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Rezension zu
Der Rat der Gerechten

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Geschichte in der Geschichte

Von: Kerstin von KeJas-BlogBuch
26.06.2019

Dieses Buch hatte mich so sehr gereizt, da die Vorgänge in Polen ihre Handlung haben. Unter anderem auch in Danzig, eine Stadt die ich bereits mehrmals besucht habe und die mir sehr positiv in Erinnerung geblieben ist. Aber mehr noch hat mich diese Geschichte in der Geschichte angesprochen und hier muss ich alle vorwarnen, die sich hier rein auf den Klappentext verlassen und denken, dass sich dahinter alles um diese Entführung, die Profilerin Sasza und gefährliche Machenschaften verbergen. "Ich helfe der Polizei bei Vernehmungen, untersuche Verhaltensspuren, erstelle Gutachten, bereite Vernehmungstaktiken vor, führe Gegenüberstellungen durch und liefere geografische Profile." (S. 138) Das Buch ist ein Spannungsroman, ganz ohne Frage, aber es beschäftig sich sehr intensiv mit einem historischen Hintergrund. Die ersten 200 Seiten sind fast ausschließlich der Profilerin Sasza und dieser erwähnten Hochzeit gewidmet. Da es der zweite Band um die Profilerin ist, gibt es einen Grund warum sie die Stadt verlässt und in diesem kleinen Ort landet. Das Hintergrundwissen zum ersten Band fehlt mir komplett, was der Geschichte aber keinen Abbruch getan hat. Sasza ist ein sehr angenehme dargestellter Charakter, nur auf die gelegentlichen Hinweise, dass sie einmal eine Zeit sehr große Probleme mit dem Alkohol hatte nervten mich etwas. Sie ist eigentlich nur auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person, doch dadurch ergibt sich aus Zufällen die Möglichkeit dieser Ermittlungen um Bondaruk und seine verschwundenen Ehefrauen. Das fand ich alles sehr geschickt gemacht und hat mich angenehm überrascht. In dieser Geschichte gibt es Unmengen an Personen und Orten, deren Aussprache selbst beim Lesen schwierig sind. Darauf sollte man sich einstellen, vielleicht hilft es ein bisschen vorher in dem, ganz vorne im Buch angelegtem Personenregister zu stöbern. Es war mir während dem Lesen immer eine sehr willkommene Hilfe oder gedankenstütze. Durch meine Besuche in Polen, den Kontakt zu den Einheimischen und Freundschaften zu in Polen geborenen Menschen, habe ich diese sprichwörtliche Gastfreundschaft kennengelernt. Auch fiel es gar nicht mal so schwer die Hauptpersonen auseinander zu halten und damit ihren Handlungen und Dialogen zu folgen. „Ein Gast im Haus, Gott im Haus“ polnisches Sprichwort Was mir irre gut gefiel, waren die Darstellungen der Umstände, Begebenheiten um Sitten und Bräuche, die Verhaltensweisen und letztendlich der durchweg fesselnde Stil. Alleine diese Vorbereitungen der Braut für die Hochzeit, war so authentisch geschildert. Mich hatte die Autorin neugierig gemacht und spätestens ab Seite 200, als es in das Jahr 1946 ging, war es ein fließendes Lesen und Wissen wollen um all die Hintergründe. Denn es ist dieser geschichtliche Hintergrund, der alles andere in die Zukunft transportiert und damit erst die komplette Geschichte möglich machte. Das die Autorin damit ihre eigene Familiengeschichte erzählte, erfuhr ich aus dem ebenfalls sehr informativen Nachwort. "Die Erde, unsere Urmutter, nimmt das Blut auf, reinigt das Gewissen. Selbst wenn die Menschen schweigen, die Erde weiß Bescheid. Sie hütet alle unsere Geheimnisse." (S. 131) Es gibt aber nicht nur diesen einen Zeitsprung in das Jahr 1946. Er ist aber das grundlegendste Element und das wichtigste. Die damaligen Geschehnisse sind in diesem Roman fiktiv, haben aber einen realen Hintergrund. Die Pogrome um Menschen anderen Glaubens, anderer Herkunft und sozialem Gefüge sind mit dem Ende des Krieges nicht erloschen. Im Gegenteil, es loderte immer wieder auf und so kam es zu grauenhaften Taten an Bewohnern von kleinen Ortschaften. Nationalsozialistisches Gedankengut, das rücksichtslos umgesetzt wurde. Viele der Opfer wurden verscharrt, Männer, Frauen, Kinder, und viele der Gräber konnten nie gefunden werden. Da überstanden die Menschen einen Weltkrieg um dann unmittelbar danach zu sterben. Hier ist es von Vorteil wenn man ein klein wenig über die polnisch-weißrussische Geschichte weiß. Die antikommunistische Haltung gegenüber der weißrussischen Bevölkerung hatte mit den Pogromen einen mehr als gewalttätigen Höhepunkt erreicht. Die Charaktere aus dem Buch entspringen diesem Pogrom, waren Opfer und Täter und so folgt man ihren Spuren weiter, ebenfalls durch Sprünge in der Zeit. Dadurch wird der Roman zwar immer wieder unterbrochen, ergibt aber erst den Sinn dahinter. Es hat mich fasziniert wie die Autorin diese einzelnen Charaktere zeichnete und deren Lebenswege weiterspann, bis eben zu dem Jahr 2014 und zu Sasza. Diese Jahreszahlteile im Buch enthalten viele kleine Kapitel, die von der Länge her immer angenehm sind und auch die Schrift im Buch hatte für mich genau die richtige Größe. Der blutrote Baum auf dem Cover und auch die Schrift haben ihren Sinne, der sich erst sehr spät herauskristallisiert. Blutsverwandte, Blutvergießen, Blut ist dicker als Wasser, solch Dinge sind mir immer im Kopf herum geschwirrt. Das Ende ist eher gemein, ein klassischer Cliffhanger der danach schreit Sasza weiter zu begleiten. Rezension verfasst von © Kerstin

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