss, sodass man es als Leser nicht schafft, sich dem Sog dieser Geschichte zu entziehen. Zusätzlich ist die in Halbleinen gebundene Aufmachung mit dem rosafarbenen Lesebändchen ein weiteres Highlight, welches die Geschichte optisch und inhaltlich zu einem Jahreshighlight werden lässt. Fazit: Es handelt sich hierbei um einen realitätsnahen Roman, der den geschichtlichen Hintergrund der Firma Singer repräsentiert. Nur durch den Mut einzelner, unzufriedener Arbeiter wurde zum damaligen Zeitpunkt schon ein Streik ausgelöst- ein Vorreiter zur heutigen Gewerkschaft. Die Autorin zeigt dem Leser, dass nicht nur im Jahr 1911, sondern auch 2016 das Problem Arbeitslosigkeit in Erscheinung tritt. Meine Bewertung: 5 von 5 Sternen

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