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Rezension zu
Veranda zum Meer

Die Rezension bezieht sich auf eine nicht mehr lieferbare Ausgabe.

Vierter Besuch im Comfort Food Café

Von: Frau Goethe liest
27.05.2019

Willow Longville hat in den 26 Jahren ihres Lebens ihren Heimatort Budbury niemals für lange verlassen. Während ihre drei älteren Geschwister in die Welt hinauszogen, blieb sie bei ihrer Mutter Lynnie. Die ehemalige Yoga-Lehrerin pflegte immer einen unkonventionellen Lebensstil, leidet aber inzwischen an Alzheimer und bedarf Willows ganzer Aufmerksamkeit. Die junge Frau mit den rosa Haaren und den Doc-Martens-Stiefeln kommt vor lauter Verpflichtungen nicht dazu, über ihr mangelndes Privatleben nachzudenken. Wenn sie sich nicht um ihre Mutter kümmert, bedient sie im Café oder erfüllt Reinigungsaufträge ihrer Kunden. Gerade soll sie Briarwood, das frühere Kinderheim und von den Einwohnern nur das alte Haus auf dem Hügel genannt, putzen. Tom, ein erfolgreicher Investor, hat das Anwesen gekauft. Vor Jahren hatte Willow dort als Achtjährige ein prägendes Erlebnis. Ihre Geschwister hatten ihr weisgemacht, dass es in einem der oberen Zimmer spuke. Sie ahnt nicht, dass Tom damals schon mit von der Partie war. Debbie Johnson gibt den Lesern ab der ersten Seite einen Einblick in das Leben ihrer Figuren. Willow hält ihren Tagesablauf in Form einer Liste fest. Diese Liste soll nicht nur Ordnung in ihre Gedanken bringen, sondern auch ihrer Mutter beim Erinnern helfen. Gleichzeitig werden Vorfälle angesprochen, die die Leser neugierig werden lassen, schreibt sie doch davon, dass die Polizei nach Hause kam und sie vermutlich Edward Cullen (ja, den Vampir aus der Biss-Reihe) im Teich baden gesehen hat. Im vierten Teil der Comfort Food Café-Reihe steht diesmal also Kellnerin Willow im Mitteilpunkt. Man trifft dabei auf einige Bekannte, wenngleich man keinen der Vorgängerbände gelesen haben muss, um mit diesem Lesespaß zu haben. „Denken ist der Feind des Glücks.“ (Willow Longville) Stück für Stück wird die verzwickte Familiengeschichte um die alleinerziehende Mutter und ihrer vier Kinder aufgezeigt. Lynnies Lebensgeschichte bietet unzählige Überraschungen, da sie auch ihren Kindern nie viel über ihre Herkunft erzählt hat. Sie förderte es aber, dass alle vier ihren Weg finden. Während es die drei älteren in die Welt hinaus getrieben hat, ist Willow geblieben. Das unaufgeregte Landleben an der Küste Dorsets hat ihr alles geboten, was sie sich gewünscht hatte. Erst als Tom in ihr Leben tritt, merkt sie, dass es noch mehr als das dörfliche Sozialleben gibt. Aber auch Tom hatte es im Leben nicht einfach. Nach dem Tod seiner Eltern verbrachte er einige Jahre im Kinderheim und lernte dennoch nie, sich sozial zu integrieren. Die empfindsamen Charaktere nähern sich also vorsichtig an. Diese Entwicklungsgeschichte ist der Autorin gelungen. Alles erscheint authentisch, wenn sie sich einen Schritt vor oder zurück wagen. Das zweite große Thema ist das Vergessen. Lynnie ist bereits in ihrer Krankheit an einem Punkt, bei dem sie auf Hilfe anderer angewiesen ist. Willow ist in diese Situation hineingewachsen. Erst als ihre Schwester Auburn plötzlich hinzukommt, merkt sie, dass viele Handgriffe auf Erfahrung beruhen. Das Zusammenspiel der Schwestern wird zusätzlich erschwert, weil sie die alten Rollenmuster nicht abgelegt haben. So streiten sie wie Kinder über Kleinigkeiten, ohne ihrer Mutter dabei zu helfen. Das häusliche Konstrukt steht auf wackeligen Säulen, die auch das Auftauchen der beiden Brüder kaum stützen. Beeindruckend ist dabei die Ehrlichkeit, mit der diskutiert wird und die Suche nach Lösungen. Die Familiengeschichte ist emotional bewegend und lässt den Leser nahezu in Willows Gedankenwelt hineinblicken. Man empfindet sofort Sympathie für die junge Frau, sodass man das Buch mit den tiefgehenden Gedanken in fluffiger Schreibweise nur schwer wieder aus der Hand legt.

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